Wissenschaftler in Europa sollen nach Plänen der EU-Kommission viele ihrer Daten zugänglich ins Internet stellen. Derzeit stünden Informationen, die mit Hilfe von Steuergeldern entstanden sind, teils nicht einmal anderen Wissenschaftlern zur Verfügung, beklagte der für den digitalen Binnenmarkt zuständige Vizepräsident der EU-Kommission Andrus Ansip.
Die EU-Kommission will deshalb die Entstehung einer Europäischen Cloud für die Wissenschaft mit etwa zwei Milliarden Euro an Forschungsgeldern fördern, wie die Brüsseler Behörde am Dienstag mitteilte. Weitere 4,7 Milliarden Euro sollen aus öffentlichen und privaten Töpfen kommen. Wer Cloud-Dienste nutzt, speichert Daten online statt auf der eigenen Festplatte oder er greift auf internetbasierte Anwendungen zu.
Laut EU-Forschungskommissar Carlos Moedas ist zunächst zu klären, wie der Dienst genau funktionieren soll und wie bestehende Clouds eingebunden werden können. Die Daten sollen zunächst Mitarbeitern europäischer Universitäten und Forschungseinrichtungen zugänglich sein, später dann auch Fachleuten aus dem öffentlichen Sektor und der Industrie. Für den Abruf bestimmter Informationen könnten dann nach Vorstellung der EU-Kommission Gebühren erhoben werden, um die Interessen der Urheber zu schützen.
«Wissen öffnen»
Daten, die aus Projekten entstehen, die aus dem 77 Milliarden Euro schweren Forschungstopf der EU «Horizont 2020» finanziert werden, sollen künftig grundsätzlich offengelegt und damit für weitere wissenschaftliche Forschung nutzbar sein. Gegenwind befürchtet Moedas nicht: «Wir sollen Wissen öffnen und Ideen schützen», sagte er.
Insgesamt mehr als 50 Milliarden Euro sollen für die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft in den nächsten Jahren zusammenkommen – die Mittel für die Wissenschafts-Cloud sind Teil dieser Summe. Einen Teil sollen die EU-Staaten und die Privatwirtschaft beisteuern.
Die EU-Kommission kündigte zudem an, den Rahmen für den Umgang mit großen Datenmengen überarbeiten zu wollen. Dabei geht es zum Beispiel um Wetterdaten oder Satellitenbilder. Die Behörde möchte, dass diese für Forschung und Wirtschaft wertvollen Informationen leichter ausgetauscht werden können. Bei der Entwicklung von Standards soll die EU nach Worten von Digitalkommissar Günther Oettinger ebenfalls schneller werden – dabei geht es etwa um Cybersicherheit oder Haushaltsgeräte mit Internetanschluss.
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