Chinas Wirtschaftswachstum ist mit 7,6 Prozent im zweiten Quartal auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen. Der Rückgang der Nachfrage im schuldengeplagten Europa, die Stagnation des Immobilienmarktes und ein langsamer Zuwachs des heimischen Konsums bremsen die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt. Das Wachstum ist damit sechs Quartale in Folge zurückgegangen, wie das Statistikamt am Freitag in Peking berichtete.
Die Wachstumsrate erscheint im Vergleich zu den krisengeschüttelten Industrienationen hoch, doch braucht China als Entwicklungsland ein vergleichsweise hohes Wachstum, um ausreichend Arbeitsplätze zu sichern und seine Probleme zu bewältigen, wie auch Regierungschef Wen Jiabao diese Woche noch einmal betonte.
Industrieproduktion zurückgegangen
Der Zuwachs der Industrieproduktion ging im Juni weiter auf 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Die Gewinne der Industrie fielen dadurch in den ersten fünf Monaten um 2,4 Prozent. Der Zuwachs der Anlageinvestitionen, die ein wichtiger Treiber des Wachstums sind, verringerten sich im ersten Quartal um 5,2 Prozentpunkte auf 20,4 Prozent, wie das Statistikamt berichtete.
Der Immobiliensektor, der laut Internationalem Währungsfonds (IWF) zwölf Prozent zu Chinas Wirtschaftsleistung beiträgt, stagniert. Die Regierung versucht seit zwei Jahren, mit Kontrollen eine weitere Überhitzung zu verhindern. Das Investitionswachstum im Immobiliensektor ging im ersten Halbjahr auf 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück, wie das Statistikamt berichtete. Zwischen Januar und Mai hatte der Zuwachs noch 18,5 Prozent betragen.
Exporte schwächeln
Mit dem Rückgang der Nachfrage besonders in der schuldengeplagten Europäischen Union war Chinas Exportwachstum im ersten Halbjahr auf 9,2 Prozent gefallen. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, hatte die Zentralbank seit Juni zweimal in einem Monat die Leitzinsen und seit November schon dreimal die Anforderungen für das Mindestkapital der Banken gesenkt. So legten neue Kredite der Banken im Juni zu.
Wegen der deutlich gefallenen Inflation sehen Experten wieder mehr Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Analysten erwarten mit weiteren Stimulusmaßnahmen auch wieder ein stärkeres Wachstum in der zweiten Jahreshälfte.
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