Microsoft will die Dominanz von Apples iPad brechen und steigt dazu selbst ins boomende Geschäft mit Tablet-Computern ein. Microsoft-Chef Steve Ballmer stellte die schlanken und leichten eigenen Rechner mit dem Namen Surface am Montag in Los Angeles vor. «Der Surface ist ein PC. Der Surface ist ein Tablet. Und der Surface ist etwas ganz neues», verkündete er. Es ist ein Wendepunkt für Microsoft: Üblicherweise verkauft der Konzern nur sein Windows-Betriebssystem, die Computer bauen dann PC-Hersteller wie Hewlett-Packard oder Dell.
Die Microsoft-Tablets sind in etwa so groß wie ein iPad, haben aber einen etwas breiteren 16:9-Bildschirm mit einer Diagonale von 10,6 Zoll (26,9 cm) sowie einen USB-Anschluss und einen Einschub für MicroSD-Speicherkarten. Auffälligste Besonderheiten sind der eingebaute Ständer und der abnehmbare Bildschirmschutz, der über eine vollwertige Tastatur samt Touchpad verfügt. Die Variante Type Cover hat klassische Klick-Tasten, das Modell Touch Cover ist etwas dünner durch eine berührungsempfindliche Oberfläche. Tastatur-Cover gibt es auch für das iPad, aber Apple überlässt dieses Geschäft den Zubehör-Anbietern.
Zwei Gerätetypen
Es gibt zwei Surface-Typen: Das leistungsstärkere und dickere Gerät läuft mit dem für PC-Prozessoren entwickelten Betriebssystem Windows 8, der dünnere und leichtere Bruder mit dem für mobile ARM-Prozessoren optimierten Ableger Windows RT. Beide Geräte bekommen Microsofts Office-Bürosoftware. Mit einem Gewicht von 676 Gramm und einer Dicke von 9,3 Millimetern liegt die RT-Variante auf Augenhöhe mit der dritten iPad-Generation.
Apples iPad ist auch gut zwei Jahre nach dem Start der ersten Version das Maß der Dinge auf dem stark wachsenden Tablet-Markt. Der Marktforscher IDC geht davon aus, dass in diesem Jahr 107,4 Millionen Tablet-Computer verkauft werden und davon 62,5 Prozent aus dem Hause Apple stammen werden. Der Großteil der restlichen Geräte läuft mit Googles Betriebssystem Android. Microsoft muss praktisch bei Null anfangen.
Trend verpasst?
Dabei hatte der Windows- und Office-Konzern schon vor mehr als einem Jahrzehnt die Idee des Tablet-Computers vorangetrieben. Der Erfolg blieb aber aus, vor allem weil die Geräte zu schwer waren, die Batterien zu schnell aufgaben und die Bedienung zu unhandlich war. Erst Apple gelang es mit dem von Ballmer anfangs belächelten iPad, den totgeglaubten Markt zu beleben. Nun versucht Microsoft, auf den fahrenden Zug aufzuspringen.
Konzernchef Ballmer verwies darauf, dass Microsoft eine Tradition als Hardware-Hersteller habe. Der Software-Riese verkauft schon seit geraumer Zeit PC-Zubehör wie Mäuse, Tastaturen oder Webcams und ist erfolgreich mit seiner Spielekonsole Xbox. Allerdings gab es auch Flops wie den Player Zune, der nie für Apples iPods gefährlich werden konnte, sowie die schnell wieder eingestellten Kin-Handys.
Keine leichte Aufgabe
Zudem macht Microsoft mit den Surface-Tablets nun ausgerechnet seinen wichtigsten Partnern – den PC-Herstellern – direkte Konkurrenz. Konzerne wie Asus planen längst eigene Windows-Tablets.
Aktuell hat Microsoft einen schweren Stand im mobilen Bereich: Das Smartphone-Betriebssystem Windows Phone 7 hängt trotz eines großen Partners wie Nokia bei Marktanteilen von wenigen Prozent fest. Apple betreibt iPhone und iPad mit dem selben System iOS.
Preise und Termine
Genaue Preise und ein Erscheinungsdatum für seine Tablet-Computer nannte Microsoft noch nicht. Der Konzern verriet nur, dass die kleinere Surface-Variante zusammen mit der finalen Version des neuen Windows-Systems erscheinen soll. Das dürfte im Herbst sein. Der leistungsstärkere Surface-Typ mit Intel-PC-Prozessor folgt drei Monate später. Zum Preis hieß es nur, er solle im Bereich vergleichbarer Geräte liegen.
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