Russland hat die Sicherheit des in Bulgarien geplanten AKW Belene an der Donau bekräftigt. Für Belene seien «einzigartige Sicherheitssysteme» vorgesehen, sagte der Exekutiv-Direktor von Rosatom, Kiril Komarow, am Mittwoch in Sofia. Zu diesem staatlichen Unternehmen gehört Atomstroiexport, bei dem der Bau von Belene bestellt ist. Das Kernkraftwerk soll mit zwei 1000-Megawatt-Reaktoren vom Typ B 466 der dritten Generation ausgestattet werden. Es wäre das erste von Russland in der EU gebaute Atomkraftwerk.
Das AKW Belene sei so entworfen, dass es den Absturz eines 400 Tonnen schweren Flugzeugs sowie Temperaturschwankungen von minus 57 bis plus 60 Grad überstehen könne, versicherte Komarow. Trotzdem sei Rosatom bereit, zusätzliche Garantien für Belenes Sicherheit zu geben. Diese hatte die bulgarische Regierung nach der Erdbeben-Tragödie in Japan gefordert. Auch eine Schutzmauer an der Donau gegen Zunamis könne gebaut werden, scherzte Komarow.
Bulgarien braucht die Atomenergie
Für Bulgarien sei es nicht angebracht, auf seine eigenen Atomkraftwerke zu verzichten und von anderen Staaten abhängig zu werden, meinte Komarow angesichts der Diskussionen über die Zukunft von Kernkraftwerken.
Belene soll nach russischen Angaben 6,3 Milliarden Euro kosten und 2017 fertig sein. Bulgarische Unternehmen würden beim Bau des zweiten Atommeilers des Landes rund 30 Prozent der Aufträge für rund 2 Milliarden Euro erhalten. Es sollen auch rund 5000 Arbeitsplätze entstehen.
Bulgariens President rechtfertigt Belene
Trotz der Atom-Havarie in Japan setzt sich Bulgarien energisch für die Atomenergie und den Bau des Kernkraftwerks Belene an der Donau ein. «Wir wollen, dass es das Akw Belene gibt. Wer möchte denn kein Atomkraftwerk haben?», erklärte Ministerpräsident Bojko Borissow am Donnerstag im Fernsehsender TV7 in Sofia. Die Regierung werde «keinen Kompromiss» mit der Sicherheit von Belene machen, versicherte Energieminister Trajtscho Trajkow.
Borissow bekräftigte zudem, dass das einst umstrittene bulgarische Atomkraftwerk Kosloduj an der Donau nach einer Umrüstung nun sicher sei. «Wir sind für jegliche Stresstests aus Europa bereit», sagte er. Um der EU 2007 beizutreten, musste Bulgarien vier veraltete Reaktoren in diesem Atomkraftwerk aus der Sowjet-Ära abschalten. «Damit sind wir ein Beispiel für andere Staaten. Nun müssen die schließen», sagte der Regierungschef.
Belene «Sündenbock» der Stresstests?
Währenddessen melden sich aus den bulgarischen Medien erste kritische Stimmen zu den EU-Stresstests für Atommeiler. Die linksliberale bulgarische Zeitung «Sega» schreibt am Donnerstag zu den von der EU beschlossenen Stresstests für Atomkraftwerke und die möglichen Folgen für das Belene-Projekt in Bulgarien:
«Europa wlll Stresstests für Atomreaktoren machen, aber wir wissen bereits, mit welchem Ergebnis – das gleiche, wie bei den inhaltsleeren Stresstests für die Banken im vergangenen Jahr. Kein einziger Reaktor wird stillgelegt werden, abgelehnt wird nur das unschuldigste, noch nicht gebaute AKW Belene – um sagen zu können, dass etwas getan wurde. Das Sondertreffen der Energieminister in Brüssel war kaum ein Ausdruck von Bemühungen, einheitliche Kriterien für alle auszuarbeiten und anzuwenden, sondern vielmehr der Scheinheiligkeit, dass die atomare «Sicherheit unteilbar ist», wie der deutsche EU- Energiekommissar Günther Oettinger sagte. (…)»
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