Das griechische Schulden-Drama nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Der Einbruch der griechischen Wirtschaft fällt neuen Prognosen zufolge in diesem Jahr noch stärker aus als erwartet. Damit schwinden die Hoffnungen auf eine Rettung, auch wenn Ministerpräsident Giorgos Papandreou einen «Titanenkampf» gegen den drohenden Bankrott seines Landes ankündigte. Er sei entschlossen, alles zu tun, damit Griechenland Euroland bleibe, sagte Papandreou in Thessaloniki. Dafür müssten seine Landsleute weitere Opfer bringen.
Griechenland muss seine staatlichen Ausgaben kräftig kürzen, bangt aber wegen unzureichender Fortschritte beim Sparkurs um weitere Milliarden-Hilfen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF). Um mehr Geld einzunehmen, plant die Regierung in Athen nun eine neue Immobiliensteuer. Daraus sollten bis zum Jahresende zusätzlich rund zwei Milliarden Euro in die Staatskassen fließen, sagten Mitarbeiter des Finanzministeriums der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag.
Staatsfinanzen auf Sinkkurs
Einen Tag zuvor hatte die Regierung mitgeteilt, dass das Land nach ihren Berechnungen immer tiefer in die Rezession rutscht. «Die Prognose war im Mai minus 3,8 Prozent. Jetzt übertreffen wir die (minus) fünf Prozent», sagte der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos am Samstag in Thessaloniki zu den Wachstumserwartungen für 2011.
Hintergrund der neuen Vorhersagen seien die Sparpolitik der Regierung, aber auch psychologische Gründe, erläuterte Venizelos. Viele Menschen zögen ihr Geld von den Banken ab und investierten es nicht. Investitionen seien aber dringend notwendig. «Wir brauchen jetzt einen Sprung nach vorne. Es ist ein nationales Ziel.»
Proteste gegen Sparkurs
Am Rande einer Messeeröffnung in Thessaloniki kam es am Samstag bei Protesten gegen den harten Sparkurs der Regierung zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Um die Fortschritte beim Sparkurs zu überprüfen, werden Kontrolleure der «Troika» aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) am 14. September wieder in Athen erwartet. Sie hatten die Stadt Anfang September vorübergehend verlassen – Griechenland müsse den Haushaltsplan für 2012 überarbeiten und Strukturreformen angehen.
«Keine Zuspitzung»
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte am Samstag in Marseille am Rande des G8-Finanzministertreffens, gegenwärtig seien die Voraussetzungen nicht erfüllt für eine Auszahlung der im September fälligen nächsten Kredittranche aus dem ersten Hilfspaket der Europäer und des IWF.
Dies sei zwar eine schwierige Lage für Griechenland, sagte Schäuble, betonte aber zugleich. «Es ist nicht so, dass eine unmittelbare Zuspitzung bevorsteht.» Athen habe sich erst vergangene Woche an den Märkten Mittel mit begrenzter Laufzeit besorgt.
Pleite erwartet
Deutschland wappnet sich nach Medienberichten bereits für den Fall einer griechischen Pleite. Nach einem «Spiegel»-Bericht spielen Schäubles Beamten sämtliche Szenarien durch, die sich im Falle eines Zahlungsausfalls des Landes ergeben könnten.
Nach Informationen der «Welt am Sonntag» verabschiedet sich die Bundesregierung von ihrer Maxime, Athen aus Furcht vor einem Flächenbrand in der Euro-Zone auf keinen Fall pleitegehen zu lassen. Nun aber werde immer deutlicher, dass die Griechen ihr Schuldenproblem nicht lösen könnten. Zudem stünden mit dem erneuerten Euro-Rettungsschirm EFSF bald mehr Instrumente zur Verfügung, mit denen sich eine Staatspleite notfalls besser beherrschen ließe.
Ein Sprecher des Finanzministeriums sagte am Sonntag zu den Berichten auf Anfrage, Spekulationen um eine angeblich bevorstehende Pleite Griechenlands seien «zwecklos». Zudem warte man den Bericht der «Troika» ab.
Zu Demaart
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