Spannend bis zum Schluss war die Entscheidung in der Luxemburger Fußball-Meisterschaft. 27 Minuten lang konnte sich die Escher Fola am vergangenen Sonntag als virtueller Meister fühlen, ehe der F91 Düdelingen doch noch den zwölften Meistertitel der erst 25-jährigen Vereinsgeschichte perfekt machte.
Zufall ist es nicht, dass der F91 und die Fola den Luxemburger Titel seit nunmehr sechs Jahren unter sich ausmachen. Denn Fola – F91, das ist auch das Duell der Geschäftsmänner Lopez und Becca. Will heißen, dass beide Vereine über ganz andere finanzielle Möglichkeiten verfügen als der Rest der Liga.
Und da nun mal im modernen Fußball Geld Tore schießt, wird sich bis auf Weiteres nichts an den Kräfteverhältnissen im Luxemburger Fußball ändern. In die Phalanx einbrechen möchte Differdingen, das sich in den letzten Jahren als dritte Kraft im Fußball-Land etabliert hat. Doch dazu müsste es in Zukunft schon perfekt laufen.
Keine Rolle mehr im Konzert der Großen spielt unterdessen Jeunesse Esch. Der stolze Rekordmeister belegt mit Rang vier immerhin einen Platz, der für den Europapokal reichen könnte. Doch der wurde mit Hängen und Würgen erreicht, spielerisch war die Saison erneut ein Offenbarungseid, das Publikum quittierte die dürftigen Leistungen mit Fernbleiben.
Der Abstand zur Spitze ist unter der Präsidentschaft von Jean Cazzaro riesig geworden und dürfte sich in Zukunft noch vergrößern, da auch die einstmals vorbildliche Jugendarbeit heute scheinbar keinen allzu großen Stellenwert mehr im Klub hat. Davon zeugen jedenfalls die Resultate der Jugendmannschaften und die kollektive Demission der Jugendkommission in dieser Saison.
Wer seine Mittel ausschließlich in die erste Mannschaft steckt, der hat hierzulande langfristig keine Überlebenschance. Denn ein Problem des Luxemburger Fußballs ist, dass die Diskrepanz zwischen In- und Output in keinem Verhältnis zueinander stehen. Will heißen, dass die mitunter üppigen Gehälter der Spieler sich zu selten in der Qualität des Fußballs widerspiegeln. Wobei übertriebene Gehälter im Fußball beileibe kein auf Luxemburg beschränktes Problem sind.
Die Budgets stehen ebenso in keinem Verhältnis zum stagnierenden Interesse am Luxemburger Fußball in der Öffentlichkeit. Die Zuschauerzahlen der Nationaldivision in den letzten drei Spielzeiten jedenfalls blieben auf dem gleichen Niveau.
Unverändert bleibt auch, dass das Herz des Luxemburger Fußballs im Süden schlägt. Der Süden stellt zur kommenden Spielzeit acht von 14 Vereinen der Eliteklasse. 12 Jahre ist es her, dass der Meister nicht aus dem „Minett“ kam. 22 Jahre gar, seit letztmals ein Verein aus der Hauptstadt triumphieren konnte. Und daran wird sich wohl auch so bald nichts ändern in Anbetracht des Chaos beim großen Fusionsverein RFCUL.
Was sonst noch hängen blieb von der Saison 2015/2016: etliche Trainerwechsel, ein Schiedsrichterproblem und ein neuer Ligaverband. Letzterer hat sich als Ziel gesetzt, den Luxemburger Fußball besser zu vermarkten. Auf ihn wartet noch viel Arbeit.
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