Wichtige Lektion

Ratko Mladic ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Dass alles andere eine bodenlose Frechheit für die Opfer und Angehörigen gewesen wäre, liegt auf der Hand. Allerdings sind Urteile wie dieses kein Garant für etwas viel Wichtigeres: die Aussöhnung der Menschen und eine ernst zu nehmende Aufarbeitung der Geschichte. Beides hat im Balkan bislang nicht stattgefunden. Im Gegenteil.

Obschon die einst vom Krieg zerrissenen Länder wie Serbien oder Bosnien und Herzegowina heute wieder Touristen anziehen und oft nur die Friedhöfe an die Massaker von gestern erinnern, agieren die aktuellen Staatenlenker, zumindest was ihre Rhetorik angeht, verantwortungsloser denn je. Nationalistische Parolen gehören zum guten Ton, die Feindbilder von einst müssen nicht einmal aufgebaut werden, sie bestehen immer noch.

Aber auch die Opfer müssen sich mit der Kritik konfrontiert sehen, dass etwa Bosnien ein großes Problem mit Dschihadisten hat. Gerade die nach Syrien ziehenden Foreign Fighters waren die letzten Jahre eine traurige und alarmierende Realität zugleich.

Allerdings sollte all dies nicht über die wichtigste Lektion hinwegtäuschen: Das Stigmatisieren von Minderheiten und das Schüren von Ressentiments gegen Andersdenkende haben noch nie zu etwas Gutem geführt. Was ungehemmte anti-muslimische Propaganda auslösen kann, wissen die Menschen im Balkan nur allzu gut.