Musik muss den Hörern nicht immer den Gefallen machen, leicht bekömmlich zu sein. Ebenso wenig sollten aber die Hörer sich dazu genötigt fühlen, jede Unverschämtheit, die ein Musiker ihnen vorsetzt, über sich ergehen zu lassen. Sein Gehirn ist eine Maschine, die es liebt, nach Mustern und Regelmäßigkeiten zu suchen, sie in Schubladen zu stecken und Assoziationen herzustellen. Musikstücke können nicht einfach Musikstücke sein. Sie gehören zu einem Genre. Sie klingen wie ein anderes schon einmal gehörtes Musikstück.
Auf eine gewisse Art hat Musik es nicht leicht. Es gibt nur eine bestimmte Bandbreite an Frequenzen, die ein Menschen hören kann, und die wurden alle schon gespielt. Und nur Frequenzen, die ganzzahlige Mehrfache voneinander sind, klingen harmonisch. Um innovativ zu sein, bleibt Musikern nur, immer neue Kombinationen zu finden. Weg vom Gewohnten, das seinen Platz schon in einer mentalen Schublade gefunden hat. Devianz ist in der Musik Innovation, Mutation und Evolution. Musik entwickelt sich weiter – ohne Garantie auf Erfolg.
Aber: Über Geschmack lässt sich nicht streiten, heißt es. Blödsinn! Über Geschmack lässt sich sogar ganz vortrefflich streiten. Gerade das Subjektive bietet Raum für unterschiedliche Meinungen. Über kaum etwas lässt sich so gut streiten wie über Musik. Nur darf man halt kein Ergebnis erwarten.
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