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Politische Slalomfahrt

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Rund 30 Jahre nach dem Start der Erfolgsstory SES lässt Luxemburg mit dem Gesetz über das „Space Mining“ keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit, bei der Nutzung des Weltraums und der extraterrestrischen Ressourcen ganz vorne mit dabei zu sein.

Dass ein Land mit einem katastrophalen ökologischen „Footprint“ allen Ernstes plant, nun tatsächlich auch noch die Ressourcen anderer Planeten auszubeuten, darüber könnte man sicherlich stundenlang philosophieren. Doch nicht mal aus der außerparteilichen, grünen Ecke war bislang viel in dieser Richtung zu hören. In einer zeitgeschichtlichen Phase, in der viele Menschen das Gefühl haben, Wachstum und Wohlstand könnten zum ersten Mal seit vielen Generationen einmal Pause machen, ist „Space Mining“ zwar ein leicht verrückt klingendes Projekt. Aber es ist eines, das die Menschen träumen lässt, eine Zukunftsperspektive vermittelt.

Wer möchte da schon im Abseits stehen? Ob es wohl Ex-Premier Jacques Santer war, der die hadernde, ewig verneinende CSV- Truppe am Ende doch noch zur Räson brachte? Er, der 1985 mit einer Staatsgarantie in der damals schwindelerregenden Höhe von fünf Milliarden Franken ein visionäres Projekt ermöglichte. Ein Projekt, bei dem, anders als beim „Space Mining“, die Interessenten zunächst nicht gerade Schlange standen.

Die Rede von Laurent Mosar gestern hinterließ jedenfalls den Eindruck einer Abfahrt, bei der nach dem Start noch schnell jemand das Tor zur Zieleinfahrt neu gesteckt hat.

Heng of Luxembourg
14. Juli 2017 - 17.58

Bei SES hat man damals ohne Frage die kommerziell und technologisch richtigen Entscheidungen getroffen. Man hat dafür aber nicht das Rad neu erfinden müssen. Mit der analogen PAL-Norm hat sich eine etablierte Technologie durchgesetzt und geostationäre Satelliten gab es damals auch schon längst. Bei den Satelliten kamen für den zivilen Bereich sehr leistungsstarke, weiterentwickelte Modelle zum Einsatz, im Grunde hat man aber das gemacht, was die Supermächte und einige andere Länder zumindest im militärischen Bereich bereits erfolgreich vorgemacht hatten.

SES hat großartiges geleistet, aber es wurde nicht absolutes (technisches) Neuland betreten. Luxemburg stand nie in Konkurrenz mit den frühen Raumfahrtprogrammen der USA oder UDSSR, wo tatsächlich Pionierleistungen erbracht wurden.

Léon Marx
14. Juli 2017 - 16.32

Die Satellitentechnologie, genauer die Frage der Sendenorm von Satelliten für den Direktempfang war damals der grosse Streitpunkt. Die deutsche und der französische Telekom setzen am Ende auf eine neuentwickelte Norm (D2 Mac), die teilweise auf der damals noch in den Kinderschuhen steckende Digitaltechnik basierte und für die es kaum Empfangsgeräte gab. Und scheiterten am Markt. SES optierte für die klassische, vom terrestrischen Fernsehen her etablierte PAL-Technologie und kombinierte diese mit der eigentlich banalen aber technisch anspruchsvollen Kopositionierung von mehreren Satelliten. Das Resultat; Bereitstellung von deutlich mehr Programmen in altbewährte Fernsehnorm, die mit einer Schüssel empfangen werden konnten. So viel zum "nur noch wirtschaftlich in Europa erschliessen"

Heng of Luxembourg
14. Juli 2017 - 10.01

Was bei diesem Projekt zählt, das ist wohl wirklich nur der Traum von einer goldenen (bzw. noch goldeneren) Zukunft für das Land, in der noch mehr Geld nach Luxemburg ohne handfeste Wertschöpfung vor Ort fließt. Der Himmel schüttet sein Füllhorn über Luxemburg aus, ganz ohne schweißtreibende Arbeit, Dreck und Lärm. Ein ElDorado in den Sternen. Das ist ein Traum von dem alle Parteien zu profitieren hoffen. Keiner traut sich zu widersprechen, um den Glauben an die ewigen Quellen des Geldes, der Stoff, der das Land und seine Bewohner überhaupt zusammenhält, nicht zu beschädigen.

Die Satellitentechnologie war bei Gründung der SES schon technisch längst etabliert und musste in Europa "nur noch" wirtschaftlich erschlossen werden. Falls Space Mining wirklich irgendwann einmal technisch möglich und rentabel sein sollte, dann werden die Großmächte das internationale Recht zu ihren Gunsten anpassen lassen und sich nicht darum kümmern, ob ein Fleckchen Land schon seit ewigen Zeiten ein passendes nationales Gesetz vorweisen kann.