Es braucht also einen Intelligenzallergiker wie Donald Trump, damit die Europäer sich nicht mehr alles von den USA bieten lassen. Das sagt mindestens genauso viel über unsere Politkultur wie über „The Donalds“ Inkompetenz aus. Doch was ändert sich durch die Aussagen des amtierenden US-Präsidenten? Wer besonders zynisch ist, kann nur eine Antwort haben: lediglich der Ton.
" class="infobox_img" />Dhiraj Sabharwal
dsabharwal@tageblatt.lu
Denn auch die vorherigen US-Präsidenten haben zwar mit wohl blumigen, aber nicht weniger deutlichen Worten mehr Einsatz von den Europäern mit Blick auf die NATO gefordert. Das genau Gleiche gilt für jene, die Trump nur an seinen Wahlkampfversprechen messen. Ja, er ist in Sachen Diplomatie eine Pappnase, die das Blaue vom Himmel versprochen hat und nichts davon halten kann – wie so viele andere Politiker.
Allerdings ist zum Beispiel seine Saudi-Arabien-Politik alles andere als neu. Auch Vorgänger Barack Obama lieferte den Saudis trotz des Nukleardeals mit dem Iran fleißig Waffen und ließ nichts anbrennen, US-Rüstungsgiganten mit Aufträgen zu versorgen. Insofern sollten sich jene, die in Trumps Versagen bereits jetzt eine Chance für Europa sehen, mehrere Dinge vor Augen führen: Die US-Außenpolitik ist momentan leider immer noch die gleiche; die EU ist wegen des nationalstaatlichen Egoismus ein einziger Chaoshaufen, der wegen einiger Mitglieder nicht einmal Flüchtlingsquoten umsetzen kann; eine Abnabelung der EU von den USA gelingt nur, wenn die Europäer sich endlich wieder an Fragen zur institutionellen Architektur eines sozialen Europas heranwagen.
Wer diese Elemente außer Acht lässt, wird schnell von Trivialem geblendet. Dies zeigte sich bereits daran, dass beim NATO-Gipfel Storys über den „First Gentleman“ und Emmanuel Macrons pubertärer „Handshake“-Kampf mit Trump teilweise mehr diskutiert wurden als der Zustand sowie (Un)Sinn und Zweck des transatlantischen Militärbündnisses. Wer sich jedoch für Frieden einsetzt, kann kein Interesse an diesem Infotainment haben.
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