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Little Brother ohne Macht

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Als George Orwell seinen Roman «1984» verfasste und eine übermächtige, kontrollierende Staatsmacht beschrieb, hatte er nur ansatzweise recht. Die Dystopie des gläsernen Bürgers ist zwar Realität geworden, nur hatte Orwell den falschen Schuldigen im Visier: Nicht ein übermächtiger Staat, sondern ein Unternehmen hortet alle unsere Daten, kennt alle unsere Gewohnheiten und verfolgt von Post zu Post, von Like zu Like unser Leben.

Dass Facebook unsere Daten sammelt, ist nicht neu. Das sollte mittlerweile jedem Nutzer von sozialen Medien bewusst sein. Es gab aber zumindest die Annahme, dass diese Daten bei Facebook bleiben und nicht auf den Servern einer dubiosen Datenanalysen-Firma landen, die sie anschließend nutzen kann, um 50 Millionen Menschen politisch zu manipulieren. Es kam bekanntlich anders.

Auf den eigentlichen Skandal folgt aber auch schon der nächste: Gestern erklärte Premierminister Xavier Bettel, dass die luxemburgische Datenschutzkommission absolut nichts unternehmen kann. Die Beschwerden von Bürgern werden einfach an Irland weitergeleitet, wo sich der EU-Sitz von Facebook befindet. Das war’s. Mehr wird nicht passieren. Der «Big Brother»-Staat von Orwell ist nicht unser Problem. Er wurde vielmehr zum «Little Brother», machtlos gegen den «Big Brother» Facebook, der sich längst in einem rechtlosen Raum bewegt.