Headlines

Lehren aus Tschernobyl

Lehren aus Tschernobyl
(Reuters/Gleb Garanich)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

30 Jahre danach

Die Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl vor genau 30 Jahren hat die Ansichten über die Nuklearenergie nachhaltig verändert. Was vorher als sichere Energiequelle dargestellt wurde, entpuppte sich als potenzieller Herd für Katastrophen bis dato unvorstellbaren Ausmaßes. Es hatte zuvor 1945 die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki gegeben und die partielle Kernschmelze im Nuklearreaktor von Three Mile Island in Pennsylvania, USA, 1979.

lmontebrusco@tageblatt.lu

Doch Tschernobyl bleibt nicht nur wegen der zahlreichen Opfer in düsterster Erinnerung. Tage vergingen, bis die örtlichen Behörden Moskau über das Geschehen informierten. Damals übermittelte man lieber positive Meldungen an den Kreml. Ängstliche Funktionäre ließen tausende Menschen am 1. Mai durch die Straßen von Prypjat defilieren, knapp 4 km vom Unglücksreaktor entfernt.

Was in Tschernobyl geschah, würde man heute als fatale Kommunikationspanne bezeichnen, als ein verantwortungsloses Verschweigen lebenswichtiger Informationen. 30 Jahre danach sind noch immer nicht überall alle Lehren aus Tschernobyl gezogen worden. Eine davon: Es gibt keine absolut sichere Technologie. Jedes System ist störanfällig. Eine andere: Die Unabhängigkeit von Sicherheitskontrollen von Nuklearanlagen muss gewährleistet sein.

Dass das bis heute nicht der Fall ist, zeigte gestern Belgien mit seinem Skandal um die Kontrollagentur AFCN. Sie habe sich bei ihrer Entscheidung zur Inbetriebnahme der beschädigten Reaktoren von Doel und Tihange von Politik und Betreiber unter Druck setzen lassen, so ein Audit-Bericht.