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Klare Rollenverteilung

Klare Rollenverteilung
(AFP/odd Andersen)

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Deutsche Armenien-Resolution

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Es ist positiv, dass der Deutsche Bundestag erstmals und quasi einstimmig den Genozid an Armeniern und anderen Christen im Osmanischen Reich als solchen anerkannt hat. Luxemburg hatte diesen mutigen Schritt ebenfalls gewagt.

Dhiraj Sabharwal
dsabharwal@tageblatt.lu

Es war die genau richtige Entscheidung. Gleichzeitig ist nicht von der Hand zu weisen, dass es sich um einen historisch komplexen Zusammenhang handelt. Allerdings muss die Rollenverteilung zwischen Politik und beispielsweise der Wissenschaft deutlich sein.

Während Zeithistoriker im Zweifel eine Frage offen lassen und auf die Mehrdeutigkeit eines Themas hinweisen können, sollten Politiker wie im Fall des armenischen Völkermords etwas mehr Mut an den Tag legen. Auch sie müssen nuancieren (gerade dies scheint vielen Politikern als Kernkompetenz zu fehlen).

Allerdings erfüllt die Politik im Umgang mit zeitgeschichtlichen Fragen eine wichtige Rolle in Sachen Vergangenheitsbewältigung. Historiker leisten die Vorarbeit für die Politik. Konkrete politische Konsequenzen können am Ende jedoch nur Regierungen und internationale Organisationen ziehen.

Wer den Armenien-Genozid nicht anerkennt, erweckt leicht den Eindruck, das Prinzip der Nicht-Einmischung zu bevorzugen. Dies kann je nach politischem Kontext sinnvoll sein. Allerdings sollte man unter dem Eindruck des Flüchtlingsdeals mit der Türkei und den im Nahen Osten schwelenden Konflikten Farbe bekennen. Alles andere wäre politische Feigheit.