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Ist Europa ein Trittbrettfahrer?

Ist Europa ein Trittbrettfahrer?
(Jean-Claude Ernst )

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Global Carbon Budget 2015

In Europa hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan, was die Reduzierung der CO2-Emissionen betrifft. Windparks wurden errichtet, CO2-Steuern auf KFZ eingeführt, Wohnungen wurden saniert und die Industrie modernisiert. Diese Reduzierungen sind real und finden sich in den globalen Daten wieder.

jpschmit@tageblatt.lu

Doch neben diesem Königsweg gibt es eine andere Methode, die CO2-Emissionen eines Landes zu mindern: die Verlagerung der Produktion von CO2-intensiven Gütern in andere Länder. Das Resultat ist, dass die Emissionen im Land A zurückgehen, die im Land B aber ansteigen. Unter dem Strich bleiben sie auf globaler Ebene gleich oder können sogar leicht steigen.

Das Global Carbon Budget 2015 hat festgestellt, dass der „Export-Kontinent“ Europa massiv CO2-haltige Güter importiert. Der vom europäischen Konsum verantworte CO2-Ausstoß ist um 44 Prozent höher als das in Europa produzierte Kohlendioxid. Der europäische Konsum verschlechtert also die CO2-Bilanz anderer Länder.

Europa droht demnach zum Trittbrettfahrer zu werden, genauso wie ein Passagier, der sich – ohne zu zahlen – auf das Trittbrett einer Straßenbahn stellt und von den anderen Fahrgästen profitiert. Wenn alle zu Trittbrettfahrern würden, dann gäbe es niemanden, der die Straßenbahn finanziert. Oder in diesem Fall die Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen vollzieht.