Headlines

Immer wieder Regime Change

Immer wieder Regime Change

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein typischer Fall, wenn mal wieder das Ego über das Hirn siegt: US-Präsident Donald Trump hat gestern den Rückzug aus dem Atomabkommen mit dem Iran angekündigt. Sein Handeln überrascht nicht: Er setzt lediglich Wahlversprechen um. Versprechen, die er seinen größten finanziellen Unterstützern machte, die keine Friedenstauben, sondern Hardliner sind. Bereits während des Wahlkampfs hatte er den Nukleardeal schlechtgeredet. Uninformiert, versteht sich. Und eins sollte man sich bei diesem verunsicherten Mann immer wieder vor Augen führen: Sein gefährlicher Neid auf Amtsvorgänger Barack Obama ist eine der treibenden Kräfte seines Deal-Hasses.

Hinzu kommt, dass die Republikaner seit der Iranischen Revolution von 1979 nur ein Ziel verfolgen: Regime Change. Man will das Mullah-Regime stürzen. Nur wie, hat bislang noch niemand herausgefunden. Was aber auch keine Rolle spielen dürfte, denn am Ende scheinen sich die immer gleichen Persönlichkeiten wie Trumps neuer nationaler Sicherheitsberater John Bolton und der neue Außenminister Mike Pompeo durchzusetzen: Falken, die statt auf Diplomatie auf blanke Konfrontation setzen.

In einer ersten Phase schwören sie auf die Kraft von Wirtschaftssanktionen und danach auf die Provokation von Teheran, um es zum Austritt aus dem Nukleardeal zu bewegen. Der feuchte Traum der Hardliner wäre Irans Ankündigung, wieder auf dem Weg zum Bau einer Atombombe zu sein. Könnte es einen schöneren Prätext für einen militärischen Präventivschlag der USA und Israels gegen Teheran geben?

Mindestens genauso pervers wie die Kriegsgelüste der Amerikaner ist der iranische Expansionismus in der Region. Das Kalkül von Obama und den Europäern, dass mehr wirtschaftliche Kooperation mit dem Iran die Mullahs besänftigen würde, ging nach hinten los. In dieser Hinsicht haben die Kritiker des Nukleardeals leider recht. Die Hardliner in Teheran träumen nicht nur von einem schiitischen Korridor vom Iran bis in den Libanon, sie haben ihn sich bereits mit Gewalt erkämpft. Pro-iranische Schiiten-Milizen haben sich vom Irak bis nach Syrien ausgebreitet. Auch im Jemen unterstützt der Iran einen widerwärtigen Krieg.

Doch gerade diese Beispiele zeigen, weswegen man den Iran – dem Saudi-Arabien und die Türkei mit Blick auf regionale Allmachtsfantasien in nichts nachstehen – nicht noch weiter isolieren sollte. Der Deal ist sicherlich nicht perfekt. Allerdings werden die USA mit ihrer Regime-Change-Mentalität nicht dazu beitragen, dass die Hardliner geschwächt werden. Im Gegenteil. Der US-Ausstieg aus dem Nukleardeal befeuert auf lange Dauer nur Spaltungen und Gewalt, die zum nächsten Krieg führen.

roger wohlfart
11. Mai 2018 - 9.30

Die US Amerikaner wussten wen sie wählten.: einen verrückten Egomanen, der jetzt umsetzt was er im Vorfeld angekündigt hat " America first!" Trump sieht sich als Herrscher der Welt!

Robbes
9. Mai 2018 - 13.35

In meinen Augen eine wirklich gute Analyse. Bis auf die unvollständige Aussage zum Jemen. Wenn man dem Iran vorwirft, einen widerwärtigen Krieg zu unterstützen, sollte man auch anprangern, dass Saudi-Arabien diesen widerwärtigen Krieg führt.