Nicht nur die Politik-Redaktionen der verschiedenen Medien Luxemburgs sollten vor allem kurz vor Wahlen auf der Hut sein. Gemeinhin gilt für alle Redakteure, darauf zu achten, keiner Partei mehr Bühne zu gewähren als einer anderen. Hier liegt gerade für Kulturjournalisten die Krux, denn einige Kandidaten und Kandidatinnen stehen bereits auf einer oder mehreren Bühnen, da sie ihr Dasein als Künstler fristen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen.
In dem Moment wird es für eine Kulturredaktion unabdingbar, die Situation richtig einzuschätzen und zu entscheiden, ob überhaupt und, wenn ja, wie man dann eine weitere Plattform bietet. Äußerst relevant, aber ebenso schwierig ist hierbei, herauszufinden, ob der jeweilige Künstler die Bühne, auf der er (oder sie) gerade steht, nicht ohnehin schon zu einer politischen Bühne umfunktioniert hat. Ist Letzteres der Fall, dann geht es bereits nicht mehr um durchaus spannende und wichtige politische Kunst, sondern vielmehr kommt bei manchen schließlich eine ganze andere Kunstform zum Tragen: nämlich jene, den Wählern ein Schauspiel vorzuführen, das letzten Endes recht wenig mit Politik zu tun hat, aber aufgrund der gewonnenen Popularität Stimmen bringt.
Deswegen kann es vor allem vor Wahlen (oder kurz bevor kulturpolitisch relevante Posten (um)verteilt werden) auch schon mal sein, dass man auf einmal Zeuge einer Vorstellung wird, für die man eigentlich keine Eintrittskarte gekauft hat …
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