Als sie spürten, dass die Sympathiewerte ihrer Institute sowohl intern (bei den Angestellten) als auch extern (bei den Kunden) in den Keller zu rutschen drohten, bei Ersteren u.a. wegen der Weigerung, die Juni-Prämie auszuzahlen, bei Letztgenannten wegen der zunehmenden Taxierung einst kostenloser Leistungen, boten die ansonsten provokant auftretenden ABBL-Vertreter eiligst einen Kompromiss an.
Und zwar einen Transitionskollektivvertrag, der eigentlich lediglich den aktuellen fortführt und als Motivationshilfe eine „prime de signature“ vorsieht, die abzüglich der Steuern dem Gegenwert einer Pizza (ohne Getränk) pro Monat entspricht. Die drei Gewerkschaften der verhandelnden „Intersyndicale“ (Aleba, OGBL und LCGB) stimmten dem Abkommen zu, Aleba und LCGB wohlwollend, der OGBL eher zähneknirschend.
Die zuständige Gewerkschafterin für den Banken- und Versicherungsbereich, Véronique Eischen, moniert die verlorene Zeit für eine überfällige lineare Verbesserung der Gehälter und der Arbeitsbedingungen. Mitunterzeichnet hat der OGBL dennoch, sonst wäre eine Mitsprache bei dem kommenden Tarifvertrag möglicherweise nicht garantiert gewesen.
Die Mitglieder der ABBL, die vorhatte, eine Reihe von sozialen Errungenschaften anzugreifen, dürfen nun in ungebremstem Tempo weiter die mittlerweile wieder sprudelnden Gewinne an ihre Aktionäre weiterreichen.
Immerhin machte der OGBL klar, dass die Gewerkschaft nicht mit leeren Hülsen („une coquille vide“), die als „moderner und vereinfachter“ Kollektivvertrag verkauft werden sollen (die Aleba übernahm inzwischen die sprachliche Formel der ABBL, die real nicht viel aussagt), abzuspeisen sein wird.
Dies, zumal er bereits vor Monaten eine Lohnoffensive angekündigt hatte, mit der eine gerechtere Verteilung der Produktionsgewinne der Unternehmen während der letzten Jahre erreicht werden soll, die bislang quasi exklusiv an Betriebe und Aktionäre gingen. Und dies ist in Zeiten eines fünfprozentigen wirtschaftlichen Rekordwachstums nicht nur bei den Banken der Fall, sondern in zahlreichen anderen privaten Unternehmen.
Was allerdings nicht bedeutet, dass es in den öffentlichen oder parastaatlichen Unternehmen besser um das soziale Klima bestellt ist.
So machten im Wonnemonat Mai ein möglicher Streik bei LuxAirport und ein Sozialkonflikt bei der Flughafenverwaltung, der ebenfalls vor der Schlichtung gelandet ist, Schlagzeilen und während der politisch eher ruhigen Pfingstwoche schockierte die Krankenhausföderation (FHL) mit neuen Forderungen und rückte somit einen Streik in absehbare zeitliche Nähe.
Als ein Einlenken in Sicht war, der Staat den öffentlich finanzierten Häusern etliche Zusagen gemacht hatte und diese nach monatelangen Verhandlungen endlich bereit waren, die geschuldete Aufwertung der Laufbahnen mitzutragen, verlangte die Föderation plötzlich kürzere Ruhezeiten, schlechtere Überstundenregelungen usw. Zu allem Überfluss übte sie sich in demagogischer Polemik und versuchte im Streikfall, die Patienten als Opfer der Gewerkschaften darzustellen; eine Umkehrung der Verantwortlichkeiten …
Eine nachhaltige Offensive der emanzipatorischen Kräfte scheint überfällig im Großherzogtum. Es ist offensichtlich an der Zeit, massive Gegenbewegungen (inklusive Streiks, wenn nötig) zu andauernden sozialen Attacken ständig arroganter auftretender Unternehmensführungen zu starten.
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