Headlines

Isoliert mit Duterte

Isoliert mit Duterte
(Alain Rischard/editpress)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Philippinen im Abseits

Auf den Philippinen wird gerade ein Krieg gegen die Menschenrechte geführt, der in seiner Grausamkeit den Verbrechen des IS in nur wenig nachsteht. Tausende Menschen, die verdächtigt werden, Junkies oder Dealer zu sein, werden abgeschlachtet wie Ratten, ohne Prozess, ohne Möglichkeit zur Verteidigung oder zur Revision. Die Anklage kommt meist schon dem Todesurteil mit sofortiger Vollstreckung gleich.

Wer es gewohnt ist, in einem Rechtsstaat zu leben, wird wohl Mühe haben, Ausmaß und Ablauf dieser Gewaltorgien nachzuvollziehen: Sobald jemand einen Grund sieht, auf einen seiner Mitbürger neidisch oder eifersüchtig zu sein, kann er ohne allzu viel Aufhebens dessen Ermordung in Szene setzen. Die Mobilisierung eines blutrünstigen Mobs zu diesem Zweck stellt dabei, wie die Erfahrung der letzten Wochen gezeigt hat, absolut gar kein Problem dar. Lynchjustiz gilt offenbar auf dem riesigen Archipel ganz einfach als „good clean fun“. In etwa so wie Fußballgucken.
Das Schockierendste daran ist natürlich die Tatsache, dass diese Orgie der Verrohung auf Initiative des Präsidenten stattfindet. Rodrigo Duterte ruft seine Bürger zum Mord auf: etwas, das in einem zivilisierten Gemeinwesen absolut unvorstellbar sein muss.

Und wenn der Staatschef nun tönt, dass sich dank seiner harten Linie bereits Zehntausende Dealer und Süchtige den Behörden gestellt hätten, macht das die Sache um nichts besser: Die Zustände in philippinischen Gefängnissen als menschenunwürdig zu beschreiben, stellt eine unannehmbare Verharmlosung dar. Diese Anstalten sind ganz einfach die Hölle auf Erden. Die Art und Weise, wie Duterte seinen ersten Auftritt auf internationalem Parkett vergeigt hat, sollte Anlass zu ernster Sorge geben. In puncto Beknacktheit scheint er in einer Liga mit dem nordkoreanischen Kim zu spielen, wobei es allerdings schon fast beruhigend ist, zu wissen, dass die einzigen Atombomben, die sich je auf den Philippinen befunden haben, unter der Kontrolle der einstigen Kolonialmacht USA standen.

Dass er aber nun seinen US-Amtskollegen Obama auf das Gröblichste beleidigt („Hurensohn“), zeugt nicht eben von überlegener Intelligenz: In der Auseinandersetzung seiner Nation mit China um diverse innerhalb der „Nine-dash line“ gelegene Inselgruppen ist die philippinische Marine nicht im Entferntesten in der Lage, die nationalen Interessen wirksam zu vertreten. Dabei waren es die Philippinen, die Peking im Jahr 2013 im Rahmen der internationalen Seerechtskonvention (UNCLOS) vor ein Schiedsgericht zitiert hatten, wo sie auch recht bekamen. Angesichts Dutertes diplomatischer Talente steht indes zu befürchten, dass die Philippinen auf der Weltbühne bald ziemlich isoliert dastehen werden.