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Ein Bärendienst

Ein Bärendienst
(Alain Rischard/editpress)

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Die CSV und das Südspidol

Die Oppositionspolitik der CSV wird nicht nur von den Regierungsparteien, sondern auch von der Oppositionspartei „déi Lénk“ als unkonstruktiv und konzeptlos kritisiert. Dass diese Anschuldigungen nicht aus der Luft gegriffen sind, veranschaulichen rezente Äußerungen des CSV-Parteipräsidenten. In einem Artikel, der am Samstag im Luxemburger Wort veröffentlicht wurde, schlägt Marc Spautz vor, das neue Südspidol nicht wie geplant auf Elsebrich, sondern auf den ehemaligen Industriebrachen von Esch-Schifflingen zu bauen. Als Hauptargumente führt der ehemalige Schöffe der Gemeinde Schifflingen die bessere Verkehrsanbindung und die Nähe zum Escher Stadtzentrum an.

Nun hatte die CSV in Esch/Alzette noch nie besonders großen politischen Einfluss. Zum Glück, möchte man sagen, denn die gut gemeinten Ratschläge ihres Parteipräsidenten mögen zwar Aufmerksamkeit erregen, zeugen aber gleichzeitig von der Realitätsferne dieser Partei, die das Großherzogtum während immerhin fast 70 Jahren quasi im Alleingang regieren durfte.

Der Planungsprozess für den Bau des Südspidols hat 2008 begonnen. Mittlerweile ist man in der Schlussphase der Feinplanung. Die Zeit drängt, das aktuelle „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ ist zu klein geworden und sein Unterhalt zu teuer. Die Eröffnung des neuen Südspidols soll 2022 erfolgen.

Die ganze Konzeption hat nicht nur viel Zeit und Arbeit in Anspruch genommen, sondern auch viel Geld gekostet. Das „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ hat die Standortfrage im Einvernehmen sowohl mit der Stadt Esch als auch mit der Regierung und den „Ponts et chaussées“ längst geklärt. Auch hat der Architekt seine Pläne speziell auf das Grundstück in Esch-Raemerich abgestimmt. Diese Pläne lassen sich nicht ohne Weiteres auf ein anderes Grundstück übertragen. Ausschlaggebend für die Auswahl des Standorts waren nicht nur die Nähe zur Uni Luxemburg auf Belval, sondern auch die gute Verkehrsanbindung an die Autobahn A4.

Die von Marc Spautz angesprochene „schwierige Verkehrslage“ am Kreisverkehr Raemerich wird spätestens mit der vollständigen Inbetriebnahme der Liaison Micheville in einigen Jahren gelöst sein. Und dass Raemerich durch das nahe gelegene Viertel Belval recht gut an den öffentlichen Transport angebunden ist, wird wohl auch niemand mehr bezweifeln.

Von ähnlicher Unkenntnis zeugt übrigens der im gleichen Artikel geäußerte Wunsch, eine Gewerbezone auf die Industriebrachen der „Terres rouges“ zu bauen. In unmittelbarer Nähe eines Wohngebiets und einer Naturschutzzone gelegen, ist das Verkehrsaufkommen im Escher Viertel „Grenz“ bereits jetzt zu den Spitzenzeiten erheblich. Vor allem erzeugt ein Gewerbegebiet aber gefährlichen und gesundheitsschädlichen Lkw-Verkehr, der entweder durch das Escher Stadtzentrum oder durch Audun-le-Tiche führen müsste. Um innerörtlichen Lkw-Verkehr zu vermeiden, raten Landesplaner dazu, Gewerbezonen in Gebieten am Stadtrand mit direkter Anbindung an eine Autobahn anzusiedeln.

Dass der Parteipräsident den Wahlkampf schon 16 Monate vor den Gemeindewahlen eingeläutet hat, adelt ihn. Seinen Kollegen von der Escher CSV hat er damit einen Bärendienst erwiesen.