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Völkerball: Von den Folgen einer Berichterstattung

Völkerball: Von den Folgen einer Berichterstattung

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Seitdem das Tageblatt über das Rammstein-Konzert berichtete und die schlampige Organisation des „Atelier“ kritisierte – wobei die Kritik in dieser Zeitung im Vergleich zu den Stimmen, die in sozialen Netzwerken laut wurden, relativ zahm ausfiel –, wurde der Escher Zeitung das Recht auf eine journalistische Akkreditierung für Konzerte in der Hollericher Straße entzogen.

Das Tageblatt dürfe weiterhin über Konzerte im Atelier berichten – würde aber im Gegensatz zu anderen Medien nicht mehr akkreditiert werden. Dabei gehört es zum Job eines Kulturjournalisten, Kulturereignisse zu besuchen und darüber zu berichten. Kulturinstitutionen gewährleisten ihm unter gewissen Bedingungen freien Zugang zu diesen Events.

Dass ein solches Vorgehen unfair ist und davon zeugt, dass das Atelier sich von der Presse höchstens eine Hofberichterstattung erwünscht, ist klar. Dass es kindisch ist, ein Presseorgan des Platzes zu verweisen, weil es seine Rolle ernst nimmt, auch. Da dies seitens des Atelier nicht zum ersten Mal passiert, kann man diese Verbannung auch ein bisschen mit Stolz aufnehmen. Dass „den Atelier“ eine Privatfirma ist, die ihren Zugang nach Gutdünken erlauben oder verwehren kann, haben in der Vergangenheit bereits mehrere Presseorgane zu spüren bekommen. Es zeugt aber vor allem auf alarmierende Weise von einer Zeit, in der Journalismus eine so geringfügige Rolle spielt, dass man auf klassische Berichterstattung gerne verzichtet.

Durch die zeitgenössischen Kommunikationsmittel wird klassischer Journalismus immer mehr als verstaubt betrachtet, das Atelier braucht nicht nur keine Werbung mehr in der Tagespresse zu schalten, sondern verzichtet mittlerweile auch gerne auf Berichterstattung einer Tages- oder Wochenzeitung, wenn diese mal kritisch über Organisationsprobleme berichtet. Die zahlreichen Besprechungen, in denen das Atelier und seine Programmierung Lob ernteten, sind dann schnell in Vergessenheit geraten.

Die Machtspielchen, die sich darin ablesen, sind verstörend: Der journalistische Berichterstatter, ganz gleich, wie groß sein musikkulturelles Verständnis ist, steht am Ende der Nahrungskette, der Organisator lässt lieber Blogger berichten, die meist nicht nur von der Musik, die gespielt wird, keine Ahnung haben, sondern sich in erster Linie für die Selbstinszenierung oder die Foodtrucks interessieren. Immerhin sind diese aber, so wird implizit suggeriert, noch für den freien Einlass dankbar. Ob der Musiker selbst nicht vielleicht lieber eine professionelle Rezension liest, ist dem Veranstalter herzlich egal.

Dem Journalisten gibt man so zu verstehen, dass Qualitäten wie kritischer Geist und Ehrlichkeit vom alten Schlag sind. Es gibt ja ausreichend Menschen und gar Medien, die den Veranstalter bedingungslos toll finden und deren fast gänzlich unkritische Artikel einer kostenlosen Werbefläche gleichkommen.

Dass die Verachtung des Atelier gegenüber Journalisten nicht neu ist, weiß man aus Zeiten des „Rock-A-Field“: Im Laufe der Jahre verwandelte sich das Pressezelt immer mehr in eine Art Hühnerstall. Dass Laurent Loschetter, der CEO vom Atelier, aber im Verwaltungsrat eines Presseorgans sitzt, stimmt einen dann doch irgendwie fassungslos – jemand, der sich in seiner Funktion als Verwaltungsratsmitglied für die Pressefreiheit engagieren sollte, reagiert in seiner Funktion als Chef eines Privatunternehmens beleidigt und stellt innerhalb der Medien Hierarchien auf, um diejenigen zu strafen, die seinem Unternehmen gegenüber kritisch eingestellt sind. „Völkerball“ heißt nicht nur eine rezente DVD von Rammstein – es bezeichnet auch eine Sportart, bei der man die Gegnergruppe mit einem Ball abschießen muss. Es fragt sich, welches Medium zur nächsten Zielscheibe von Loschetter und Co. wird.

Grober J-P.
30. September 2019 - 10.23

Undercover Mann mit der richtigen Parteikarte hinschicken, dann klappt das auch mit der Akkreditierung. So ist es halt wenn Politik sich zu sehr in den Kulturbetrieb einmischt. Schade!!!

Patrick W.
30. September 2019 - 9.22

D' Ufäng vum Atelier, déi éischt Joren an wei den Atelier haut funktionéiert ?!
Engersäits Rammstein anersäits Siren's Call Festival.
Alles gëtt ugekönnegt "wat een ONBEDENGT MUSS gesinn hunn".
Nom Concert' weess een meeschtens:
NEE net alles ass "immens gutt", net alles muss een onbedengt gesinn hunn.
Den Atelier soll sech op reng Musik konzentréieren.
Show Effekter a Massen-Mega-Eventer, sinn eng aner Liga.
Den Atelier well awer beides machen.

De klenge Frechdachs
30. September 2019 - 7.52

Elleng dem Atelier seng Äntwert op de Chaos vum Rammstein Concert huet gewisen, dass si net vill Wäert op Éierlechkeet leeën. Leider ass et egal, wéi deier en Ticket ass oder wéi schlecht de Service ass. D'Leit wäerten ëmmer Concerte kucke goen. D'Clientèle wäert hinnen net ausgoen. En Trauerspill.

Roby
29. September 2019 - 23.05

Brauch een da wierklech e _puer_ Artikele fir eis matzedeelen dass de Laurent mat hinne motzt?

spëtzbouf
29. September 2019 - 18.49

Da liegen aber bei einem die Nerven ganz schön blank. :)

ronald
29. September 2019 - 15.24

Bis elo woren d'Kulturartikelen vum Tageblatt ëmmer korrekt, séif dat elo Concert, Ausstellungen, Alternativszene, Theater, Danz oder och zB Entwecklungen zum Kulturjoer! Et gëtt objektiv an korrekt geschriwen. An dat passt villen net an hieren Kultur-krom. Weider esou !

Leila
28. September 2019 - 17.57

Na sowas! Der genervte Leser Roby! Verliert ziemlich schnell die Nerven und weil ihm das anscheinend was bringt, muss er BEIDE Artikel lesen und BEIDE kommentieren. Passt wie zusammen und wer ist "eis"?

Roby
28. September 2019 - 11.51

Kaaft e Billjee wéi jiddereen a gitt eis net op d'Nerve mat ärem beleidegte Gehabe.