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Türen offen halten

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Nach den Ereignissen in Köln

Was sich in der Silvesternacht auf dem Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs abgespielt hat, ist Wasser auf die Mühlen all der Pegidas, Fremdenfeinde und sonstigen Ausländerhasser, die nun ihre Prophezeiungen erfüllt sehen und dafür die Grenzen für Asylsuchende und Flüchtlinge dichtmachen wollen. Und es ist auch widerwärtig, was sich dort und auch anderswo in Deutschland zugetragen hat.

Entschuldigungen für das Verhalten der meist Jugendlichen und jungen Männer gibt es keine. Nicht einmal die von mangelnden Integrationsleistungen vonseiten des Staats oder der Kommunen. Denn in keinem der Kulturkreise, aus denen die mutmaßlichen Täter stammen, sind das Begrapschen von Frauen, sexuelle Nötigung bis hin zur Vergewaltigung sowie Diebstahl gängige Sitte. Solche Taten werden auch im arabischen Raum bestraft – in ihrer archaischsten Form mit dem Abhacken der Hand.

Dennoch: Organisierte Straftaten, die von Gruppen ausgeführt werden, sind nichts, was sich auf Menschen mit dem sogenannten Migrationshintergrund beschränkt. Vor einigen der vielen Flüchtlingsunterkünfte, auf die in den vergangenen Monaten in Deutschland Brandanschläge verübt und Menschen in Lebensgefahr gebracht wurden, versammelte sich auch schon mal ein rechter Mob, der mit seinen Absichten nicht hinter dem Zaun hielt. Man hat hier aber den Eindruck, als würde dies als weniger schlimm eingestuft, als würde diesen Kriminellen – oder sollte man auch hier von Terroristen sprechen – eine Art „Hausrecht“ zugestanden.

Es ist sicherlich illusorisch, zu glauben, dass die weit über eine Million Flüchtlinge, die seit dem vergangenen Jahr Europa erreicht haben, allesamt in den kommenden Jahren friedliebende und gesetzestreue Bürger sein werden. Es kommt der Durchschnitt einer Gesellschaft, die ihren weitaus überwiegenden Teil an positiven Elementen, aber auch negative beinhaltet. Manche werden nicht nur aufgrund ihrer traumatischen Erlebnisse aus der Bahn geworfen. Diese Menschen kommen aus einem Krieg, mussten unter Umständen um ihr Leben bangen. Das hinterlässt Spuren.

Doch werden sie sich bei welchen Verfehlungen auch immer gegen die Gesetze ihres Aufnahmelandes zu verantworten haben. So wie jeder Bürger des Landes. Und wenn es die deutschen Gesetze erlauben, müssen die mutmaßlichen marokkanischen Täter auch damit rechnen, abgeschoben zu werden. Was früher oder später ohnehin passieren dürfte, denn Marokko wird in der EU kaum als Krisenland betrachtet, weshalb Asylbewerber aus dem nordafrikanischen Land wohl keine Chance haben.

Nach den Attentaten in Paris waren sich viele, ja die meisten Menschen in Europa einig, dass sie sich ihre Freiheit und Lebensfreude, ihre Offenheit und ihre Lust zu feiern, auszugehen, sich mit Freunden in Cafés und Konzertsälen zu treffen, nicht durch tumbe Terroristen nehmen lassen wollten. Wir sollten daher in Europa auch nicht unser Selbstverständnis einer Solidargemeinschaft, die Menschen in Not hilft, die Schutzsuchenden die Tür offen hält, den Taten von Kriminellen unterwerfen, die die Gastfreundschaft auf hinterhältigste Weise missbrauchen. Auch diese Minderheit darf nicht den Maßstab setzen.