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Trumponomics

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Eine neue Ära in der Wirtschaftspolitik.

Seit der Finanzkrise vor nunmehr fast acht Jahren versuchen die Zentralbanken dieser Welt, das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln. Hierfür setzen sie auf das Drucken von neuem Geld. Der Erfolg ist begrenzt: Die Finanzwelt wurde gerettet, aber die Konjunktur blieb flach.

Nun wurde Donald Trump zum Präsidenten gewählt. Und die bloße Ankündigung seiner Wirtschaftspolitik hat die vorherrschenden Rahmenbedingungen komplett umgekrempelt. Die Angst, dass die Wirtschaft nie wieder richtig wachsen würde, ist Geschichte.

Die Resultate waren bereits am Wahltag an den Börsen zu erkennen. Gerechnet hatten die Experten mit einstürzenden Kursen – passiert ist das Gegenteil. Die Aktienkurse sind gestiegen und der Dollar ist heute so stark wie seit Jahren nicht mehr. Selbst das Schreckgespenst der Zentralbanken (fallende Preise) ist kein Thema mehr. Wegen Trumponomics werden die Preise wieder steigen, so die neuen Erwartungen.

Die Märkte freuen sich auf einen (fast sicheren) Wirtschaftsaufschwung. Dieser soll durch Investitionen in die Infrastruktur, eine generöse Steuerreform für Privatleute und Unternehmen, Deregulierungen und Rückführungen von im Ausland geparktem Kapital erreicht werden. Trumponomics soll somit die Nachfrage ankurbeln, was zu neuen Jobs führen soll. Optimisten rechnen gar mit steigenden Löhnen für Arbeiter, da die US-Arbeitslosigkeit bereits auf einem niedrigen Niveau liegt.

Auch Barack Obama wollte die Wirtschaft mittels eines milliardenschweren Infrastrukturprogramms ankurbeln. Er durfte das aber nicht. Die republikanische Mehrheit im Kongress war strikt gegen ein Programm, das mit Schulden finanziert würde. Heute, mit einem republikanischen Präsidenten, ist das anders. Heute sorgen sich die Demokraten über die steigende Staatsschuld und die republikanische Mehrheit dürfte dem schuldenfinanzierten Programm wohl zustimmen. Dass zudem die angekündigte Steuerreform den Staatshaushalt noch stärker belasten wird, dürfte bei den Republikanern auch niemanden stören – vor allem wenn es sich um Steuererleichterungen für reiche Mitbürger handelt.

Doch nicht jeder ist zuversichtlich. So hatte Moody’s Analytics bereits vor den Wahlen prognostiziert, dass mit dem Umsetzung der Trumponomics die Wirtschaft zwar einen kurzfristigen Boom erleben – sie dann aber schnell in eine tiefe Rezession abrutschen werde. Moody’s geht in der Rechnung davon aus, dass Trump Wahlversprechen wie die Ausweisung von Millionen illegalen Arbeitern und die höhere Besteuerung von Importen aus Mexiko und China auch umsetzen wird.

Daneben befürchten viele Kritiker, dass (wegen der schrumpfenden Steuereinnahmen) auch die staatlichen Ausgaben in wichtigen Zukunftsbereichen wie etwa der Bildung zurückgefahren werden könnten.

Die Schlussfolgerung: Der Beobachter darf damit rechnen, dass die US-Wirtschaft, dank Trumponomics, in den nächsten paar Jahren gut laufen wird. Gleichzeitig aber wird diese Wirtschaftspolitik wohl die Fundamente für die nächste große Krise legen – sei es wegen der steigenden Verschuldung, der neuen Deregulierung, des zunehmenden Protektionismus oder der angekündigten Handelsstreitigkeiten.

Hinzu kommt, dass die Wirtschaft nur gut funktioniert, wenn die Politik vorhersehbare Rahmenbedingungen liefert. Doch das ist bei einem Präsidenten, der als unberechenbar gilt, der populistische und hetzerische Reden schmeißt, nicht garantiert. Dies riskiert das Land zu spalten – ein Risiko für viel mehr als nur die Wirtschaft.