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Riesenschwindel

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Wie sich die Atomwirtschaft aus der Verantwortung stiehlt.

Die Schließung der Atomzentrale im elsässischen Fessenheim, Frankreichs derzeit älteste, soll nun doch zum Ende dieses Jahres eingeleitet werden. Was auch uns Luxemburger freuen sollte, da wir Luftlinie im Fall eines Falles ziemlich nah dran wären. Überhaupt sieht es so aus, als würde Frankreich bei der Stromproduktion in Zukunft nicht mehr im gleichen Maße auf Atom setzen können, wie das mit rund 75% bislang der Fall war.

Le Monde erinnerte am Samstag daran, dass die notwendigen Instandsetzungsarbeiten, die den Reaktorenpark sicherheitstechnisch auf Vordermann bringen sollen, laut „Cour des comptes“ bis 2025 die schlappe Summe von 100 Milliarden Euro erfordern dürften. Ein Betrag, der sich im chronisch klammen französischen Staatsbudget wohl nicht so ohne Weiteres finden lassen wird.

Zudem, so unsere Pariser Confrères, kommt Frankreich, das zu Recht stolz auf den Erfolg der Klimakonferenz COP21 im Dezember 2015 ist, seiner internationalen Glaubwürdigkeit zuliebe nicht umhin, verstärkt auf erneuerbare Energien zu setzen, selbst wenn diese Techniken zurzeit in einem freien Markt nicht unbedingt wettbewerbsfähig sein dürften.
Dabei ist es eben gerade die Atomenergie, die ohne massive staatliche Subventionen prinzipiell nicht lebensfähig ist. Das Propagandamärchen, demzufolge Atommeiler dereinst Energie so billig wie Dreck liefern würden, konnte lange Zeit nur deshalb aufrechterhalten werden, weil die Atombranche es wie keine andere verstand, Begleit- und Folgekosten ihres Tuns (Sicherheit, Entsorgung etc.) mehr oder weniger diskret und unverfroren auf die steuerzahlende Allgemeinheit abzuwälzen.

Das größte Problem, das wir Luxemburger gegenwärtig in Bezug auf die Atomenergie haben, heißt übrigens nicht Cattenom, obwohl diese Meiler ja direkt an unserer Grenze liegen, vielmehr sind es die belgischen Schrottzentralen von Tihange (aber auch Doel), die uns die meisten Sorgen bereiten sollten, da die stählernen Druckbehälter dieser Anlagen reichlich morsch sind, durchzogen von Tausenden feiner Risse.

Wenn einer dieser Reaktoren in die Luft flöge, müssten sich die mehreren Millionen Menschen, die dann flüchten müssten (wozu je nach Windrichtung auch Luxemburger gehören könnten), mit absolut lachhaften Entschädigungszahlungen begnügen.

Auch an diesem Beispiel wird deutlich, dass die Illusion des billigen Atomstroms von der Allgemeinheit teuer bezahlt wird. Wäre Electrabel nämlich verpflichtet, für den tatsächlichen Schaden aufzukommen, wären die darob erforderlichen Rückstellungen derart astronomisch hoch, dass sie für diesen Energiekonzern (bzw. dessen Besitzer GDF Suez) die finanzielle Kernschmelze nach sich ziehen würden.

Doch so weit wird es nicht kommen: Im Fall einer Atomkatastrophe würde sich diese Firma wohl weitgehend und völlig legal aus ihrer Verantwortung stehlen dürfen. Ein Skandal, der deutlich macht, wie dringend der Abschied von dieser Technik ist, die, allein schon vom rein betriebswirtschaftlichen Standpunkt her gesehen, von Anfang an einen Riesenschwindel darstellte.