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Preiskampf ohne Ende

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Der Ölpreis bewegt Wirtschaft und Staaten.

Es ist noch nicht lange her, da wurde – selbst in Luxemburg – heftigst über Fracking (Schieferöl) diskutiert. Sowohl Gegner als auch Befürworter träumten bereits von Ölbohrtürmen hierzulande. Energie war teuer und es gab daran viel Geld zu verdienen. Heute interessiert das Thema niemanden mehr. Der Ölpreis ist derart tief gefallen, dass selbst in den USA viele Fracking-Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Die Förderung pro Barrel kostet mittlerweile mehr, als beim Verkauf zu erhalten ist. Der Ölpreis ist in den vergangenen 20 Monaten um stolze 70 Prozent eingebrochen.

Ausgelöst wurde der Preisrückgang durch die veränderte Politik Saudi-Arabiens. In der Vergangenheit spielte das ölreiche Land immer die Rolle eines Swing-Producers – d.h. sobald die Preise fielen, wurde in Saudi-Arabien weniger gefördert und die Preise konnten wieder steigen.

Das ist seit einigen Jahren jedoch nicht mehr der Fall. Saudi-Arabien hat den Preis von 114 Dollar auf fast 30 fallen lassen, ohne zu reagieren. Saudi-Arabien wollte die US-Fracking-Industrie so aus dem Markt treiben, sagen Experten. In den USA (oder in der Nordsee) ist die Förderung pro Barrel Öl nämlich deutlich teurer als in den Golfstaaten.

Dieses Ziel ist nun fast erreicht. Wegen der niedrigen Preise wird weniger investiert. Es wird geschätzt, dass die Rohölproduktion in den USA im kommenden Jahr auf den niedrigsten Stand seit 2013 fallen wird. Auch andernorts in der Welt wurden die Investitionen in neue Ölfelder drastisch zurückgefahren.

Theoretisch müsste der Preis also steigen. Daran glaubt aber fast niemand – auch wenn er in den letzten Tagen wieder auf fast 40 Dollar zugelegt hat. Das Überangebot besteht weiter und gleichzeitig schwächelt die Nachfrage. Die Lagerbestände sind hoch. Der Iran drängt in den Markt.

Dennoch pumpt Saudi-Arabien munter weiter. So manche Experten meinen, das Land habe Russland und den Iran im Visier und wolle verhindern, dass zu viel Geld in deren Staatskassen landet. Problematisch bei dieser Überlegung ist jedoch, dass auch Saudi-Arabien hohe Staatsdefizite verbucht.

Hinzu kommt, dass die US-Fracking-Industrie einen großen technischen Sprung hinter sich hat. Dieser bewirkt, dass sie nun, eigenen Aussagen zufolge, bereits bei einem Preis von 50 Dollar pro Barrel gewinnbringend arbeiten kann. Somit würde sie die Pumpen bei höheren Preisen sofort wieder anwerfen. Die Welt hat also praktisch eine Garantie, dass der Ölpreis mittelfristig diesen Wert nicht übersteigt.

Vielleicht gibt es also noch einen anderen Grund, warum Saudi-Arabien heute „Marktanteile halten will“ und nicht versucht, den „Preis zu stabilisieren“. Möglicherweise will das Land sein Öl einfach verkaufen, solange es noch jemand will. In Europa, den USA und Japan ist die Nachfrage bereits seit Jahren am Fallen. Die Politik will langfristig weg von den fossilen Brennstoffen. Und was passiert mit dem Ölpreis, wenn plötzlich Millionen Autos mit Strom fahren? Luxemburg bietet 5.000 Euro Hilfe beim Kauf eines Elektroautos. So manche sehen bereits das kommende Ende des Ölzeitalters. Bleibt Öl billig, dann bleibt es auch attraktiv. Der Druck, sich nach alternativen Energieformen umzuschauen, fällt – selbst wenn die billige Energie gleichzeitig die Konjunktur anschiebt.

Dabei hat Saudi-Arabien kaum eine Alternative. Andere Ölverkäufer stehen Schlange und Saudi-Arabien hat Kriege zu finanzieren.