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Polizist am Lkw-Steuer: Die Aufregung rund um den Fall Jost greift zu kurz

Polizist am Lkw-Steuer: Die Aufregung rund um den Fall Jost greift zu kurz

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Der Fall sorgt für Aufregung, ändern wird sich vermutlich wenig. Beim Spediteur Jost, der seinen Hauptsitz in Luxemburg hat, ist aus Ermittlungsgründen ein Polizist mitgefahren. Angestellt bei einer Tochterfirma in der Slowakei, saß er 18 Stunden pro Tag am Lenkrad, kassierte 650 Euro im Monat, duschen durfte er sechsmal in vier Wochen.

Die Aufregung bezieht sich vor allem darauf, dass der Mann unter diesen Bedingungen in Belgien gefahren ist und damit eine unlautere Konkurrenz zu belgischen Fahrern darstellte, denen höhere Gehälter und mehr Sozialstandards zustehen. In der Slowakei für 650 Euro 18 Stunden mit einem tonnenschweren Gefährt rumfahren zu müssen, regt niemanden auf.

Nun gut. Die belgische Generalstaatsanwaltschaft erklärte, dass es im Fall Jost Anzeichen einer „kriminellen Vereinigung, von Geldwäsche und Menschenhandel“ gebe. Ist Jost demnach das schwarze Schaf, das eine ganze Branche in Verruf bringt? Die Vorstellung ist – wenn das Gewissen ruhig bleiben soll – vielleicht verlockend, aber wohl naiv.

Das Transportwesen ist zentral für unsere Wirtschaft. Auch Luxemburg baut auf den Logistik-Sektor, neben den täglichen Staus zeugt nicht zuletzt der imposante Trockenhafen zwischen Düdelingen und Bettemburg davon. Waren müssen fristgerecht von A nach B kommen – und das geht immer noch am besten per Lkw. Und weil sie auch noch möglichst billig von A nach B kommen müssen, gibt es halt nur 650 Euro im Monat für 18 Stunden pro Tag auf Europas Straßen. Das mag nicht immer der Fall sein, hier war er es offenbar.

Moderne Sklaverei demnach? Vielleicht. Aber auch eine gute Portion normaler Kapitalismus, der den Druck nach unten weitergibt: Wo gespart werden kann, wird gespart, und das geht am einfachsten beim Personal. Jost mag die Schwelle der Legalität überschritten haben. Das herauszufinden, obliegt nun den Gerichten. Der Preisdruck aber lastet auf allen Spediteuren, große Margen kennt das Gewerbe keine, großen Konkurrenzdruck dafür umso mehr. Vor allem die Fahrer bekamen und bekommen das zu spüren. Die EU will diese besser schützen, doch die Branche hält die Reformziele für unsinnig.

Fahrer sollen in Hotels statt in ihrer Kabine übernachten? Quatsch, heißt es da, die wollten ihre Zugmaschine und ihre Fracht nie und nimmer herrenlos herumstehen lassen. Tochterfirmen in Staaten Osteuropas dienten der Ausbeutung? Wieder Quatsch, heißt es, denn nur so seien überhaupt noch Fahrer zu finden. Hinzu kommt, dass Gesetze nur etwas taugen, wenn die nötigen Kontrollen Schritt halten. Und bereits in der Vergangenheit hat sich gezeigt, wie schwer sich diese im Transportgewerbe durchziehen lassen.

Regt man sich über solch schlecht bezahlte 18-Stunden-Arbeitstage von Lkw-Lenkern auf, sollte der Blick weiterführen. Den Schwarzen Peter nur diesem einen Sektor zuzuschieben, ist nicht zielführend. Er ist bloß ein Rädchen in dem ganzen Werk aus Produktion und Konsum, wo Wettbewerbsfähigkeit einhergeht mit Billigstpreisen. Ein Bereich, der sich noch schröpfen ließ, während andere schon abgemolken waren.

Jacques Zeyen
3. März 2019 - 9.26

Da sieht man auch wer von dieser voreiligen Osterweiterung profitiert hat. Im Osten da gibt es die armen Schweine noch die für 4€ die Stunde arbeiten. Da geht nicht nur Nokia hin um mehr zu verdienen. Man betrachte die Nummernschilder der Zugmaschinen auf unseren Autobahnen...Rumänien,Polen,Litauen etc.