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Machtkampf

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Die katholische Kirche und ihre "Basis"

Schwere Zeiten für die katholische Kirche in Luxemburg.
Zuerst mit dem Rücken zur Wand aufgrund der nicht nur luxemburgischen Missbrauchsfälle, bei deren holpriger Aufarbeitung viele mit entsetzt aufgerissenen Augen erstmals zur Kenntnis zu nehmen vorgaben, was hierzulande wie anderenorts bereits seit langen Jahren nicht nur von (Dom-)Spatzen von den Dächern gepfiffen und getrommelt worden war. Geschwächt seit langer Zeit durch die Erosion bei den aktiven Gläubigen und vor allen Dingen die ständig sinkende Zahl aktiver Priester und Ordensleute.

Desorientiert auch durch eine Veränderung der Werte in einer Gesellschaft mit einem schwindenden Stellenwert der Religion im öffentlichen Leben, steht sie jetzt vor tiefgreifenden Reformen, die Erzbischof Jean-Claude Hollerich bereits im September 2014 auf den Punkt brachte: «Wir können nicht mehr mit denselben Regelungen leben wie vor 50 Jahren.»

Das war wenige Monate bevor er am 26. Januar 2015 mit Innenminister Dan Kersch die neue Konvention zwischen der katholischen Kirche und dem Luxemburger Staat unterzeichnete. Für die meisten Luxemburger sicher eine richtige Entscheidung, denn Immerhin sprachen sich bereits im Jahre 2012 rund 67% der Bevölkerung in einer TNS-Ilres-Umfrage für eine Trennung von Kirche und Staat aus.

Seither bebt es unter den alten Sockeln des hiesigen Kirchengefüges. Durch die Konvention bleibt die Finanzierung der katholischen Kirche weiterhin garantiert, für Hollerich ein entscheidendes Argument. Doch schafft sie auch den Religionsunterricht in den Schulen ab und löst die Kirchenfabriken auf. Und das wollen bestimmte Teile der Herde des Luxemburger Hirten einfach nicht wahrhaben. Erzbischof Hollerich geriet unter Druck.

Gelenkte Proteste gab es gegen die Abschaffung des Religionsunterrichts, gegen den neuen Werteunterricht und die Abschaffung der Kirchenfabriken zum 1. April 2017. Dass das Vermögen der 285 Kirchenfabriken in den 274 Pfarreien im Lande in einen neuen Fonds fließen soll, der zentral die Finanzierung der katholischen Kirche übernehmen wird, missfällt vor allen Dingen dem sogenannten Syndikat der Kirchenfabriken.

Gab sich dieses zu Beginn der Kritik noch einigermaßen zurückhaltend, wird der Ton zunehmend unverblümter. Regierung und Erzbischof, dem die Kirchenfabriken unterstehen, hätten gar nicht das Recht, über das Vermögen der Kirchenfabriken zu befinden.

In seitenlangen „Pamphleten“ droht man sogar dem Erzbischof inzwischen unverhohlen mit internationalen, nationalen, zivilrechtlichen und sogar kirchenrechtlichen Schritten: Die selbsternannte «Basis» hat zum Aufstand gegen das Bistum gerüstet. Umso mehr seit feststeht, dass das Bistum die Zahl der Pfarreien von 274 auf 35 senken will.

Und bei den Zusammenhängen mit der Frage, welche Pfarrei bestehen bleibt und welche aufgelöst wird, geht es nicht mehr nur um Werte oder Rechtsempfinden. Da kochen Emotionen hoch, spielen Eigeninteressen mit. Wo es um Macht und Einfluss geht, werden Samthandschuhe rarer, der Ton rauer. Kein Wunder, dass Hollerich dem Vatikan seinen Rücktritt angeboten hat.

Kein Wunder wohl auch, dass dieser abgelehnt hat. So ein Papst weiß, wie groß der Widerstand gegen das Aufbrechen verkrusteter, elitärer Strukturen sein kann. Ob ein zugesagter Hilfsbischof es richten kann, bleibt ungewiss. In der katholischen Kirche in Luxemburg tobt ein Machtkampf.