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Kultur ist kein Luxus: Wieso man an Kulturgeldern nicht sparen sollte

Kultur ist kein Luxus: Wieso man an Kulturgeldern nicht sparen sollte

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In einer Zeit, in der ein französischer Minister u.a. wegen des Kaufs eines mit Blattgold verzierten Föhns zum Abdanken genötigt wird, wird deutlich, dass der Umgang mit öffentlichen Geldern im späten Kapitalismus sehr genau unter die Lupe genommen wird – weil mittlerweile jeder um die berühmte Kluft zwischen dem einen Prozent und dem Rest der Welt weiß. Ein Umstand, der durch die Gelbwesten-Bewegung sehr dringlich wurde.

Mittlerweile hört man aber auch – und das ist keineswegs neu – immer wieder Stimmen, die in sozialen Netzwerken laut werden, um sich darüber zu beschweren, wie viele von unseren Steuergeldern in dieses oder jenes Kulturevent fließen – letztlich geschehen im Rahmen des luxemburgischen Pavillons in Dubai oder beim brenzligen Thema «Esch 2022».

Kultur sei bloß Luxus, das Geld, das darin fließe, könne man auch in Krankenhäuser oder soziale Hilfeleistungen investieren. Die Kulturschaffenden sollten zusehen, dass sie ihr Brot selbst verdienen – anderswo funktioniert reine Privatwirtschaft doch auch …

Problematisch ist, dass vielen nicht bewusst ist, wie allgegenwärtig Kultur ist. Die Schönheit der Gebäude, in denen wir leben und arbeiten, verdanken wir der ästhetischen Finesse eines Architekten. Die Musik im Radio, die Kolumnen in der Tageszeitung, die Serien, die wir streamen, die Plakate in den Straßen, die Konzerte, die wir besuchen, die kleinen ästhetischen Details, die eine schöne von einer utilitaristischen Stadt unterscheiden – ohne Kultur fällt all dies weg, wird der Alltag zur Grisaille. Sogar Wortspiele auf Werbeplakaten werden oftmals von früheren Literaturstudenten entwickelt.

In einer kulturlosen Welt herrschen im Sommer am Strand Stille und Langeweile: Niemand liest, niemand hört Musik, kein Festival belebt die lethargischen Touristenenklaven. Wie in Marguerite Duras’ «Les petits chevaux de Tarquinia» langweilt man sich unter gleißender Sonne.

Ohne Kultur könnte gar die Vergangenheit, weil sie nicht mehr in fiktionalen Produktionen aufgearbeitet würde, zur elitären Debatte zwischen Historikern verkommen, während die Menschheit irgendwann in peinlicher Amnesie schwelgt und dieselben Fehler wie in einer groß angelegten Horrorversion vom Film «Groundhog Day» immer und immer wieder begeht. Ein Staat, der es sich leisten kann – ergo der andere gesellschaftliche Brandherde auf ein Minimum reduzieren konnte –, sollte nie sparen, wenn es um kulturelle Investitionen geht. Kultur unterscheidet uns von den Barbaren, zu denen wir zu jedem Zeitpunkt wieder werden können – die Menschheitsgeschichte beweist es immer wieder auf ein Neues.

Vielleicht, um an ein aktuelles Thema anzuknüpfen – schließlich ist in einer Woche Deadline für die «Esch 2022»-Projekteinschreibungen –, war die Nominierung von Nancy Braun und Christian Mosar deswegen auch eine wirtschaftliche Wahl; eine der ersten Entscheidungen der neuen Projektleiter war, dass «Esch 2022» nur noch 50 Prozent der Finanzierung zu jedem eingereichten und angenommenen Projekt beisteuern wird. Im Bid Book der früheren Projektträger Janina Strötgen und Andreas Wagner war davon keine Rede – man hatte den beiden deswegen auch hinter vorgehaltener Hand einen sehr laschen Umgang mit Budgetfragen vorgeworfen.

Im späten Kapitalismus – das ist es vielleicht, was dieses System so eintönig und uninteressant macht – resümiert sich letztlich alles auf Finanzierungsfragen. Davon sind sogar unsere kulturellen Utopien abhängig.

Mephisto
24. Juli 2019 - 11.13

Ob man hierzulande gefördert wird im kulturellen Bereich hängt ausschliesslich von den Beziehungen ab die man hat.Das ist ein offenes Geheimnis. Was förderwürdig ist oder nicht entscheiden einige Strippenzieher.

titi
22. Juli 2019 - 19.56

Was ist eigentlich Kultur? Ein Begriff so dehnbar wie Kagummi.. Klultur, laut Duden, ist " die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung ". Rede geht von Höherentwicklung, nicht von Rückentwicklung. Mit den Millionen an Geldern, die heute in die sogenannte Kulrur gepumpt werden, könnte man wesentlich mehr für die Menschheit, gegen die Armut und den Hunger in der Welt bewerkstelligen. @Jemp drückend es treffend aus:" Die Menschheit ist so primitiv dumm und dämlich wie nie zuvor ", vor allem wenn man bedenkt, dass die ihr heute zur Verfügung stehenden Mittel auf allen Gebieten, das Gegenteil bewirken müssten. Das Dorftheater, der Gesangverein und die Musikgesellschaft, die Handwerker, Maler , Schriftsteller und Poeten machten früher die Kultur aus ,ohne, dass darüber grosse Worte verloren wurden. Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ( anscheinend ) ohne ihr.

GuyT
21. Juli 2019 - 12.56

Der Filmfund wird jedes Jahr für rund 50 Mio gefördert bei geschätzten 900 Menschen die in der Filmbranche arbeiten. Wenig Konkretes gibt es zu dem "retour économique oder artistique" zu hören weder vum Filmfun noch vom Kulturministerium . Bettel findet das toll und liebt es auf den Preisverleihung auf der Bühne zu stehen und sich im Glanz der Filmbranche zu sonnen. Dalheiden verteilt nach Gutsherrenart das Gled an seine Freûnde der klien Filmwelt .Ein Skandal wo doch die Subventionen ürsprünglich als Anschubfinanzierung
Für alle anderen Kulturschaffenden gibt es nur Peanuts.

Jemp
20. Juli 2019 - 20.23

Es wird viel von Kultur geschwafelt! Was ist den die Realität? Trash-TV, bei dessen Einführung RTL sich besonders hervorgetan hat. Dann machen Sie hier auf Kultur? Womöglich noch auf "intellektuelles Niveau"? Die Menschheit ist so primitiv, dumm und dämmlich wie nie zuvor.

Zahlen
20. Juli 2019 - 15.44

Die Leute sind nicht ganz dicht. Blattgold auf Föhn, Steak oder Currywurst scheint der Gipfel der Verschwendung zu sein.

Bei Amazon kosten 50 Blatt 24 Karat Blattgold 4,5cm *4,5cm gerade mal 8,60€.

Damit kann man Dutzende Föhns oder hunderte Steaks und Currywürste 'zieren' für die Leute die gerne Schwermetalle essen.

Da sind viele Gewürze teurer.

Als Verschwendung taugt das aber nicht, bloß als Lockmittel für Minderbemittelte.