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Immer größer

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(Alain Rischard/editpress)

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Auftakt der Fußball-EM

Ab morgen rollt der Ball bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Das Turnier wird aus organisatorischer Sicht ein Balanceakt, denn der Sport soll nicht unter dem Ausnahmezustand im Land leiden. Die Terrorgefahr aber bleibt allgegenwärtig und wird in noch nie da gewesenen Sicherheitsmaßnahmen gipfeln. Ob unter solchen Umständen ein buntes Sportfest für die Fans überhaupt möglich ist, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.
Auf sportlicher Ebene gilt es, ein Mammutprogramm zu absolvieren. Erstmals wird eine Europameisterschaft mit 24 Mannschaften ausgetragen.

Was nichts anderes bedeutet, als dass fast die Hälfte aller Mannschaften aus Europa die Qualifikation geschafft haben. Sportliche Gründe für das Aufblähen des Teilnehmerfelds gibt es keine, denn das Niveau der Spiele wird mit den zusätzlichen acht Mannschaften wohl kaum besser werden. Eine Europameisterschaft zu gewinnen, war bis jetzt schwerer als Weltmeister zu werden. Das dürfte sich nun ändern.

Die Ursache für die Aufstockung ist in erster Linie im finanziellen Bereich zu suchen. Es geht darum, mehr Tickets bzw. Merchandising zu verkaufen und den TV-Anstalten und Sponsoren mehr Werbemöglichkeiten zu bieten. Was diese dann mit höheren Zahlungen an den europäischen Verband UEFA honorieren.

Zudem ist die Erweiterung im Sinne der kleineren Verbände, deren Chancen auf das Erreichen einer EM-Endrunde erheblich gestiegen sind. Albanien, Island, Nordirland, Wales und die Slowakei heißen so die Debütanten beim Turnier in Frankreich. Und wer weiß, auch für Luxemburg ist die Wahrscheinlichkeit, irgendwann einmal im Konzert der Großen mitspielen zu dürfen, erheblich größer geworden. Nicht umsonst stellen die Kandidaten vor den Präsidentschaftswahlen, ob bei der UEFA, FIFA oder sonst wo, stets eine Erweiterung des Teilnehmerfelds der großen Turniere in Aussicht. Sie erhoffen sich dadurch die Stimmen der mittleren und kleinen Fußball-Nationen.
Sportlich aber wird das Niveau verwässert, es gibt eine Reihe Paarungen, die auf dem Papier wenig attraktiv erscheinen und bei denen es eine Menge leerer Plätze im Stadion geben dürfte.

Für die Spieler freilich ändert sich wenig, denn die absolvieren eh ein Mammutprogramm. So hat Schwedens Superstar Zlatan Ibrahimovic in dieser Saison bereits 58 Pflichtspiele bestritten. Dass beim nun anstehenden vermeintlichen Saisonhöhepunkt die körperliche und geistige Frische fehlen könnte, liegt auf der Hand. Die medizinischen Abteilungen der EM-Teilnehmer dürften in der kurzen Pause zwischen dem Ende der nationalen Meisterschaften und dem Auftakt des Turniers viel zu tun gehabt haben.Dass bisher legale Wundermittel wie Actovegin nun verstärkt in den Fokus der Anti-Doping-Agenturen geraten, ist zu begrüßen.

Denn dass ausgerechnet im milliardenschweren Fußball-Geschäft alles sauber ist, glaubt inzwischen kein Mensch mehr.

Wie auch immer, die Europameisterschaft in Frankreich soll ein Fest werden, in dem der Sport im Vordergrund steht. Nicht das Geld, nicht die Schummler und schon gar nicht der Terror. Ein Manifest dafür, dass Europa sich nicht von Obskurantisten jedwelcher Art unterkriegen lässt.