Jeff S. vs. Jeff S.: Am Sonntag treffen in der zweiten Fußball-Bundesliga zwei Luxemburger Trainer aufeinander. Einmalig in der Geschichte des Landes, das als sogenannter Fußballzwerg im Profibereich bisher lediglich zwei Trainer von internationalem Format hervorbrachte, und zwar die beiden Escher Spitz Kohn und Louis Pilot.
Strasser und Saibene trainieren Traditionsvereine, die schon bessere Zeiten erlebt haben. Während sich Arminia Bielefeld in den letzten Jahrzehnten zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelte, taumelt der vierfache deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern seit einigen Jahren dem Abgrund entgegen.
Die Luxemburger Trainer wurden in beiden Vereinen als «Feuerwehrmänner» engagiert, wobei Saibene in Sachen Rettung seinem Landsmann Strasser schon einiges voraus hat. Er schaffte in der Schlussphase der letzten Saison, was kaum noch einer für möglich gehalten hatte, und bewahrte die eigentlich schon abgestiegene Arminia vor dem Fall in die dritte Liga. Allein dadurch hat er sich in Deutschland einen Namen gemacht und seine Trainerlaufbahn scheint einstweilen gesichert. Strasser steht dagegen noch am Anfang und schaffte es immerhin, einer klinisch toten Mannschaft neues Leben einzuhauchen. Der Sieg am Montag in Dresden könnte zum Wendepunkt der Saison werden. Kriegt Strasser in der Pfalz mit seiner Mannschaft die Kurve, ist auch seine Trainerkarriere in Deutschland auf Orbit.
An den strukturellen Problemen beider Vereine ändert das freilich nicht viel. Im Profifußball des 21. Jahrhunderts nehmen finanzstarke Emporkömmlinge wie Hoffenheim und Leipzig den Platz der Traditionsvereine in der ersten Liga ein. Kommerz schlägt Tradition, das ist die bittere Realität im Turbokapitalismus namens Fußball, auch wenn das den allerwenigsten Fans gefällt. Als Allheilmittel gegen die finanziellen Probleme, die es Vereinen wie Kaiserslautern und Bielefeld immer schwerer machen, den Weg zurück nach oben zu finden, lagert so mancher Traditionsverein seine Profiabteilung aus. Und macht so den Weg frei für frisches Geld von Investoren. Dabei bedeutet das nichts anderes als den Abschied der Teilhabe der Mitglieder. In anderen Worten: Diejenigen, denen der Verein am meisten bedeutet, dürfen nicht mehr über die Geschicke mitbestimmen. Dafür aber ein Investor, der mitunter eigene finanzielle und persönliche Interessen verfolgt. 1860 München sollte da als warnendes Beispiel gelten.
Den Weg aus der Misere finden Bielefeld, Kaiserslautern und Co. nur über Kontinuität. Kontinuität in der Vereinsführung, Kontinuität in der Talentförderung und vor allem auch Kontinuität auf der Trainerbank. Jeder Trainer hat seine Spielidee und setzt auf Profis, die diese verkörpern können. Wer permanent den Trainer wechselt, der muss auch ständig neue Spieler verpflichten. Und die kosten Geld.
Allein aus diesem Grund ist zu hoffen, dass Strasser und Saibene Erfolg haben und noch lange bei ihren Vereinen am Ruder bleiben. Damit sich der historische Tag möglichst oft wiederholt. Eine bessere Werbung für den Luxemburger Fußball und sein Trainerwesen gibt es jedenfalls kaum.
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