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Gegen den Trend

Gegen den Trend
(Alain Rischard/editpress)

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Wirtschaftswachstum in der Welt und in Luxemburg

Weltweit häufen sich die Klagen über das schwache Wirtschaftswachstum. Erst letzte Woche unterstrich der Internationale Währungsfonds IWF, dass die globale Konjunktur auch sechs Jahre nach der Finanzkrise weiterhin auf wackeligen Beinen stehe, was sich in hohen Arbeitslosenzahlen, stagnierenden Löhnen und wachsenden wirtschaftlichen Ungleichheiten niederschlage. Die Welthandelsorganisation WTO ihrerseits warnte, dass der Welthandel in diesem Jahr wohl das langsamste Wachstum seit 2009 verbuchen würde. „Die dramatische Verlangsamung im Handel sollte als Weckruf dienen“, mahnt WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo.
Doch Luxemburg scheint sich diesem Trend zu widersetzen. Und das, obwohl das Land eine der offensten Volkswirtschaften überhaupt ist. Letztes Jahr ist die Wirtschaft laut Statec um 4,8 Prozent gewachsen – dieses Jahr soll sie erneut um mehr als drei Prozent zulegen. Neue Unternehmen aus Industrie und Finanzen zieht es ins Land. Die Zahl der Beschäftigten steigt weiter beständig stark an. Fast fühlt man sich an die Zeiten von vor der Finanzkrise erinnert.

Die Regierung muss also etwas richtig gemacht haben. Dazu zählen Einstellungen durch den Staat in den Krisenjahren, das System der Kurzarbeit und die seit vielen Jahren betriebene Diversifizierung der Luxemburger Wirtschaft (von Logistik bis Space-Mining). Viele Banken bauen zwar Stellen ab, aber mit dem Wandel hin zu mehr Transparenz wurde erreicht, dass andere Bereiche der Finanzindustrie (etwa Investmentfonds) weiter einstellen. Zudem hat der Luxemburger Staat nach wie vor einen niedrigen Schuldenstand. Dieser erlaubt es dem Land, im Fall einer Krise Handlungsspielraum für neue Maßnahmen zu haben. Luxemburg ist somit eines der wenigen Länder überhaupt, die von Ratingagenturen noch mit der Bestnote AAA bewertet werden. Das sorgt national und international für Vertrauen.
Dennoch ist nicht alles perfekt. Vor allem die weiterhin hohe Arbeitslosenquote in Luxemburg gibt immer noch Anlass zur Sorge. Und das trotz bereits erzielter Fortschritte: Im Jahr 2014 lag die Arbeitslosenrate bei 7,1 Prozent – bis August 2016 war sie auf 6,4 Prozent gefallen. Ob es in Zukunft mit dem Rückgang so weitergeht, bezweifelt Statec jedoch. Der Arbeitsmarkt bleibe stark, aber das Wachstum flaue ab. Es ist eine luxemburgische Besonderheit, dass die Beschäftigung um drei, vier Prozent wachsen muss, ehe die Arbeitslosenquote zurückgeht.

Aber man darf optimistisch bleiben. Trotz vieler Risiken, die in der Welt lauern, dürfen die Luxemburger Bürger mit Freude auf den Anfang des nächsten Jahres blicken. Während im Dezember dieses Jahres wohl eine neue Index-Tranche fällig wird, kommen ab Januar noch Einsparungen durch die Steuerreform hinzu. Auch Mindestlohn und Renten werden angehoben. Zudem wird die Krisensteuer abgeschafft und die Ölpreise dürften – trotz OPEC-Entscheidung – auf einem niedrigen Niveau verbleiben. Die Luxemburger Verbraucher werden also bald wieder mehr Geld in der Tasche haben. Das dürfte dem Konsum – und somit dem Wachstum – einen weiteren Schub geben.