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Exil-Bischof

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Die heile Welt der Kirchenfabriken.

War das ein Aufschrei, als Innenminister Dan Kersch in die innenpolitische Kommission des Parlaments ging, als dort das Syfel und das Erzbistum gehört wurden! Mit dem Argument, das sei nicht üblich, sprachen sich ADR und CSV gegen die Präsenz des Ministers aus. Zwar stimmten die große Mehrheit der Abgeordneten für dessen Verbleib, doch dieser beugte sich dem Argument der Opposition und verließ die Sitzung. Wobei die Frage im Raum steht, wie groß der Aufschrei gewesen wäre, wenn der Minister nicht zur Sitzung gekommen wäre. Missachtung des Parlaments, Arroganz gegenüber anderen Argumenten, das wären wohl die nettesten Vorwürfe gewesen.

Das Erstaunliche an dieser Sitzung war dabei nicht die Präsenz des Ministers, sondern die gleichzeitige Anwesenheit von Erzbistum und Syfel. Es sei daran erinnert, dass das Syfel, dieser sogenannte Dachverband von bald nicht mehr existierenden 285 Kirchenfabriken im Lande, im Namen von 118 solcher Fabriken immer noch Klage gegen den Erzbischof, gegen den Innenminister und gegen den Kultusminister führt.

Syfel will Klage nicht zurückziehen

Und zudem ist der Syfel nicht gewillt, diese Klage gegen die Konvention zwischen Regierung und Bistum zurückzuziehen. Das Syfel will nicht wahrhaben, dass diese Konvention, mit der das kaiserliche Dekret aus dem Jahr 1809 und damit auch die Kirchenfabriken abgeschafft werden sollen, laut Gutachten des Staatsrates der Verfassung entspricht.

Es will auch nicht wahrhaben, dass immer noch keine Enteignung vorliegt, wenn die von den Kirchenfabriken lediglich verwalteten kirchlichen Besitze sozusagen fusionieren und in einen einzigen Fonds fließen sollen. Und es will nicht wahrhaben, dass das Erzbistum in dem neuen Fonds das Sagen haben soll.

Innerkirchliche Angelegenheit

Vor allen Dingen scheint das Syfel nicht wahrhaben zu wollen, dass das Ganze eine innerkirchliche Angelegenheit ist, die zwischen Erzbistum und den Gralshütern der Kirchenfabriken ausgehandelt werden sollte. Dass das Syfel dem Erzbischof im Zusammenhang mit dem Fonds vorwirft, einen «Rückschritt in vorrevolutionäre, absolutistische Zeiten» einzuleiten und «Demokratisierung der kirchlichen Verwaltung» anders aussehe, mag ja innerkirchlich noch angehen. Selbst wenn man erst 1809 ins Leben gerufen wurde. Was ein Syfel-Vertreter aber im Zusammenhang mit der Auflistung der Besitzverhältnisse zwischen dem neuen Fonds und den Gemeinden an Kommentaren anführt, lässt irritiert aufhorchen.

Im Zusammenhang mit Gemeinderäten ist da die Rede von «Fallbeispielen für je eine chronische parteiideologische kommunale Abneigung gegenüber allem Kirchlichen» , von «einer prinzipiellen blinden Besitzergreifung ohne legalen Nachweis», von «Besitzrechten, die einfach ignoriert und mit Füßen getreten werden», und davon, dass «alle Kandidaten bei den Gemeinderatswahlen zu klaren Äußerungen» gezwungen seien. Schwere Geschütze in einem Rechtsstaat. Das klingt nach «Syfel gegen die bösen, kommunalpolitischen Mächte». Und die Bösen sind die, die nicht der Meinung des Syfel sind.

Mit ihrer im Ton ansteigenden Rhetorik und offensichtlichen Hinhaltetaktik hoffen die Syfel-Vertreter in Wirklichkeit dabei nur auf eins: dass die Kirchenfabriken irgendwie überleben, bis die liebe, gute CSV nach den nächsten Wahlen wieder an die Macht kommt, alles rückgängig macht und die heile katholische Welt wieder so wird, wie sie früher einmal war. Mit wunderschönen, lokale Macht ausübenden Kirchenfabriken und anstelle eines Erzbischofs am liebsten einem Exil-Bischof.

Jean
30. Juli 2017 - 10.42

Gott sei Dank, dass das Tageblatt sich für Ordnung in der Katholischen Kirche einsetzt. Durch solche Artikel werden Luxemburger Katholiken sich hoffentlich wieder dem Bischof ergebener zeigen. Kirchenbesitz in Luxemburg wird in einen Fonds übergehen über den hauptsächlich der Bischof und somit indirekt das Statsoberhaupt des Vatikan verfügt. Dann herrscht in diesem Land auch eine moderne Trennung von Kirche und Staat.

armand
29. Juli 2017 - 21.28

nicht das christentum aber die katholische kirche.

jacques zeyen (Ardèche)
29. Juli 2017 - 15.07

Dann schickt sie doch in die Wüste bei den nächsten Wahlen, die Ewiggestrigen. Das Christentum hat der Welt schon soviel Gutes beschert,es sollte nicht auch noch Politik machen.

Jeannosch
28. Juli 2017 - 18.54

Kirchen zu Kulturdenkmälern erklären, Miete für die Benutzung der Kirchen einführen, den restlichen Besitz an karitative Organisationen verteilen.

Marius
28. Juli 2017 - 17.51

Vielleicht könnte man dem Minister eine Austreibung von bösen Geistern verordnen, denn Im kleinen Grossherzogtum gibt es in der Tat, zwischen Adel und Klerus, eine Menge von grossen Meistern, die sich in der Kunst der Geisteraustreibung auskennen. Geehrter Pater Koneczny, der mittelalterliche Hokuspokus der Kirchen und Klöster passt nicht mehr in unsere säkularisierte und aufgeklärte Gesellschaft. Die Erde ist keine Scheibe, daran kann auch der Hollerich und Co nichts ändern. Auch dies war ein Irrtum der Weltgeschichte. Mit dem Thema hat sich die CSV bis dato nicht auseinandergesetzt.

Koneczny
28. Juli 2017 - 13.38

Schëckt den Dan kersch an e Klouschter, do gëtt him säin "Antiklerikalismus" ausgedriwwen....

MartyMcFly
28. Juli 2017 - 10.41

Erstaunlich dass die Präsenz des Ministers auf Ablehnung stiess. Dabei wäre seine Anwesenheit in der Sitzung doch für alle Beteiligten Gelegenheit gewesen, auf unklare Fragen Antworten aus erster Hand zu bekommen oder strittige Punkte direkt mit ihm zu diskutieren. Schade dass das dann doch nicht möglich war.

SamB
28. Juli 2017 - 9.50

Erstaunlich auch dass die ganze Geschichte über die Teilnahme von Minister Kersch und über das Benehmen von CSV und ADR vom
" Wort" totgeschwiegen wurde.