Nordkoreas Cheerleaderinnen sorgten am Montag bei der Abreise aus Pyeongchang für die letzten emotionalen Bilder der 23. Olympischen Winterspiele. Wie vieles bei diesen Spielen wirkte auch der tränenreiche Abschied der doch recht skurrilen Truppe aus dem Norden inszeniert. Als Teil einer heilen olympischen Welt, in der die Macht des Sports sogar über der großen Politik steht. Wo Cheerleader aus dem Norden, eine kitschige Eröffnungsfeier und eine vereinte Damen-Eishockey-Nationalmannschaft den alltäglichen Wahnsinn eines Kim Jong-un zwei Wochen lang in den Schatten stellten.
Das zumindest wollen die Herren der Ringe das Publikum glauben lassen im Hochglanzprodukt Olympische Spiele, wo schöne Bilder und Emotionen das wichtigste Gut sind. Dabei bröckelt die Fassade des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ganz gewaltig. Doping-Experte Fritz Sörgel forderte unlängst gar den Rücktritt von Präsident Bach. Er nennt Bach und seine Exekutive die „Paten des Sports“, „eine Ansammlung zwielichtiger und auf ihren Vorteil bedachter Sportfunktionäre, die ein erfolgreiches und undurchdringliches Netz gesponnen haben …“
Es überrascht demnach niemanden, dass das IOC nicht fähig zur Selbstkritik ist. Schlimmer noch, wer die Omerta bricht, der wird öffentlich an den Pranger gestellt. Wie der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur Craig Reedie vor den Spielen von Rio, und wie dessen Vorgänger Dick Pound diesmal. Beide wurden auf der IOC-Session verbal attackiert, weil sie den halbherzigen Kurs des IOC im Anti-Doping-Kampf kritisiert hatten.
Der lasche Umgang mit Doping passt genauso wenig zur heilen Welt des Sports wie der Gigantismus von Olympia, die fehlende Nachhaltigkeit bei der Organisation, Umweltsünden beim Bau der Infrastruktur, die Korruption und Geldmacherei. Muss beim Biathlon wirklich gleich in elf verschiedenen Wettbewerben um Medaillen gekämpft werden, nur weil die Sportart in Europa populär ist? Schlussendlich geht es doch immer nur um Langlaufen und Schießen.
In Pyeongchang wurde der Wettkampfplan jedenfalls den Wünschen der europäischen und US-amerikanischen TV-Sender angepasst. So fielen manche Entscheidungen erst weit nach Mitternacht Ortszeit, was nicht gerade von großem Respekt gegenüber den eigentlichen Protagonisten der Spiele, den Athleten, zeugt. Und schon gar nicht vom Respekt gegenüber dem Zuschauer.
So konnten der schönen Bilder zum Trotz auch diese Spiele nicht für ein besseres Image der Olympischen Bewegung sorgen, geschweige denn verlorenes Vertrauen in sie wiederherstellen. Es hat sich nichts geändert beim IOC, das ist das traurige Fazit von Pyeongchang. In Sachen Dopingbekämpfung kam das Krisenmanagement von Bach und Co. einer Bankrotterklärung gleich.
Zum letzten Mal fanden übrigens 1994 Winterspiele in einem europäischen Wintersportort statt. Eine Reihe von Bewerbungen scheiterten danach am Veto der Bevölkerung, was in erster Linie auf das miserable Image des IOC zurückzuführen ist. Dass die nächsten Winterspiele in Peking stattfinden werden, hat sich das IOC demnach selbst zuzuschreiben. Für den (künstlichen) Schnee soll dann das „Chinesische Amt für Wetterbeeinflussung“ sorgen …
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