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Das Schlimmste

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Die berufliche Reklassierung birgt große soziale Gefahren.

Sie sind gesund? Das erfreut. Sie stehen voll im Arbeitsleben, haben dieses soeben begonnen, haben einen neuen Posten in Aussicht oder vor kurzem übernommen? Alles läuft bestens? Die Familie, der Kredit für das Haus, die Kinder eingeschult, vielleicht bereits auf weiterführenden Schulen, alles wie am Schnürchen? Die nahe und ferne Zukunft zeichnet sich in nicht unbedingt immer einfachen, doch zu meisternden Schattierungen ab? Sie haben schon ein bisschen was auf die hohe Kante legen können? Schön. Gut so. Das erfreut.

Doch all dies kann plötzlich unterbrochen werden. Eine schlimme Krankheit, ein Herzinfarkt, ein Unfall, erste Verschleißerscheinungen an den Wirbeln. Sie überstehen die Krankheit, den Infarkt, die Verletzungen oder die Operation? Sie können Ihrer bisherigen Arbeit in Ihrem erlernten Beruf zwar plötzlich leider nicht mehr so nachgehen, wie Sie dies eigentlich wollen? Oder gar nicht mehr? Dennoch. Wir haben gutes Personal, fähige Ärzte. Sie haben noch einmal Glück gehabt. „Halb so schlimm“, wie man sagt und hofft? Schön. Gut so. Das erfreut. Das mit der Arbeit wird sich regeln? Kann sein, muss nicht sein. Denn wenn Ihre Lobeshymnen auf das Gesundheitssystem abklingen, werden Sie es merken: Jetzt kommt eine andere Partitur. Und die wird im Register der sozialen Absicherung gespielt. Es geht um die berufliche Wiedereingliederung, die Reklassierung. Dort gibt es trotz Neuaufstellung seit 2016 immer noch schräge Töne.

Sie werden jetzt zu einem passiven Akteur in einem Zusammenspiel von acht Verwaltungen und drei Ministerien. Sie selbst können nicht eingreifen. Nur der „Contrôle médical“ kann die Gemischte Kommission anrufen. Und der Arbeitsarzt. Beide jedoch nur, wenn Sie bestimmte Bedingungen erfüllen. Erfüllen Sie die nicht, Pech gehabt. Raus sind Sie. Krank hin, krank her. Erfüllen Sie die Bedingungen, wird entschieden, ob Sie eine Invalidenrente bekommen oder eine provisorische, ob Sie innerhalb Ihres Betriebs (interne Reklassierung) eine neue Stelle bekommen oder als arbeitsfähig für einen Arbeitsplatz außerhalb Ihres Betriebs (externe Reklassierung) eingestuft werden. All dies ist mit Zeitabläufen verbunden, während derer Sie zeitweise mit der Hälfte Ihres Einkommens auskommen müssen. Vielleicht monatelang ohne irgendein Einkommen. Zudem werden die Entscheidungen periodisch überprüft und können rückgängig gemacht werden. Auch nach Jahren.
Will heißen, Sie werden nie genau wissen, wo Sie wirklich dran sind. Selbst Ihren fähigen Ärzten scheinen die Hände gebunden. Zudem gibt es viel zu beachten. Wer Pech hat, wird zum RMG-Bezieher. Sie und Ihre Familie werden ein Wechselbad der Gefühle durchmachen. Weggefegt Ihre Zukunftsträume, die Rückzahlung des Hauskredits wird zum Problem. Von dem, was auf der hohen Kante lag, wird nicht viel übrig bleiben.

Dieses langsame Abrutschen in die soziale Ungewissheit wird Ihnen immer mehr zu schaffen machen. Und all dies nur, weil Sie krank geworden sind und die Lücken in der sozialen Absicherung besonders bei der Reklassierung groß sein können. Zu groß. Und solange diese Lücken nicht endlich geschlossen werden, werden immer wieder Leute feststellen müssen, dass in einem Land wie Luxemburg, das so stolz auf seine Sozialversicherung ist, in die sie zig Jahre lang brav ihre Beiträge gezahlt haben, bei Krankheit, Unfall oder ähnlichem Schicksalsschlag nur eines leider ganz sicher ist: Zu oft entpuppt sich das von ihnen durchgemachte „Halb so schlimm“ im Nachhinein als das Schlimmste.

sajo
12. Februar 2019 - 23.40

halt op liewen fun krank leit nach mei ze zersteieren mme.b.... iwwerlet et wehr er schwester oder eren bruder den krank ass.

K1000
19. Juli 2017 - 12.33

A propos 13. Monat :
Wieso müssen Reklassierte ganz auf dieses Zubrot verzichten ?
Es wäre ja sowieso nur ein Bruchteil von einem 13. Monat !

Vinbar
19. Juli 2017 - 11.55

Waat fir en commentaire!!! Schwaarz Schof gin et ëmmer an wärden nie ausstierwen, ed gedd eng majoritéit déi schéin brav hier Beiträg bezuelen an ganz selten Gesondheetskees an Usproch huelen!! Ech prangeren eisen Sozialstaat dass se en Gesetz gemacht hun waat no 12 méint an 1Dag dem Patron d'recht gedd en Mataarbechter ze entloosen daat méi wéi sécher ennert dem Drock vun der Patronatslobby !!!An waat nach Grass esou schlëmm ass dass eis Gewerkschaften net dogéihnt gaangen sinn!!!!Ech behaapten een deen 12méint krank ass huet sech daat net sëlwer eraus gesicht.Duerfier ass et héich Zäit daat ze iwerdenken!!!!

Pompier Sam
19. Juli 2017 - 7.18

Ech keint ierch elo aus dem Kapp eng 20 Nimm hei opleschten, mengen awer net dass dat geif publizeirt ginn.

plappermäulchen
18. Juli 2017 - 20.18

Es wird trotz diesem hervorragenden Artikel wohl nichts geschehen. Wenn man relativ jung in die provisorische Invalidenrente gehen MUSS, wird vieles anders. Erstens weniger Einkommen, aber auch die Zukunft sieht nicht rosig aus. Auf Arbeit hatte man die Chance, durch Kollektivverträge regelmässig eine Lohnerhöhung zu erhalten, so dass der Lebensstandard eingehalten werden konnte trotz steigender Lebenskosten. Aber als Rentner? Von Jahr zu Jahr wird die Rente weniger wert .... Anpassungen lachhaft ... der 13. Monat ... lieber nicht darüber reden. Und wenn irgendwann mal eine Indextranche winkt, ändert das auch nicht viel bei einer niedrigen Rente. Warum wird die Invalidenrente nicht so berechnet, dass die normale Karriere, die man als Gesunder in seinem Berufsleben hätte machen können, mit einbezogen wird? Da läuft doch irgendwas falsch, wenn man langsam aber sicher als ehemals gutverdienender Arbeiter mit einer Invalidenrente droht in die Armut abzurutschen ...

MartaM
18. Juli 2017 - 12.19

"Wiert nach en Humpen weg". Lieber "Pompier Sam" Stammtischgeplapper oder können sie konkrete Beweise vorlegen? Das wäre so ,als würde ich behaupten " vill Pompjeeen läeschen vir d'eischt hieren Duusscht et se d'Feier läeschen", da würde ich einen ganzen, seriösen Berufsstand diffamieren, mich einer Lüge bedienen vorbildliche Menschen in den Dreck zuziehen.

Pompier Sam
18. Juli 2017 - 11.37

Macht der och mol en Artikel iwert all dei Leit den eisen ganz genereisen Sozialsystem op d'Käschten vun der Algemengheet bedreien, oft mat der Komplizieit vun Doctoren denen dei vir en puer Euro jidereen wochenlang karnkschreiwern?

MartaM
18. Juli 2017 - 7.57

Sozialstaat den wir meinen, Sozialstaat der seitens einer neoliberalen Politik immer mehr ausgehöhlt wird.Zu den Totengräbern errungener Sozialleistungen gehören einerseits EU Vorgaben , andererseits konservative Parteien.Aber auch Sozialisten und Grüne haben lustig mitgewerkelt die Rechte der Arbeitnehmer zu untergraben, die Gewerkschaften vergessen ihrer Rolle gerecht zu werden, die Arbeitnehmer und Rentner zu mobilisieren, den Protest auf die Straße zutragen.

CESHA
18. Juli 2017 - 7.36

Gut, dass dieses Thema einmal angesprochen wird.
Hoffentlich bewegt der Artikel die Politiker dazu, an Verbesserungen zu arbeiten