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Böser Döner

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Die Türkei weiter zu lieben, fällt immer schwerer. Leider. Die Türkei ist zwar immer noch ein großes und ein schönes Land. Es bietet auch weiterhin viel Kultur und Geschichte, wunderbares Essen, atemberaubende Berge, perfekte Küsten. Dasselbe Land ist es trotzdem nicht mehr.

Noch vor wenigen Jahren zählte die Türkei zu den Topzielen europäischer Touristen, die neben all diesen Verlockungen auch jener des eher günstigen Urlaubs nicht abgeneigt waren. Diese Zeiten sind vorbei und Schuld trägt einzig und allein die Politik. Präsident Recep Tayyip Erdogan, der davor schon nicht zimperlich agierte, kennt seit dem fehlgeschlagenen Putsch im vergangenen Juli kein Halten mehr. Im Inneren säubert er, nach außen poltert er.

Erdogan ist nun endgültig von der Sorte Autokrat, wie ihn sich die Europäer in diesem geopolitischen Scharnier, das die Türkei nun einmal ist, nicht mal in ihren dunkelsten Albträumen ausmalen wollten (und deshalb wohl auch zu lange die Augen verschlossen hielten vor den Entwicklungen der vergangenen Jahre).

Erdogan ist unkontrollierbar geworden. Europa hat seinen diplomatischen Zugriff verloren. Kommt Kritik aus einer europäischen Hauptstadt, antwortet Ankara mit Drohungen und Beleidigungen auf einem Niveau, auf das sich ein europäischer Außenminister für gewöhnlich nicht herablassen kann und will. Erdogan herrscht über ein Land, das gleichzeitig Beitrittskandidat zur Europäischen Union ist und unverblümt europäische Staatsbürger als Faustpfand für Auslieferungen von Regimekritikern wegsperren lässt.
Die traurige Posse um den jüngst in Spanien auf türkisches Geheiß vorübergehend festgenommenen deutsch-türkischen Schriftsteller Dogan Akhanli ist nur die letzte in einer langen Reihe an Provokationen. Der einzige Verlass, den die Europäer haben können, ist der nächste Affront, der kommen wird.

Die Provokationen richten sich nicht nur, aber vor allem gegen die Länder, in denen viele türkische Staatsbürger leben, wie Deutschland, die Niederlande oder Österreich. Spannungen zwischen den Mächtigen der Länder wirken sich nicht förderlich auf das Zusammenleben der weniger Mächtigen aus. Erdogan, der die Integration verteufelt, spielt das in die Hände. Die inneren Konflikte der Türkei werden so exportiert, und damit auch die Feindbilder, die Erdogan so sehr braucht, um sich als Schutzgarant aufspielen zu können. Das gilt schon länger für den Kampf gegen die Kurden, das gilt nun auch für die Verfolgung von Intellektuellen (meist unter dem Vorwand der Terrorunterstützung). Vielen Deutschen, Niederländern, Österreichern gefällt es nicht, AKP-Fahnen schwenkende Erdogan-Fanatiker in ihren Städten zu sehen.

Was passiert, ist das Gegenteil von wirklichem Zusammenleben. In Berlin, Rotterdam oder Wien wissen die meisten mittlerweile, welches türkische Restaurant von Erdogan-Wählern besucht wird oder den rechtsradikalen Grauen Wölfen nahesteht. Da geht man dann nicht mehr hin. Die politische Auseinandersetzung hat sich inzwischen sogar in den Döner hineingefressen.

Nomi
22. August 2017 - 11.57

@ Fruppsi: Dat Volek kann net aanescht, well et an Terror an an der Gefohr lieft angespaart ze ginn wann et nemmen fir ee Komma de Mond opmecht !!!!

Fruppsi
22. August 2017 - 9.19

Nein, Schuld trägt nicht einzig und allein Erdogan. Schuld trägt das türkische Volk!
Das ihm bei Wahlen über 50% gibt.

Clemi
22. August 2017 - 8.02

Traurig aber leider wohl wahr...

Jeannosch
22. August 2017 - 7.38

Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht.(K.Marx) Gerade am Beispiel der Türkei wird deutlich wieweit unsere Welt, die Gesellschaft im Umbruch ist.Einerseits die politische, religiöse Ausrichtung Erdogans, andererseits das Konterfei einer zerstrittenen , undefinierbaren Europapolitik, einer Welt übersät mit Konflikten.Die futuristisch, modernen Gesellschaftsformen könnten sehr schnell an ihre Grenzen kommen, gestoppt durch Terror ,sich verlagernde Krisen und Kriege.Die Türkei erfüllt alle Voraussetzungen,Geburtshelfer für Konflikte und Krisen in Europa zu werden.