Ein rezenter Reporter-Artikel hinterfragte einige Aspekte des Kulturhauptstadt-Gesamtprojekts der bisherigen Leiter Janina Strötgen und Andreas Wagner. Es hieß unter anderem, das Einbetten des Remix-Projekts in den kulturellen Entwicklungsplan des Südens sei noch mangelhaft. Die Kritik – deren Ausgangspunkt durchaus interessant ist – bestand aber lediglich darin, die Legitimität vereinzelter Elemente – die Nachstellung des Ceausescu-Besuches und die Einladung von Ai Weiwei – pauschal infrage zu stellen, ohne dass man darauf einging, was genau z.B. an der Nachstellung des Ceausescu-Besuchs in Esch (die im Artikel auf eine Gedenkfeier reduziert wird) jetzt stören würde – abgesehen davon, dass ein solches Projekt der Region langfristig wenig bringen würde.
Neben dieser etwas elliptischen Begründung, die davon absieht, dass Erinnerungskultur für die teleologische Ausrichtung einer Gegend durchaus identitätsstiftend sein kann, und dem Passepartout-Argument, dass Ai Weiwei viel Geld koste, während hingegen andere Einrichtungen wie das Escher Theater noch mangelhaft finanziert seien – mit dieser Begründung könnte man eigentlich jeden etwas bekannteren Künstler gleich wieder ausladen –, steht dieser Artikel metonymisch für eine bedauerliche Gesamttendenz: Niemand diskutiert mehr die geplanten kulturellen Events, die ihre Zustimmung von einer internationalen Jury, zusammen mit einer Reihe von Verbesserungsvorschlägen, erhielten (so könnte man das Ceausescu-Projekt z.B. in Verbindung mit Milo Raus Verarbeitung der Thematik analysieren).
Es ist bemerkenswert, mit welch starkem Verdrängungsmechanismus immer wieder ausgeklammert wird, dass das von Janina Strötgen und Andreas Wagner aufgestellte Bidbook gewählt wurde – und man diese Projekte nicht einfach abschieben kann. Das Verschwinden der Kultur aus «Esch 2022» zeugt von einem Mangel an Transparenz und Kommunikation, der sich wie ein roter Faden bei fast allen beteiligten Akteuren feststellen lässt. So lässt sich ein äußerst besorgniserregendes Zerbröseln der gemeinsamen Interessen zugunsten eines «every man for himself» beobachten, als würde man jetzt schon befürchten, dass nicht jedermann ein Stück des Kuchens, für den die verschiedenen Zutaten noch nicht mal eingekauft wurden, abbekommen würde. Indes wirken die Zankereien wie eine schlecht inszenierte Serie (Titelvorschlag: «Ash 2022»), die die Monotonie einer Politikszene widerspiegelt, in der lediglich das Aufdecken der Verstrickungen von Eigen- oder Parteiinteressen variiert, das Narrativ an sich aber stets gleich bleibt.
Ohne Solidaritätsbekundung, ohne Ziehen an einem Strang, riskiert das Projekt «Esch 2022» zu scheitern. Die momentane Situation – zwei neue Posten sollen ausgeschrieben werden, um sich einen neuen «Directeur général» und einen «Directeur administratif» an Bord zu holen, Strötgen und Wagner sollen (nur noch) die künstlerische Leitung übernehmen – wirkt wie eine Kompromisslösung, ein Rettungsversuch, in dem bekennende Strötgen-Wagner-Unterstützer und -Gegner prosaisch-utilitaristisch festlegen, wie man die zukünftige Kulturhauptstadt gegen weitere interne und externe Angriffe verteidigen kann. Denn sich von den kreativen Köpfen hinter dem Bidbook zu lösen, könnte zu Verspätungen führen, die angesichts der Kontroll-Checkpoints der EU (der erste soll im kommenden Herbst stattfinden) wiederum für weitere Unruhe sorgen werden. So hört diese nächste Episode von «Ash 2022» mit einem weiteren Cliffhanger auf: Wie werden sich der Generalkoordinator und die künstlerische Leiterin wohl nun entscheiden?
Mit unserer Provinzmentalität , " jiddereen leet sain Pefferkäer bai an wees et besser",wobei dieses kleinkarierte Denken, " wuel typesch letzebuergesch ass", sollten wir den beiden Leitern dieses Kulturprojektes , Gelegenheit geben , ihre Arbeit zu beenden. "Nom Projet Kulturhaapstaad" bleibt dann genug Zeit über das Gelingen oder Nichtgelingen dieses ominösen Projektes ,Fazit zu ziehen. Sicherlich wurden die beiden Leiter dieses Kulturprojektes auf Grund ihrer Referenzen ausgewählt und somit sollte " d'Kulturhaaptstaad zu engem Flopp gin" , die Schuld eindeutig bei der Jury liegt , die dem Duo Strötgen-Wagner ihre Zustimmung gaben.Viele Köche verderben den Brei, " an waat d'Kultur ugeet hun ech léiwer d'Politik häelt sech eraus, well dovunner versteet se guer naischt."
Bravo Haer Schincker.Eng perfekt Analyse vun engem Trauerspill "a la luxembourgeoise".