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Äpfel und Birnen

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Wer war der Beste im Sportjahr 2015? Diese Frage wird heute Abend bei der „Gala des sports“ beantwortet werden.

Wie im Sport üblich wird es auch diesmal Sieger und Verlierer geben sowie reichlich Diskussionen über die Richtigkeit der Wahl.

pmichel@tageblatt.lu

Es geht um die Nachfolge von Tennisprofi Gilles Muller, Karateka Jenny Warling und dem Tischtennis-Nationalteam der Frauen. Wobei Nachfolge vielleicht zu viel gesagt ist, gehören die Titelverteidiger doch auch diesmal wieder zum engeren Favoritenkreis.

Im Grunde genommen ergeben Sportlerwahlen keinen Sinn, da sie nicht gerecht sein können. Leistungen in unterschiedlichen Sportarten können nach rein objektiven Kriterien nicht miteinander verglichen werden. Ein Weltranglistenplatz im Tennis sagt etwas anderes aus als ein Weltranglistenplatz in Kampfsportarten. Will heißen, dass die Verbreitung und Popularität einer Sportart immer eine Rolle spielen.

Die Frage, ob eine Top-Ten-Platzierung in einer Randsportart wie Karate, in der es zudem viele verschiedene Gewichtsklassen gibt, besser ist als eine Top-100-Platzierung in einer der weltweit populärsten und meistpraktizierten Sportarten überhaupt, ist demnach nicht zu beantworten. Auf der anderen Seite könnte man auch fragen: Werden die Leistungen in einer viel mediatisierten Sportart durch die ständige Präsenz in Fernsehen und Presse nicht auch automatisch ein wenig überbewertet?

Sogar innerhalb einer Sportart kann der Vergleich schwerfallen. Beispiel: Heute stehen in der Liste der Kandidaten bei den Männern mit Bob Jungels, Jempy Drucker, Ben Gastauer und Frank Schleck gleich vier Radprofis. Wessen Leistung aber ist höher einzuschätzen? Bob Jungels hat eine bemerkenswerte erste Tour-de-France-Teilnahme hingelegt und ist Luxemburgs größte Zukunftshoffnung. Frank Schleck konnte trotz einer durchwachsenen Saison einen fantastischen Etappensieg bei einer großen Tour feiern. Jempy Drucker war über die gesamte Saison gesehen der konstanteste Fahrer mit vielen Top-10-Platzierungen und einem krönenden Abschluss in London. Und dann ist da noch Ben Gastauer, der mit der Tour du Haut-Var ein Etappenrennen gewann. Was ist also höher einzuschätzen: Konstanz beim absoluten Höhepunkt der Radsportsaison, ein Etappensieg bei der Vuelta oder aber Konstanz über die gesamte Saison gesehen?
Kann ein Sprinter überhaupt mit einem Bergfahrer, einem Zeitfahrspezialisten oder einem Allrounder verglichen werden? Und: Darf eine eventuelle Dopingvergangenheit bei der Wahl eine Rolle spielen?

Fragen über Fragen, die deutlich machen, dass Sportlerwahlen nicht gerecht sein können‚ weshalb sich heute Abend in Mondorf alle Beteiligten aufs olympische Motto „Dabei sein ist alles“ besinnen sollten. Schließlich kann beim besten Willen niemand vergleichen, was nicht zu vergleichen ist.

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