Indirekt seien bis zu 2.000 Jobs gefährdet. Das verwaltete Vermögen könnte einbrechen. Seitens der ABBL prognostizierte Carlo Thill im April 2014: „In drei bis vier Jahren wird es deutlich weniger Banken in Luxemburg geben.“
" class="infobox_img" />Christian Muller cmuller@tageblatt.lu
Heute, fast ein Jahr nach der Abschaffung des Bankgeheimnisses, ist von alldem nichts zu spüren: Die Bilanzsumme der Banken ist zwischen September 2014 und Oktober 2015 nicht eingebrochen. Im Gegenteil: Sie ist um sechs Milliarden auf 757 Milliarden Euro gewachsen. Im Dezember 2013 lag sie noch bei 713 Milliarden.
Auch die Zahl der Banken ist stabil geblieben. Heute zählt Luxemburg 143 Finanzinstitute – das ist eine Bank weniger als Ende 2014. Somit hat sich die Zahl der Geldinstitute seit dem Wegfall des Bankgeheimnisses besser entwickelt als in den Vorjahren. Im Jahre 1994 zählte Luxemburg 222 Banken, Ende 2007 waren es noch 156.
Leicht weniger gut hat sich jedoch die Beschäftigung in den Banken selbst entwickelt. Zwischen September 2014 und September 2015 ist die Zahl der Bankmitarbeiter um 211 Personen auf 25.844 gefallen. Diese Zahl ist aber nur begrenzt aussagekräftig: Im gleichen Zeitraum hat die Zahl der Beschäftigten im Finanzsektor stark zugelegt. Allein zwischen September 2014 und Juni 2015 hat sie um 926 zugelegt.
Nur im Unterbereich der Privatbank ist ein Rückgang bei den Mitarbeiterzahlen zu verzeichnen. Insgesamt gibt es heute vier Prozent weniger Privatbanker als noch vor einem Jahr. Auch die Zahl der Kunden ist geschrumpft. Das verwaltete Vermögen jedoch ist dabei, weiter anzusteigen.
Klar ist, es ist heute noch etwas früh, um eine endgültige Bilanz zu ziehen. Die ersten Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass die Abschaffung des Bankgeheimnisses dem Finanzplatz keinen Schaden zufügte.
Niemand fordert eine Wiedereinführung. Im Gegenteil: Der Sektor der Investmentfonds freut sich über den besseren Ruf des Platzes. Die neuen chinesischen Finanzinstitute benötigen kein Bankgeheimnis. Viele Bankchefs hoffen nun, da der automatische Informationsaustausch eingeführt wurde, künftig mehr Geschäfte in Luxemburg tätigen zu können. Es sei nun einfacher, sich für den Finanzplatz Luxemburg innerhalb der internationalen Bankgruppen einzusetzen. Der Geschäftsführer von Schroders Benelux hat sogar bereits eine „deutliche Verbesserung in der Qualität der Vermögensverwaltung“ festgestellt.
Nun liegt es an der Regierung, auch in Zukunft für ein gutes, transparentes und wettbewerbsfreundliches Umfeld für die Finanzbranche zu sorgen. Nur die besten Produkte sollen von Luxemburg aus auf den Weltmarkt gelangen.
Das Ziel ist aber noch nicht erreicht. Im viel beachteten „Global Competitiveness Index“ beispielsweise liegt der Finanzplatz, was den Schutz der Investoren betrifft, gemeinsam mit Ecuador, Kamerun, Ruanda und Vietnam auf Platz 100 von 140 untersuchten Ländern.
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