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QuergelesenWo Frauen nichts wert sind

Quergelesen / Wo Frauen nichts wert sind
„Und Anna seufzte zum Himmel empor – Warum der liebe Gott manchmal böse und die Bibel schier unglaublich ist“ Tectum Verlag

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  Elisabeth-Sandmann-Verlag

Frauen sind noch heute vielfach diskriminiert. Heldinnen aus dem echten Leben zwischen 10 und 18 Jahren, wie Paola Gianturco und Alex Sangster sie in ihrem neuen Werk „Wonder Girls, Unsere Reise zu den mutigsten Mädchen der Welt“ (Elisabeth-Sandmann-Verlag, München 2019, 184 Seiten, gebunden, Großformat, 29,95 Euro, ISBN 978-3-945543-53-5) überzeugend darstellen, sind erst seit kurzem sichtbar, setzen aber bereits länderübergreifende Maßstäbe mit ihrem Mut und ihren ansteckenden Visionen und verändern unseren Blick auf die Welt, indem sie sich einbringen für Bildung, Gesundheit und Umwelt, sich gegen Gewalt und Menschenhandel engagieren und sich dabei selbst in Gefahr bringen.

  btb verlag

Verhüllt und versklavt

In einem der reichsten und für Frauen rückständigsten Länder der Welt, inmitten flirrender Hitze und in der Sonne glitzernder Wolkenkratzer, müssen Mädchen sich als Zehnjährige zum ersten Mal verschleiern, dürfen Frauen ohne männliche Begleitung nicht auf die Straße, sind sie ständig im Würgegriff der Scharia und der allgegenwärtigen Religionspolizei. Davon berichtet Rana Ahmad in ihrer Neuerscheinung „Frauen dürfen hier nicht träumen: Mein Ausbruch aus Saudi-Arabien, mein Weg in die Freiheit“ (btb-verlag, München 2018, 320 Seiten, Klappenbroschur, 16,00 Euro, ISBN: 978-3-442-75748-0). Der Autorin wird hier von den Sittenwächtern die Luft zum Atmen geraubt, Zweifel an Allah wachsen in ihr heran, worauf in diesem Hort der Unterdrückung die Todesstrafe steht. Ihr bleibt keine Wahl: Wenn die Angst vor dem Leben größer ist als die Furcht vor dem Tod, bleibt nur eins: Flucht!

  Bastei-Lübbe-Taschenbuchverlag

Dass sie schon als junge Frau polizeilich beobachtet, drangsaliert, bedroht und gefoltert wurde, erzählt Maryam Heidari Ahwazi in ihrer Biografie „Im Schatten des Schleiers – Mein Kampf für ein Leben in Freiheit. Wie ich Folter und Verfolgung im Iran entkam“ (Bastei-Lübbe-Taschenbuchverlag, Köln 2019, 396 Seiten, Paperback, 10,00 Euro, ISBN 978-3-404-61032-7), in der sie schildert, wie sie im Iran für ein Leben in Freiheit kämpfte inmitten der misogynen Atmosphäre eines islamischen Gottesstaates, in dem das schöne Geschlecht verachtet und tierisch behandelt wird, der alltäglichen Geschlechterapartheid und dem Terror der patriarchalisch strukturierten Clans schutzlos ausgeliefert ist. Nach ihrer Konvertierung zum Christentum entkam sie nach Monaten des Martyriums schließlich der Brutalität des iranischen Regimes, das einer erstarrten Religion huldigt, die sich seit 1.400 Jahren jedem Wandel hartnäckig widersetzt hat.

 Knaur-Taschenbuchverlag

Ein Verbrechen an Mädchen und Frauen

Als eine schreckliche Verletzung der Menschenrechte wird in unserer westlichen Welt die vielerorts in Afrika noch grassierende Beschneidung der weiblichen Lustfähigkeit angesehen. Das von dieser barbarischen Genitalverstümmelung der Frauen ausgelöste Leid steht im Mittelpunkt der rezenten Autobiografie „Flügel für den Schmetterling – Der Tag, an dem mein Leben neu begann“ (Knaur-Taschenbuchverlag, München 2017, 272 Seiten, Klappenbroschur, 16,99 Euro, ISBN 978-3-426-78860-8), in der die im Norden Kenias aufgewachsene Massai Ntailan Lolkoki detailliert erzählt, wie sie mit zwölf nach den archaischen Traditionen ihres Volkes grausam beschnitten wurde und sich seither bis zu ihrer erfolgreichen Rückoperation als Fremde in ihrem Körper gefühlt hat.

Der Begriff „Beschneidung“, der gewöhnlich gebraucht wird, ist in der Tat viel zu verharmlosend für eine derartige tiefgreifende Verstümmelungspraktik, die täglich an weltweit etwa 8.000 jungen, vor allem muslimischen Frauen vollzogen wird.

Je nach Brauch werden den Mädchen bei vollem Bewusstsein mit Rasierklingen oder Glasscherben die Klitoris und die Schamlippen entfernt. Wenn die Wunde tief genug ist, wird sie bis auf ein reiskorngroßes Loch mit Dornen verschlossen. Jedes dritte Mädchen überlebt die Tortur nicht – zu tief sind die Schnitte in Körper und Seele. Die anderen leiden ein Leben lang: Urin und Menstruationsblut können kaum abfließen und verursachen unvorstellbare Schmerzen. In der Hochzeitsnacht wird die Narbe durch gewaltsame Penetration oder ein Messer geöffnet. Diese unmenschliche Entstellung am weiblichen Organismus kommt einem Schlachten bei lebendigem Leib gleich und erfüllt die Frauen lebenslang mit unsäglichem Entsetzen.

Aus der Sicht der Autorin ist falsche Toleranz und Ignoranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung die härteste Form von Rassismus, die man sich vorstellen kann.

 Tectum-Verlag

Der Herr und das Weib

Das Frauenbild der Bibel ist auf spektakuläre Weise doktrinär und männlich geprägt. Das Schicksal der Eva-Figur, die als erste Sünderin und demnach als leicht verführbares Weib geschildert wird, die daran schuld ist, dass wir alle sterben müssen, steht beispielhaft für das verkorkste Verhältnis, das die drei großen monotheistischen Weltreligionen zu Frauen entwickelt haben. Dass nicht nur Muslime, sondern auch Juden und Christen der Weiblichkeit keine große Ehrerbietung entgegenbringen, dafür verbürgt sich Bernard Bernarding in seinem aufwühlenden Sachbuch „Und Anna seufzte zum Himmel empor – Warum der liebe Gott manchmal böse und die Bibel schier unglaublich ist“ (Tectum-Verlag, Baden-Baden 2018, 246 Seiten, Broschur, 28,00 Euro, ISBN 978- 3-8288-4235-9):

„Das Nicht-ernst-Nehmen von Frauen und ihre permanente Diskriminierung durch heilige Schriften und höchste Würdenträger hat sich über die Jahrhunderte hinweg im Bewusstsein der Menschen festgefressen. Bis zur ‘heiligen’ Inquisition und zur Hexenverfolgung war es da nur noch ein kleiner Schritt. Am Ende wurden Frauen nicht bloß geringgeschätzt und missachtet; sie wurden oftmals auch für Fehler und Sünden (der Männer) verantwortlich gemacht und als ‹Hexen› gefoltert, vergewaltigt oder umgebracht. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ 

Mensch
12. März 2020 - 16.13

"Andere Länder, andere Sitten" sagt man. Wir sollten aufhören alles was nicht so ist wie bei uns zu kritisieren (besonders in muslimischen Ländern) oder als altertümliche Barbarei herunterzuspielen weil wir es nicht verstehen. Wir sollten uns einmal anschauen wie viele unglückliche, geschlagene, alleinstehende, geschiedene, einsame, arme Frauen es bei uns in Luxemburg gibt und über unsere eigene Gesellschaft nachdenken.