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TechnikWie Sonos und Apple auf der 3D-Musik-Welle surfen

Technik / Wie Sonos und Apple auf der 3D-Musik-Welle surfen
Apples Homepod (r.) projiziert ein Klangbild, das im Vergleich zum Sonos Era 300 (l.) kleiner wirkt Foto: dpa-mag/Andrej Sokolow

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Musikstreaming-Dienste haben inzwischen Hunderte Songs mit Raumklang im Angebot, meist in den Formaten Sony 360 Reality Audio und Dolby Atmos. Zunächst dominierten Soundbars und Kopfhörer das Angebot an Raumklang-Geräten. Gerade bei Kopfhörern war und ist die 3D-Umsetzung aber kompromissbehaftet.

Nun gibt es aber immer mehr Lautsprecher, die 3D-Audio wiedergeben können. In den letzten Wochen kamen etwa Geräte von Sonos und Apple auf den Markt, die auf 3D-Musik im Atmos-Format ausgelegt sind. Diese ist bei mehreren Streaming-Diensten verfügbar – mit auffälliger Ausnahme des Marktführers Spotify.

Der iPhone-Konzern belebte den eigentlich vor zwei Jahren eingestellten Homepod wieder und verkauft davon nun die zweite Geräte-Generation. Und Sonos läutet seine Atmos-Ära mit einem komplett neu entwickelten Lautsprecher ein. Sein Name: Era 300.

Era 300 klingt wie kein anderer Lautsprecher

Die rund drei Jahre Entwicklungsarbeit waren nicht vergebens: Der Era 300 klingt wie kein anderer Lautsprecher. Man ist es gewohnt, den Sound in einem Stereo-Koordinatensystem wahrzunehmen: Links, rechts oder mittig. Der Era 300 löst mit Atmos-Musik diese Trennlinien auf und füllt stattdessen den Raum mit einem dreidimensionalen Klangbild – aus nur einem Gerät. Es hat die Dichte von Mono, aber mit Raumklang.

Möglich macht es die ungewöhnliche Form, die an eine liegende, etwas kantige Sanduhr erinnert. Der Lautsprecher wird zur Mitte trapezförmig schmaler und nach hinten wieder breiter. In diesem hinteren Teil sitzen zwei seitwärts gerichtete Bass-Membranen sowie drei Hochtöner, die für den Raumklang sorgen.

Zwei der Hochtöner zielen jeweils nach links und rechts – und einer nach oben, damit der Schall zur Decke gehen und von dort reflektiert werden kann. Der vierte Hochtöner steckt in der Vorderseite und ist direkt auf die Zuhörer gerichtet.

Vom Kino in die Musikbranche

Dolby Atmos kennt man vor allem aus dem Kino mit Lautsprechern an allen Wänden. Seit einigen Jahren versuchen Dolby und die Musikbranche, die Technologie auch für Songs zu etablieren.

Idealerweise wäre man für den vollen Raumklang-Effekt von zwölf Lautsprechern umgeben: Vier vorn, vier hinten, zwei an der Seite plus ein Center-Kanal und ein Subwoofer. In so einem Set-up sitzen die Profis, die Atmos-Mixe produzieren. Sie können dabei bis zu 128 Tonspuren frei im Raum platzieren und auch umherschwirren lassen.

Selbst solche Fachleute glauben nicht, dass so ein Set-up die Lösung für die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher ist: Zum einen könne sie die Abstimmung des Sounds überfordern, zum anderen würden die vielen Lautsprecher die Inneneinrichtung dominieren.

Apples Homepod pumpt für seine Größe viel Bass in den Raum. So viel, dass Apple die Möglichkeit vorsah, den Bass-Ausstoß in den Tiefen der Home-App zu reduzieren. 
Apples Homepod pumpt für seine Größe viel Bass in den Raum. So viel, dass Apple die Möglichkeit vorsah, den Bass-Ausstoß in den Tiefen der Home-App zu reduzieren.  Foto: Apple/dpa-mag

Atmos-Effekt aus einer Box

Deswegen gibt es Atmos-Soundbars, die etwa Schall-Reflexionen von der Decke nutzen, um weitere Lautsprecher zu imitieren. Fügt man zwei Surround-Lautsprecher hinter den Zuhörern hinzu, verbessert das den räumlichen Effekt bereits deutlich. Aber zusammen mit einem Subwoofer können schon dafür locker ein paar Tausend Euro fällig werden.

Mit dem 500 Euro teuren Era 300 will Sonos also nun Atmos-Effekt aus einer Box bieten. Wenig überraschend: Es stecken mehrere physische Lautsprecher im Gehäuse, um die Zuhörer komplett mit Sound zu umgeben. Dennoch eröffnet der Era 300 eine neue Art von Musikerlebnis. Zwei Eras kann man auch zusätzlich zu einer Sonos-Soundbar als Surround-Lautsprecher einsetzen, was für mehr Detail-Auflösung auch bei Film-Tonspuren sorgt.

Auch Apples 350 Euro teurer Homepod (2. Generation) mit einem Ring aus fünf Hochtönern erzeugt einen räumlichen Effekt. Aber das von ihm projizierte Klangbild wirkt im Vergleich kleiner. Dafür pumpt Apples Sound-Zylinder für seine Größe erstaunlich viel Bass in den Raum. So viel, dass Apple die Möglichkeit vorsah, den Bass-Ausstoß in den Tiefen der Home-App zu reduzieren.

Damit die Atmos-tauglichen Lautsprecher ihre Arbeit machen können, muss die Musik speziell für Raumklang abgemischt sein. Bei einem sehr großer Teil der Neuerscheinungen gehen Künstler und Musikfirmen inzwischen diesen zusätzlichen Aufwand ein. Auch viele frühere Songs werden nach und nach neu für das 3D-Audio-Format bearbeitet.

Der Mix macht’s

Allerdings geht die Qualität dieser Mixe zum Teil weit auseinander und das kann zu sehr unterschiedlichen Musikerlebnissen führen. Ein gut gemachter Mix lässt die Musik mit mehr Volumen aufleben. Ein schlechter „raubt ihr die Seele“, wie Musikproduzent Giles Martin einräumt.

Der Sohn des legendären Beatles-Produzenten George Martin mischte nicht nur Alben der „Fab Four“ neu in Atmos ab, sondern spielt als Klang-Berater von Sonos und des weltgrößten Musikkonzerns Universal Music auch eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung von 3D-Musik.

Ein typischer Fehler sei, die einzelnen Tonspuren im Raum zu weit auseinanderzuziehen, was Druck aus einem Song rausnehmen kann, erklärt Martin. Die Lautsprecher derweil geben jeden Mix originalgetreu wieder: Was unglücklich abgemischt wurde, klingt falsch.

Der Homepod richtet sich vor allem an Nutzer, die im iPhone-Universum fest verankert sind und am ehesten auch Kunden von Apple Music sind. Er ist der einzige vernetzte Lautsprecher, den man mit Apples Sprachassistentin Siri bedienen kann.

Sonos lässt über die hauseigene App Atmos-Musik sowohl von Apple Music als auch von Amazon Music Unlimited abspielen. Als Sprachassistenz kann beim Era 300 nur noch Amazons Alexa eingebunden werden, die bisherige Unterstützung des Google Assistant fiel weg. Laut Sonos liegt das an technischen Änderungen bei Google.