Was ist bei der Einreise wichtig?
Normalerweise benötigen Touristen für ihre Katar-Reise nur einen mindestens sechs Monate gültigen Reisepass. Bei der Einreise erhalten sie am Flughafen kostenlos ein Visum-Waiver, mit dem sie bis zu 90 Tage am Stück im Land bleiben dürfen.
Rund um die WM ist aber alles anders: Ab dem 1. November (Dienstag) ist eine Einreise nur mit der sogenannten Hayya Card möglich. Für diese „Fan-ID“, wie die Organisatoren sie nennen, können sich ausschließlich Inhaber von WM-Spiel-Tickets registrieren. Ticketinhaber können dann noch bis zu drei Personen benennen, die auch ohne Ticket eine Hayya Card erhalten und damit (auch später als der Ticketinhaber) einreisen können. Dafür wird jedoch für alle über 12 Jahre eine Gebühr von rund 140 Euro (500 Katar-Riyal) fällig.
Was für Hayya-Card-Inhaber entfällt, ist die bislang für Urlauberinnen und Urlauber obligatorische Vorab-Registrierung über das „Ehteraz-Portal“ der katarischen Regierung. Nicht nötig ist ein Covid-19-Impfnachweis. Und auch der Nachweis eines negativen Coronatests ist ab 1. November für Einreisende nicht mehr vorgeschrieben. „Ehteraz“, die katarische Corona-Tracking-App, sei für Reisende auch während der WM zu installieren, so das Auswärtige Amt. Sie werde aber nur noch für den Besuch von Gesundheitseinrichtungen benötigt. Um die App nutzen zu können, benötigt man eine internationale Sim-Karte, die auch in Katar eine mobile Internetnutzung möglich macht – oder man besorgt sich beispielsweise am Airport eine katarische Sim-Karte.
Was muss man rund um die Hayya Card wissen?
Sie ist vor und während der WM nicht nur die Eintrittskarte nach Katar. Sondern sie muss auch vorgezeigt werden, wenn man ins Stadion will – zusammen mit dem Ticket, versteht sich. Mit ihr kann man auch die öffentlichen Verkehrsmittel in Katar kostenlos nutzen.
Wer nach Katar zur WM reist, sollte die Hayya Card rechtzeitig beantragen. Bis zur vorläufigen Genehmigung nach Prüfung von Foto und Passkopie dauert es laut den Organisatoren fünf Kalendertage. Weitere 24 Stunden kann die Bestätigung der Unterkunft dauern. Die muss man ebenfalls angeben, um die Karte zu erhalten. Wichtig zu wissen: Wer die Hayya Card genehmigt bekommt, erhält außerdem per E-Mail eine Einreiseerlaubnis zugeschickt. Die muss man am Flughafen parat haben – digital oder ausgedruckt.
Die Hayya Card wiederum kann man auf der „Hayya to Qatar 2022“-App auf dem Smartphone vorzeigen. An zwei Stellen in Katar kann man sie sich auch einmalig ausdrucken lassen: Die beiden Hayya-Servicezentren sind die Ali Bin Hamad Al Attiyah Arena (ABHA Arena) und das Doha Exhibition and Convention Center (DECC). Wer nur für ein Spiel nach Katar fliegt, weil er etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten sein Hotel hat, muss über das Hayya-Portal einen sogenannten „Matchday Visit“ (Spieltagsbesuch) beantragen. Damit kann man bis zu 24 Stunden in Katar bleiben. Antworten auf viele weitere Fragen rund um die „Fan-ID“ gibt es auf dem katarischen WM-Portal hayya.qatar2022.qa.
Und was ist mit allen, die kein Ticket haben, aber dennoch vor und während der WM als Touristen nach Katar reisen wollen?
Sofern sie nicht von einem Ticketinhaber registriert wurden und damit auch eine Hayya Card besitzen, ist eine Einreise nicht möglich. Die Sonderregel, dass man nur mit einer Hayya Card einreisen kann, gilt bis 23. Dezember.
Was ist von den beiden Apps Hayya und Ehteraz zu halten?
Die beiden Smartphone-Apps rufen bei Fachleuten große Bedenken hervor, weil sie mit ihren eingeforderten Berechtigungen tief in die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer eindringen können. Das Fazit eines Sicherheitsexperten des norwegischen Rundfunks NRK, der die Anwendungen analysiert hat, fällt eindeutig aus: Es sei nicht sein Job, Reisehinweise zu geben. Aber persönlich würde er niemals sein eigenes Smartphone mit nach Katar bringen. Das Problem ist: Reisenden bleibt keine Wahl. Vielleicht haben sie ja ein Zweit-Smartphone, dass sie für den Katar-Trip nutzen können? Auf jeden Fall sollten sie sich bewusst sein, welche umfassenden Berechtigungen den Apps eingeräumt werden.
Wie heiß ist es im November und Dezember?
Die WM wurde nicht ohne Grund erstmals in der Turniergeschichte in den frühen Winter verlegt. Im Sommer steigen die Temperaturen in dem Wüstenemirat auf bis zu 50 Grad. Da ist es im November und Dezember doch wesentlich milder – mit Tagestemperaturen von 25 bis 30 Grad.
Was gilt mit Blick auf die Kleidung?
Kleidungsvorschriften, etwa das Tragen eines Kopftuches, gelten für Ausländerinnen in Katar nicht. Sie können ihre normale Kleidung tragen, wenngleich vielleicht nicht ganz so freizügig – Experten raten zu etwas Zurückhaltung.
Welche Regeln sollten einem noch bewusst sein?
Auch wenn Katar im Vergleich zum Nachbarland Saudi-Arabien als geradezu liberal durchgehen darf: Es ist ein konservatives Land mit einem durch islamische Moralvorstellungen geprägten Recht. Das heißt unter anderem, dass man mit dem Austausch von Zärtlichkeiten, die in der islamischen Welt in den privaten Raum gehören, in der Öffentlichkeit höchst zurückhaltend sein sollte.
Homosexualität ist laut Gesetz verboten, gleiches gilt für nicht-ehelichen Geschlechtsverkehr. Laut der Tourismusbehörde wird jedoch kein Hotel nach einer Heiratsurkunde fragen. Die Reisen gelten als Privatsache. Auch auf dem offiziellen WM-Portal heißt es zu der Frage, ob unverheiratete Paare (einschließlich LGBTQI+) im selben Zimmer übernachten dürften: Ja, es gebe keine Einschränkungen.
Immer wieder gibt es Berichte und Vorwürfe, dass Frauen sowie lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LGBTQI+) in Katar diskriminiert würden. Während der WM seien alle Fans willkommen, das haben der Weltverband FIFA und der Emir von Katar zuletzt immer wieder betont. Auf der anderen Seite hat etwa die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch homosexuelle Fans zuletzt vor einer Reise in den Golf-Staat gewarnt.
Kann ich in Katar Alkohol trinken?
Bier und Fußball, das gehört für viele Fans zusammen. In Katar ist der Ausschank von Alkohol stark eingeschränkt – in erster Linie auf Bars und Restaurants bestimmter lizenzierter Hotels. Rund um die WM vom 20. November bis 18. Dezember gibt es aber Ausnahmen. Alkoholhaltige Getränke werden vor und nach dem Anpfiff auf dem Stadiongelände sowie nach 18.30 Uhr Ortszeit auf dem Fanfest in Doha ausgeschenkt. In den Stadien gibt es nur alkoholfreies Bier. Trunkenheit und der Konsum von Alkohol sind in der Öffentlichkeit verboten, ebenso wie die Einfuhr von Alkohol ins Land. Um Alkohol zu trinken, muss man in Katar mindestens 21 Jahre alt sein.
Was bietet das Land touristisch?
Hier spielt sich vieles in und um Doha ab – das gilt nicht nur für die WM, bei der sieben der acht Austragungsorte in der Hauptstadt oder einer der direkt angrenzenden Städte liegen und die achte Spielstätte in Al-Chaur auch nur 50 Kilometer entfernt ist. In Doha gibt es, ähnlich wie in anderen Golf-Metropolen wie Dubai, eine Mischung aus Gigantismus, etwa in Form der künstlich angelegten Insel „The Pearl“, spektakulären Museen und Orten voller Tradition wie dem Basar Suk Wakif. Im Süden bieten zahlreiche Veranstalter Fahrten mit dem Quad oder Geländewagen durch die Wüste an. Beliebt sind auch Ausflüge zum Chaur al-Udaid, einem Binnenmeer im Süden an der Grenze zu Saudi-Arabien. Im Nordosten, eine Autostunde von Doha entfernt, gibt es an der Küste Mangrovenwälder, durch die man Paddelausflüge unternehmen kann. Im Nordwesten steht mit dem Fort Al-Subarah eine Unesco-Weltkulturerbestätte.
Wie kommt man voran?
In Doha gibt es ein U-Bahn-Netz aus drei Linien. Eine der Metros verbindet den Hamad-Airport mit der Innenstadt. Reguläre Buslinien seien unzuverlässig und nicht zu empfehlen, sagen Experten. Sonst seien die Transportmittel der Wahl in erster Linie Taxis, Limousinen-Services oder Mietwagen.
Wie sicher ist Katar?
Die Kriminalitätsrate ist gering, es ist ein sicheres Land. Vorsicht ist beim Autofahren geboten. Dort, wo es die Straßen zulassen, wird oft sehr schnell und vielfach riskant gefahren. Die Folge: viele Unfälle.
Umstrittene WM
Über die WM in Katar wird gestritten wie selten über ein Sport-Großereignis. Menschenrechte, Lebensbedingungen für ausländische Arbeiter, die Freiheit der LGBTQI+-Gemeinschaft, das Rollenbild für Frauen – aus westlicher Sicht war Katar jahrzehntelang in all diesen Bereichen ein rückständiges Land, auch noch vor und bei der skandalösen Vergabe Ende 2010. Die große Frage, mit der sich Politik, Gesellschaft und unabhängige Institutionen seit Monaten teils lautstark beschäftigten, ist die nach dem Status quo. Und dem richtigen Umgang damit.
Den WM-Zirkus wird das nicht mehr aufhalten. Die Sprachregelung aus Katar ist grundsätzlich etwas demütiger geworden, es wird eingestanden, dass es weiteres Verbesserungspotenzial gibt. Der Verweis, dass die Nachbarländer am Golf längst überholt und abgehängt wurden, ist zumindest nicht falsch. Der aufsehenerregende Bericht des britischen „Guardian“ Anfang 2021 über 6.500 tote Arbeiter aus fünf asiatischen Ländern auf den Baustellen des Emirats in den vergangenen zehn Jahren wird als undifferenziert und verkürzt zurückgewiesen. Auf den Stadionbaustellen sind den offiziellen Angaben zufolge drei Menschen gestorben. Es sind zwei Extreme, die beide kein Gesamtbild abbilden.
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