Wir reden hier von der Band, über deren selbstbetiteltes Debütalbum aus dem Jahr 1998 der „New Musical Express“ schrieb: „Es rockt wie ein Waschbär auf einem Snowboard. (…) Ein blutiges, fantastisches musikalisches Durcheinander.“ Trail Of Dead kamen vom Post-Hardcore, kehrten zum Alternative-/Noise Rock über und landeten irgendwann beim progressiven Bombast Rock bzw. Artrock. Kurz vor Ausbruch der weltweiten Pandemie veröffentlichten sie im Januar 2020 ihr zehntes Album „X: The Godless Void And Other Stories“, das schon einige Überraschungen barg. Die Kompositionen waren softer und teils mit Elektronik angereichert („Gone“).
Womit würden sie also diesmal um die Ecke kommen? Mit dem Album „XI: Bleed Here Now“, seinem quadrophonischen Surround Mix und bunten Zusammenspiel verschiedener Stilrichtungen. Vor der Akustikballade „Growing Divide“ zaubern sie in „Kill Everyone“ ihre raue, ungeschliffene Post-Hardcore-Vergangenheit hervor und schmettern drauflos. In „Golden Sail“ begeben sie sich in irrwitzige Krautrock-Gefilde, servieren uns das hymnische „Salt In Your Eyes“ und mit dem über elfminütigen „Taken By The Hand“ einen hypnotischen Bombast/Progrock-Trip. Ganz anders klingt die Stadion-Indierock-Ballade „Field Songs“. Hier zeigt die Band ihre sanfte Seite, die nicht minder unwiderstehlich ist wie ihre böse, zähnefletschende.
Nun ist Zeit kostbar, sich aber diese zu nehmen und in dieses monströse Album mit seinen 22 Tracks und einer Laufzeit von 73 Minuten reinzuhören, lohnt sich mit jedem Durchlauf etwas mehr. Lassen Sie sich nichts einreden: Das Albumformat ist noch lange nicht tot! Und wohl dem, der im Streaming-Zeitalter noch eine HiFi-Anlage besitzt, die der Quadrophonie gerecht wird.
Anspieltipps: „Field Songs“, „Kill Everyone“, „Taken By The Hand“
Punkte: 8 von 10 Punkten
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