Gut 18 Monate nach dem Tod von MichaelJackson wird es ernst für den früheren Leibarzt des «King of Pop». Der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Kardiologe Conrad Murray (57) wurde am Dienstag erneut zu einer vorläufigen Anhörung vor dem Superior Court in Los Angeles erwartet. Doch anders als bei den vergangenen Gerichtsterminen will die Staatsanwaltschaft jetzt Dutzende Zeugen aufrufen und mit ihren Aussagen den Weg für einen Prozess gegen den Arzt ebnen, brachte die «Los Angeles Times» in Erfahrung.
Nach Einschätzung des Gerichts könnte sich die Anhörung bis zu zwei Wochen hinziehen, berichtete das Blatt. Murrays Verteidigung geht davon aus, dass Richter Michael Pastor die Beweislast gegen ihren Mandanten für ausreichend ansehen und ein Verfahren einleiten wird, sagte einer der Anwälte, Joseph Low.
Welche Strategie?
Mit welcher Strategie die Verteidiger den 57-jährigen Kardiologen entlasten wollen, ist bisher nicht offiziell bekannt. Die Anklage geht aber davon aus, dass Murrays Anwälte MichaelJackson selber die Schuld an seinem Tod zuweisen könnten. «Ich denke, es ist deutlich geworden, dass sie (die Verteidiger) die Theorie verfolgen, das Opfer, in diesem Fall also MichaelJackson, hat sich selbst umgebracht», sagte einer der beiden zuständigen Staatsanwälte, David Walgren, der «Los Angeles Times».
Walgren meint, aus Äußerungen von Murrays Verteidigung entnehmen zu können, dass sie Jackson posthum vorwerfen werde, der unter chronischer Schlaflosigkeit leidende Popsänger habe sich selbst die tödliche Spritze gesetzt, als Murray kurzfristig das Zimmer verließ. Jackson starb am 25. Juni 2009 im Alter von nur 50 Jahren an Herzversagen.
Nicht schuldig
Murray hat erklärt, er sei «nicht schuldig» an Jacksons Tod. Der umstrittene Arzt war im Februar 2010 wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden, er ist gegen eine Kaution von 75.000 Dollar auf freiem Fuß. Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihm bis zu vier Jahre Haft. Er soll dem Popstar nach einer schlaflosen Nacht erst Beruhigungspillen gegeben und dann ein Narkosemittel gespritzt haben.
Das zur Betäubung bei Operationen eingesetzte Propofol führte nach dem Befund der Gerichtsmediziner zu Jacksons Tod. Laut Murray war die Dose, die er seinem Patienten gab, aber viel zu niedrig, um einen Herzstillstand hervorzurufen. Der Künstler wollte Anfang Juli, also nur wenige Tage später, in London ein Comeback und seinen Abschied mit der «This Is It»-Tournee feiern.
Zivilprozess
Unabhängig vom Strafverfahren muss sich der Arzt auch in einem Zivilprozess verantworten. Joe Jackson, der Vater des Sängers, hat erst im November erneut eine Schadenersatzklage gegen Murray eingereicht. Eine erste Klage, mit der sich der Senior genau ein Jahr nach dem Tod seines Sohne am 25. Juni 2009 an ein Bundesgericht in Los Angeles gewandt hatte, war von diesem abgewiesen worden. Das Bundesgericht erklärte sich für nicht zuständig.
Zudem muss der in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Texas praktizierende Arzt um seine berufliche Existenz bangen. Murray darf zwar noch weiter Patienten behandeln, aber nur noch begrenzt Medikamente verschreiben. So ist ihm das Verabreichen starker Schlaf- und Beruhigungspillen sowie Narkosemittel wie Propofol, an dem Jackson starb, untersagt.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können