Legenden müssen jung sterben. Marilyn Monroe hätte heute, mit 84, vielleicht ihre neunte Ehe, wäre übergewichtig oder alkoholabhängig. John Lennon würde heute womöglich ins Dschungelcamp gehen, um noch mal in die Schlagzeilen zu kommen. Und James Dean hätte als fast vergessener Star eine Gastrolle als Opa in «Desperate Housewives». Stattdessen werden sie alle Legenden bleiben und James Dean immer der jugendliche Rebell. Am Dienstag, dem 8. Februar wäre er 80 Jahre alt geworden.
«Jenseits von Eden», «…denn sie wissen nicht, was sie tun» und «Giganten», alle drei innerhalb von eineinhalb Jahren in die Kinos gekommen, haben zwar Deans Ruhm begründet, vor der Kamera hatte er aber oft gestanden. Bis dahin hatte James Byron Dean aus Marion, Indiana, in Kriegsfilmen und Komödien mitgespielt, aber in so kleinen Rollen, dass er zuweilen nicht einmal im Abspann auftauchte. Im Fernsehen hatte er fast drei Dutzend Auftritte, einmal sogar an der Seite Ronald Reagans. Der spätere Rebell spielt darin einen kleinen Ganoven, der spätere US-Präsident einen Arzt, der den bewaffneten Halbstarken schließlich bezwingt. Dean verliert, sieht dabei aber viel besser aus als der Gewinner – die Vorlage für sein ganzes Leben.
Frühes Talent
Dean zeigte schon früh seine Begabung. Kaum konnte er laufen, besuchte er schon eine Schauspielschule, lernte Geige und trat als Fünfjähriger als Steptänzer auf. Die kreative Kraft war seine Mutter. 1940 starb sie an Krebs, noch nicht einmal 30 Jahre alt. Ihr damals neunjähriger Sohn sollte ihren Tod nie überwinden.
Der Junge von der Farm wollte Schauspieler werden. Schon in der Schule trat er auf, an der High School fiel er wegen seiner Begabung auf und an die Universität in Los Angeles war er mehr in den Schauspiel- als den eigentlich fälligen Jurakursen. Immerhin wurde er hier entdeckt: Nach einem Unistück durfte er das erste Mal vor die Kamera – in einem Werbespot für Pepsi. Text: Keiner.
Bewegtes Leben
Deans Leben war immer eine Achterbahnfahrt. Nach Erfolgen kamen Niederlagen, nach Exzessen Depressionen, nach Freudentaumeln Schlägereien. Aber am Broadway wurde er ein Star, trotz oder wegen seiner unorthodoxen, improvisierenden Art. Deshalb bekam er in «Jenseits von Eden» die Rolle des Cal, der verzweifelt um die Gunst seines Vaters bettelt, aber immer wieder abgewiesen wird. Die Rolle konnte er: Auch zum eigenen Vater war das Verhältnis stets kühl.
Dean wurde sofort ein Star. Fotoserien mit dem unangepassten, rebellischen Jungen verstärkten die Sucht nach ihm noch. Obwohl er Geld und die schönsten Frauen an der Seite hatte, wirkte er unglücklich, getrieben – und genau das traf den Nerv der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, lange vor dem Aufbruch eines John F. Kennedy. Und so ist er in «… denn sie wissen nicht, was sie tun» wieder ein Außenseiter. Die Mutprobe, in der er und sein Kontrahent in gestohlenen Autos auf eine Klippe zurasen, schrieb Filmgeschichte.
Imprivisations-«Gigant»
Dean rebellierte auch, als «Giganten» gedreht wurde. Statt den Text zu lernen, improvisierte er und trieb Regisseur George Steven zur Weißglut. Der 24-Jährige ging lieber auf die Kaninchenjagd und fuhr Autorennen. Denn starke Motoren waren die Leidenschaft des James Dean, seit sein Pflegevater dem Sechzehnjährigen ein Motorrad geschenkt hatte. Von seiner ersten Gage in Hollywood kaufte er sich einen «MG»-Rennwagen, später einen Porsche und dann noch einen.
Mit diesem silbernen «Spyder» jagte er am 30. September 1955 die US Route 46 herunter, als er in einen Ford, der ihm die Vorfahrt genommen hatte, krachte. Sein Beifahrer, der Deutsche Rolf Wütherich, überlebte schwerverletzt, er starb 1981 – bei einem Autounfall. Dean selbst war schon tot, als er ins Krankenhaus gebracht wurde. Zwei seiner drei Filme wurden erst nach seinem Tod gezeigt. Und ein Fernsehspot, den er zwei Wochen vor dem Unfall aufgenommen hatte. Darin mahnt er zu vorsichtigem Fahren.
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