«The Donald» hält sich für Barack Obamas größten politischen Alptraum. «Die letzte Person, gegen die er bei der nächsten Präsidentschaftswahl antreten will, heißt Trump», verkündete der Manhattaner Immobilienmogul kürzlich mit seiner üblichen Vollmundigkeit bei einem der vielen TV-Auftritte. Donald Trump ist zur Zeit auf allen Kanälen und bringt sich immer stärker als republikanischer Präsidentschaftsbewerber ins Gespräch. Wenn es damit nicht klappen sollte, so deutet er an, könne er ja auch als Unabhängiger antreten.
Einen schlechten Witz nennen es viele US-Medien, pure Wichtigtuerei, einen Publicity-Trick zur Vermarktung seiner NBC-Reality-Show «The Apprentice». Aber mittlerweile regt sich auch Unbehagen: Was wäre, wenn «the Donald», wie ihn seine Fans in den USA nennen, es wirklich ernst meint – und es schafft, die eine oder andere Vorwahl zu gewinnen, sich gar an die Spitze des republikanischen Bewerberfeldes zu katapultieren? Denn in jüngsten Umfragen unter republikanischen Wählern landete er unter den Top drei, neben den Ex-Gouverneuren Mike Huckabee und Mitt Romney, und manchmal war er sogar die Nummer eins.
Beide, Huckabee und Romney, gelten als wahrscheinliche Bewerber, aber sind bisher noch nicht offiziell in den Ring gestiegen. Überhaupt traut sich von republikanischer Seite bisher keiner so recht. Das ist wohl auch der Hauptgrund dafür, dass sich Trump derart stark ins Spiel bringen konnte. So warnte «Washington Post»-Kolumnist Eugene Robinson kürzlich, es sei an der Zeit, Trump ernst zu nehmen. Er glaube zwar nicht, dass der laut Forbes 2,7 Milliarden Dollar (1,85 Milliarden Euro) schwere Unternehmer tatsächlich vorhabe anzutreten. «Aber was ist, wenn er seine Scharade fortsetzt, bis an den Punkt, an dem es keine Rückkehr mehr gibt?», fragt der Kolumnist.
Nur eine Witz-Kanidatur?
Ein Witz oder keiner – Robinson ist nicht der einzige, der findet, dass Trumps «Big Show» überhaupt kein Grund zum Lachen ist. Zu absurd ist das, was der 64-Jährige während seiner derzeitigen PR-Tour so alles von sich gibt. Dass er neue Zweifel an Obamas Geburtsort USA und damit an seiner Legitimität als Chef im Weißen Haus zu säen versucht, scheint da noch beinahe rational. Man stelle sich nur die Außenpolitik unter einem Präsidenten Donald Trump vor.
Die Militäraktion in Libyen wäre für ihn nur in Frage gekommen, wenn sich die USA das dortige Öl unter den Nagel hätten reißen können. «Ich gehe entweder rein und hole mir das Öl oder gehe nicht hinein.» Den Chinesen würde er Importzölle von 25 Prozent aufbrummen, solange sie ihre Währung nicht gegenüber dem Dollar aufwerten, und Südkorea würde er «für den US-Schutz vor Nordkorea» zur Kasse bitten.
Das Wahlvolk ködern
Um niedrigere Benzinpreise zu erreichen, schwebt Trump vor, der Organisation ölexportierender Länder schlicht zu sagen, dass sie ihre Ölpreise senken solle. «Brainpower» sei alles, was man brauche, sagt er. «Wir sind keine respektierte Nation mehr. Die Welt lacht über uns(…) Ich kann dieses Land wieder groß machen.» Warum auch nicht. Denn schließlich: «Wir haben einen Präsidenten, der vielleicht nicht in diesem Land geboren ist(…) Ich bin wirklich ein kluger Bursche. Ich war ein toller Schüler an der besten Schule.»
Bescheidenheit, sich den Kopf über lästige Details der Realität zu zerbrechen, hätte Trump auch nicht dorthin gebracht, wo er heute steht, merkt das «Time»-Magazin ironisch an. Ein Multimilliardär mit einem Fernsehhit, einer Bekleidungsserie in einem Kaufhaus, einer Reihe erfolgreicher Bücher, Countryclubs, Luxushotels, Kasinos, einem Miss-Universum-Wettbewerb, und so weiter und so weiter.
Warum für Obama?
Bei so viel Erfolg, Brillanz und Potenzial kann es natürlich nicht wundern, dass sich Trump wundert, warum die Mehrheit der afroamerikanischen Wähler für Obama ist. Schließlich hat Trump, wie er sagt, ein «großartiges Verhältnis» zu den Schwarzen, «the Blacks», wie er sie abfällig nennt.
Und Trump besitzt auch viele Bibeln, er hat sie an einem «schönen Ort» verstaut. Das Christentum ist eine «wunderbare Religion» und er selbst ein Christ, der zu Weihnachten «und bei anderen besonderen Gelegenheiten» in die Kirche geht. Verteidigte er einst das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, so ist er jetzt ein strikter Gegner. Der Grund: Freunde von ihm wollten einst ihr Kind abtreiben, überlegten es sich anders «und sind jetzt glücklich darüber».
Ungereimtheiten und Geldspenden
Es ist nicht die einzige Kehrtwende und Ungereimtheit des «Politikers» Donald Trump. So ist der Demokrat Obama in seinen Augen der «schlechteste Präsident aller Zeiten», aber das sagte er auch einst über den Republikaner George W. Bush. Es ist auch gar nicht so lange her, dass Trump für Demokraten spendete, gar für den – inzwischen verstorbenen – Liberalen Edward Kennedy. Und für eine Sozialisierung der Krankenversicherung war er früher – da überrascht es nicht, dass Trump bei den Radikal-Konservativen keinen Blumentopf gewinnen kann, ganz abgesehen von seinen drei Ehen und diversen Affären.
Und dennoch ist «der Donald» in aller Munde. Kolumnist David Brooks in der «New York Times» hat eine Erklärung dafür. «Er (Trump) schwimmt auf der Welle einer tief wurzelnden öffentlichen Fantasie – dem Hunger nach dem äußersten Aufschneider, der uns durch dunkle Zeiten führen kann.»
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