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Kopf des TagesNobelpreisträger Penrose: Mit Hawking auf der Spur Schwarzer Löcher

Kopf des Tages / Nobelpreisträger Penrose: Mit Hawking auf der Spur Schwarzer Löcher
Reinhard Genzel (l.), Andrea Ghez und Roger Penrose Fotos: Matthias Balk/DPA, UCLA, PA/AP/dpa

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Die Physik-Nobelpreisträger Roger Penrose, Reinhard Genzel und Andrea Ghez

Sogar das Astrophysik-Genie Stephen Hawking hat als Doktorand bei ihm gearbeitet: Der Brite Roger Penrose bekommt im hohen Alter von 89 Jahren eine Hälfte des Physik-Nobelpreises für die Erforschung von Schwarzen Löchern. Wie Hawking („Eine kurze Geschichte der Zeit“) hat auch Penrose versucht, komplizierte Erkenntnisse der Forschung in mehreren populärwissenschaftlichen Büchern Laien zu erklären.

Hätte Hawking, würde er noch leben, nicht auch den Nobelpreis verdient? „Die Vorhersagen von Penrose zu den Eigenschaften von Schwarzen Löchern sind vielleicht noch ein bisschen fundamentaler gewesen. Aber natürlich hat Hawking da auch visionäre Beobachtungen angestellt“, sagte Lutz Wisotzki vom Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam gestern der Deutschen Presse-Agentur.

Keine Frage: Auch der Mathematiker Penrose ist ein Genie, wenn auch nicht so berühmt wie Hawking. Er stammt aus einer Familie von erfolgreichen Wissenschaftlern: Der Vater war ein bekannter Psychiater und Genetiker, die Mutter Ärztin, ein Bruder Mathematiker und ein anderer Psychologe sowie mehrfacher britischer Schachmeister. Fast allen gemeinsam scheint eine Liebe zur Geometrie zu sein. „Ich erinnere mich daran, wie ich verschiedene Polyeder (geometrische Körper) mit etwa zehn Jahren gemacht habe“, sagte Penrose einmal.

Penrose wurde im englischen Colchester geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Kanada, wo sein Vater arbeitete. Seine eigene wissenschaftliche Karriere trieb er hauptsächlich in Großbritannien voran. Er promovierte 1957 an der renommierten Universität Cambridge und arbeitete später als Professor an der hoch angesehenen Uni Oxford.

Auch der Astrophysiker Reinhard Genzel vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München hat entscheidend dazu beigetragen, Licht in dieses Dunkel zu bringen. Er beschäftigt sich mit dem gigantischen Schwarzen Loch im Zentrum unserer Galaxie. Und er brauchte viel Geduld: Es dauerte mehr als ein Vierteljahrhundert, bis er dort ein gigantisches, supermassereiches, kompaktes Objekt nachwies. Dafür wurde auch dem 68-Jährigen nun gestern der Nobelpreis für Physik zuerkannt.

Genzel wurde am 24. März 1952 im hessischen Bad Homburg geboren. In Freiburg ging er auf ein humanistisches Gymnasium, wie er 2008 anlässlich der Verleihung des Shaw-Preises schrieb. Er lernte Latein und Griechisch: „Vielleicht hat mich das zu einem lebenslangen Interesse an Geschichte und Archäologie geführt.“ Dass er Physiker wurde, war nicht überraschend. Schließlich war sein Vater ein experimenteller Festkörperphysiker, „und ich habe den größten Teil meiner frühen Physik von ihm gelernt“.

Intensiv treibt Genzel auch Sport – und ist richtig gut. „Bis heute bin ich stolz darauf, einer der besten jungen Speerwerfer Deutschlands gewesen zu sein“, schreibt er. „Ich schaffte es sogar in die deutsche Leichtathletik-Nationalmannschaft der Junioren, die für die Olympischen Spiele 1972 in München trainierte.“

Nach einer allgemeinen physikalischen Ausbildung an den Universitäten in Freiburg und Bonn promovierte Genzel 1978 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. 1976 heiratete er eine Ärztin, das Paar hat zwei Töchter. Viele Jahre arbeitete er in den USA. Seit 1986 ist er Direktor und wissenschaftliches Mitglied am MPE, arbeitet aber auch an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seine Arbeit erregt Aufmerksamkeit und beschert ihm viele Preise, darunter den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1990) und das Große Verdienstkreuz (mit Stern) der Bundesrepublik Deutschland (2014).

Schon als junges Mädchen war Andrea Ghez vom Weltraum fasziniert. „Ich wollte Astronautin werden“, sagte die nun Nobelpreis-gekürte Astronomin. Inspiriert von der Mondlandung habe sie schon als Kind geplant, einmal als erste Frau in den Weltraum zu fliegen – „so erzählt man es sich zumindest in meiner Familie“.

Die 1965 in New York geborene Ghez studierte dann nach der Schule Physik, erst am Massachusetts Institute of Technology und später am California Institute of Technology. Zeitweise forschte sie an Projekten der US-Raumfahrtbehörde NASA, bevor sie Anfang der 90er-Jahre an die University of California in Los Angeles (UCLA) ging, wo die Professorin bis heute forscht und lehrt. „Viel Neugier, viel Optimismus und definitiv auch ein bisschen Glück“ hätten sie dorthin gebracht, sagte Ghez.

Für ihre Arbeit, dokumentiert unter anderem in mehr als 100 wissenschaftlichen Fachartikeln, bekommt die Forscherin schon seit Jahren hohes Ansehen und viele Preise. „Ich betrachte alles als ein Rätsel“, sagte Ghez. Sie sei „eine echte Star-Wissenschaftlerin“, lobte jüngst der US-Radiosender NPR.

Ihr Lieblingsort auf der Erde? „Hawaii, denn dort steht das Keck-Observatorium.“ Ihr Lieblingsstern? „S2, denn er hat uns am meisten über das Zentrum der Galaxie beigebracht.“ In ihrer Freizeit bäckt die Forscherin, die mit dem Physiker Tom LaTourette verheiratet ist und zwei Kinder hat, außerdem gerne Kekse.

„Wir haben topaktuelles Handwerkszeug und ein Weltklasse-Wissenschaftsteam und mit dieser Kombination machen Entdeckungen riesigen Spaß“, sagte Ghez, die für ihr ansteckendes Lachen bekannt ist, laut UCLA nach der Bekanntgabe der Nobelpreis-Auszeichnung. „Unser Verständnis davon, wie das Universum funktioniert, ist immer noch so unvollständig. Der Nobelpreis ist fabelhaft, aber wir haben noch so viel zu lernen.“ (dpa)