„Füchse sind schlaue, sensible und neugierige Zeitgenossen. Sie sind liebevolle Mütter, Väter und Geschwister. Sie sind soziale Wesen, die innige Beziehungen eingehen und Freundschaften pflegen“, vermerken die Fuchskenner Dag Frommhold und Daniel Peller in ihrer Neuerscheinung „Die Weisheit der Füchse“ (1), die uns Menschen zeigt, „wo wir uns selbst in den Füchsen wiederfinden, wie ähnlich und wie verschieden wir sein können, wie wichtig Respekt und Verständnis füreinander sind und was wir selbst für unser Leben von den Füchsen lernen können“.
Seinem Krafttier begegnen
Der Fuchs ist mit dem Wolf das Krafttier par excellence, das über spirituelle Fähigkeiten verfügt, die instinktivem Wissen und intuitiver Weisheit entspringen. Denn anders als wir leben die Tiere in Einklang mit der Schöpfung, mit der sie umgebenden Natur. Dass der Fuchs dazu beitragen kann, die Herzen und Seelen von Tier und Mensch wieder zusammenzuführen, habe ich, der Autor dieser Zeilen, zu meiner großen Freude am eigenen Leib erfahren dürfen.
Auf einem Felsbrocken, an dem ich mit dem Auto vorbeifuhr, stand wie erstarrt ein verwirrtes Tier mit hellem Fell, einem kleinen Hund ähnlich, das seine übergroßen Ohren hoch aufgestellt hatte und mit weit aufgerissenen, scharfen Augen mich und mein Gefährt misstrauisch beäugte. Es war ein possierlicher Rotfuchs, der für mich die Verbindung von Wildheit und Scharfsinnigkeit verkörperte. Als sich das bepelzte Geschöpf so unerwartet meinem Sehkreis darbot, hielt ich jäh inne und ließ voller Freude meinen Blick wohlgefällig auf dem Fuchs ruhen, der plötzlich wie ein flüchtiger Schatten aus meinem Gesichtsfeld verschwand.
Als Tier- und Ökoschützer wusste ich, wie der Mensch die Kraft der Tiere erfahren und geistig nutzen kann. Dass ich jetzt gerade einem Fuchs, einem der fesselndsten Krafttiere, begegnet war, sah ich als eine außergewöhnliche Fügung an. In der Tat war ich von den Überlebensstrategien fasziniert, die man sich vom Fuchs abschauen kann. Dieser ist nämlich als Helfertier ein bemerkenswerter Lehrer, dessen Schläue man als Diplomatie, dessen Gerissenheit man als Gewitztheit und dessen trickreiches Verhalten man als kluge Vorgehensweise nutzen kann.
Die Fähigkeiten zur Tarnung und zum Unsichtbarmachen, die der Fuchs am besten beherrscht, kann der Mensch sich wirkungsvoll zu eigen machen. So glaubte man bereits im Altertum, der Fuchs würde mit dem buschigen Schwanz hinter sich seine Spuren verwischen. Auch kann man mit Erfolg Meister Reinekes List zur raffinierten Täuschung erproben, die darin besteht, sich tot zu stellen, um dann, wenn die Beute sich arglos nähert, dieser sofort mit einem Sprung habhaft zu werden.
Die Fuchskraft verinnerlichen
Von der Fuchskraft kann man sich ohne Weiteres die Eigenschaften der Listigkeit, der Beobachtungsgabe, der Anpassungsfähigkeit, der Schnelligkeit im Denken und im Handeln aneignen, wozu auch Entscheidungsfreude und sicheres Auftreten gehören.
Menschen, die sich mit dem Fuchs verbunden fühlen, beschränken sich in ihrem Leben auf das Wesentliche und schließen nur selten Freundschaft, wobei wahre Freunde immer auf sie zählen können. Wie Meister Reineke kümmern sie sich rührend um ihre Familie, die einen hohen Stellenwert besitzt.
„Von Füchsen und Menschen“ (2) erzählt auch die Wildbiologin Sophia Kimmig, die sich in ihrem rezenten Sachbuch das treffende Zitat des britischen Fuchsforschers David Macdonald zu eigen gemacht hat, für den der Fuchs die Katze unter den Hunden darstellt: „Nicht nur die Form der Pupillen und die grazilen Bewegungen erinnern an Katzen. Füchse balancieren leichtfüßig über schmale Zäune und sind die einzigen Hunde, die richtig klettern und ihre Krallen teilweise einziehen können. Sie stören sich nicht an der Gegenwart von Hauskatzen.“
Turnt ein „Katzenhund“ auf einem Zaun
Unter denen, die jedes Jahr in Städte zuziehen, sind auch viele Wildtiere. Neben Waschbären, Mardern, Krebsen, Bibern, Eidechsen und Wildschweinen fühlen sich dort besonders Füchse wohl, ist doch das Nahrungsangebot sehr üppig. Stadtfüchse passen sich schnell an die ungewohnte Umgebung an und haben sogar gelernt, erst zu schauen, ehe sie eine Straße überqueren. Sophia Kimmig schildert eindringlich die Natur des Fuchses und seine Rolle für uns Menschen, wobei sie sich sich vornehmlich mit der Eroberung der Städte durch den wilden Nachbarn und mit unserem Einfluss auf dessen Leben beschäftigt und auch vom Alltag als Forscherin und der neuen Stadtökologie berichtet. Laut der Autorin steckt in jedem Menschen ein Fuchs, der als Krafttier zu unseren spirituellen Geschwistern gehört, was wir nie vergessen sollten.
Wer einmal einen zahmen Fuchs auf dem Schoß gekrault hat, wie der Verfasser dieser Zeilen, kann im possierlichen Tier keinen Schädling sehen, keinen Krankheitserreger, keinen Feind des Menschen, sondern einen einnehmenden und nützlichen Naturburschen, der für Wald und Feld eine große Bereicherung darstellt. Wer seine Hand durch das äußerst reine, seidige Fell von Meister Reineke geführt hat, wird dieses munteren Lebewesens mit ganz anderen Augen gewahr und ist auf Anhieb empfänglich für die in den zwei neuen Bänden „Die Weisheit der Füchse“ (1) und „Von Füchsen und Menschen“ (2) zwischen Meister Reineke und Mensch geschilderte außergewöhnliche Affinität.
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