Etwas abseits von der lauten Hauptstraße in Bartringen liegt ein Kleinod für gestresste Großststädter und ein Paradies für Liebhaber ausgefallener Eis- und Pralinenkreationen in höchster Qualität.
Es war einmal ein russischer Übersetzer, der leidenschaftlich gerne Eis genoss. Seine Tochter teilte die Passion des Vaters. Die Leidenschaft für die eisige Leckerei wurde irgendwann so groß, dass der groß gewachsene Mann seinen eigentlichen Beruf, Filme aus dem Englischen in seine Muttersprache zu übersetzen, an den Nagel hängte und sich im italienischen Bologna zum echten „Gelatiere“ ausbilden ließ. Aufgrund einer neuen beruflichen Herausforderung seiner Frau zog der Quereinsteiger mit seiner Familie nach Luxemburg um und machte den Traum von dem eigenen Eiscafé wahr.
Diese märchenhaft anmutende Geschichte ist keine Fiktion, sie trug sich in etwa so in Wirklichkeit zu. Pavel Silenchuk, ein schlicht gekleideter Mann, erzählt in hervorragendem Englisch die Geschichte hinter dem vor einem Monat eröffneten Café „Anna & Paul“ in der Bartringer rue Peltzer. Die Namensgeber sind die zehnjährige Tochter Anna und Pavel, hier als Paul, selbst. Hintergrund dieser Vornamenkombination ist die Einbindung Annas in jeder Phase: von der Idee über das Konzept bis hin zum Realwerden des einstigen Traums. Und auch im Alltag des Cafés genießt die Zehnjährige höchstes Mitspracherecht: „Anna probiert vorab jedes neue Rezept und bestimmt mit, was ins Sortiment aufgenommen wird“, lächelt Vater Pavel.
Höchste Qualität in der Herstellung gelingt nur mit besten Zutaten, dieses Prinzip liegt jedem Produkt, das bei „Anna & Paul“ über die Theke geht, zugrunde. Nur mit saisonalem Obst in bester Qualität und hervorragendem Aroma sowie bester Milch lassen sich schmackhafte Eiskreationen herstellen. Das erlaubt dem „Gelatiere“, weniger Zucker als üblich zuzusetzen oder ihn gegen andere geschmacksneutrale Sorten auszutauschen.
„Aus allem lässt sich Speiseeis herstellen“
Neben Genuss stehen Gesundheitsbewusstsein und Transparenz als Leitprinzipien im Bartringer Eiscafé an oberster Stelle. Hinter einer Glaswand können die Kunden Silenchuk beim Eismachen über die Schulter schauen oder Chocolatier Thomas Menweg beobachten, wenn er Pralinen mit samtbrauner, noch flüssiger Schokolade überzieht und mit viel Fingerspitzengefühl verziert.
Geht nicht gibt es nicht, die Devise gilt sowohl für die im Café angebotene Pralinenvielfalt als auch für die Sorbet- und Speiseeiskreationen. „Aus allem lässt sich Speiseeis herstellen“, schickt Pavel voraus, als er mit einem Menü aus eisigen Kreationen die Tragweite seiner Aussage eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Den Anfang macht ein Malven-Sorbet mit „Ginix“ – leicht, erfrischend, süffig. Die Vorspeise ist außergewöhnlich, aber so lecker wie das Original. „La Terrine de foie gras glacée accompagnée de ses garnitures“, in diesem Fall Feigeneis stilecht in einer Feige serviert. Für das „Foie gras“, das auf der Zunge zergeht, sowie für die Obstbegleitung gilt: Würde man nicht wissen, dass man gerade Eis verspeist, würde man glatt glauben, im Mund würde sich gerade das Original, nur gekühlt, befinden. Dazu reicht „Paul“ ein Sorbet.
Obstkorb als «Grande Finale»
Diese gelungene optische, aber nicht geschmackliche Täuschung steigert Silenchuk mit der „Hauptspeise“. Eine Kugel Mozzarella-Eis, in deren Inneren sich ein Herz aus Tomaten- und Basilikumeis verbirgt. Geschmacklich ein Traum. Sonst übliche Floskeln wie „sonnengereifte Tomaten“ stimmen hier tatsächlich: Das Milcheis schmeckt wie echter Mozzarella, die Tomaten schmackhaft wie jene aus der Kindheit aus Omas Garten, das Basilikum setzt das i-Tüpfelchen auf diese Kreation.
Das vorerst erste „Grande Finale“ ist einem typisch italienischen Obstkorb vorbehalten, der seinem Namen aller Ehre macht. Geschmacklich und optisch, versteht sich. In der Ananas versteckt sich cremiges Ananaseis, in der Aprikose das identische Fruchteis mit einem Hauch Safran, zum Mangoeis in der Mango gesellt sich Limette. Das gleiche Eis wie die Frucht hat der „Gelatiere“ auch in den Erdbeeren, der Limette und der Banane „verpackt“. Dass man bei „Anna & Paul“ nicht nur Eis, sondern auch Schokolade in höchster Präzision kann, beweist Chocolatier Thomas Menweg mit einer Auswahl köstlicher Pralinen zum Abschluss.
Die im Menü vorgestellten Speiseeissorten sollen einen Vorgeschmack bieten, welche Köstlichkeiten aus Eis möglich sind. Derzeit ist der „Gelatiere“ Herr über rund 70 Rezepturen. „Selbstverständlich erfüllen wir auch Kundenwünsche nach einer bestimmten Sorte, die nicht zum Sortiment gehört“, betont Pavel Silenchuk. „Da wir täglich unser Eis für die Auslage frisch zubereiten, ist das problemlos möglich“, fügt er hinzu.
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