Mit dem Taycan erfüllt Porsche höchste hauseigene Ansprüche und erfindet den Sportwagen neu – mit E-Antrieb. Marc Schonckert war bei der Weltpremiere in Berlin.
Es war eine spektakuläre Weltpremiere, die zeitgleich am 4. September 2019 in China (Fuzhou), in Nordamerika (Niagara-Fälle) und in Europa (Berlin) stattfand. Porsche stellte seinen ersten vollelektrischen Sportwagen vor, ein Ereignis, das man beim Hersteller als eine Verbindung der Tradition des Hauses mit der Zukunft sowie als Beginn einer neuen Ära ansieht.
Der Taycan ist eine viertürige Sportlimousine mit allen Porsche-typischen Eigenschaften in puncto Performance, Alltagstauglichkeit und „Design-DNA“. Von vorne wirkt er besonders breit und flach, mit stark gewölbten Kotflügeln. Die Silhouette wird bestimmt von der sportlichen, nach hinten abfallenden Dachlinie und einer Seitenpartie mit der starken Skulpturierung. Das Cockpit steht für den Start in eine neue Ära und zeigt ein freistehendes Kombiinstrument auf der Instrumententafel, ein zentrales, 10,9 Zoll großes Infotainment-Display und ein weiteres optionales Display für den Beifahrer. Die Zahl klassischer Hardware-Bedienelemente wie Schalter oder Knöpfe wurde stark reduziert. Stattdessen erfolgt die Steuerung intelligent und intuitiv – per Touch-Bedienung oder mit der Sprachsteuerung. Zwei Kofferräume stehen zur Verfügung: Das vordere Abteil fasst 81 Liter, das hintere 366 Liter.
Die Modelle heißen Taycan Turbo S und Taycan Turbo, doch keine Angst, der Zusatz Turbo bedeutet nicht etwa den Rückgriff auf die Technik der Zwangsbeatmung eines Verbrennungsmotors, sondern beruht auf der Tradition des Hauses in puncto Modellbezeichnung. In der Topversion Turbo S kommt der Taycan auf bis zu 560 kW (761 PS) Overboost-Leistung in Zusammenspiel mit Launch-Control, der Taycan Turbo auf bis zu 500 kW (680 PS). Aus dem Stand beschleunigt der Taycan Turbo S in 2,8 Sekunden von null auf 100 km/h, der Taycan Turbo in 3,2 Sekunden. Die Reichweite beträgt bis zu 412 Kilometer beim Turbo S und bis zu 450 Kilometer beim Turbo (jeweils nach WLTP). Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei beiden Allradmodellen bei 260 km/h. Da muss man erst einmal kräftig Luft holen, vielleicht auch daher die Turbo-Aufschrift bei einem reinen E-Modell. Weniger leistungsstarke Varianten des Allradlers folgen noch in diesem Jahr. Ende nächsten Jahres kommt mit dem Taycan Cross Turismo bereits das erste Derivat hinzu. Bis 2022 investiert Porsche mehr als sechs Milliarden Euro in die Elektromobilität.
Der Taycan ist das erste Serienfahrzeug, das mit einer Systemspannung von 800 Volt anstatt der bei Elektroautos üblichen 400 Volt antritt. Davon profitieren Taycan-Fahrer insbesondere unterwegs: In gut fünf Minuten ist mit Gleichstrom (DC) im Schnellladenetz Energie für bis zu 100 Kilometer Reichweite (nach WLTP) nachgeladen. Die Ladezeit für fünf bis 80 Prozent SoC (State of Charge/Batterieladung) beträgt bei Idealbedingungen 22,5 Minuten, die maximale Ladeleistung (Peak) 270 kW. Die Gesamtkapazität der Performance-Batterie Plus beträgt 93,4 kWh. Zu Hause können Taycan-Fahrer ihr Auto komfortabel mit bis zu elf kW mit Wechselstrom (AC) aufladen.
Taycan Turbo S und Taycan Turbo besitzen zwei besonders effiziente E-Maschinen an Vorder- und Hinterachse, verfügen also über Allradantrieb. E-Maschine, Getriebe und Pulswechselrichter sind jeweils zu einem kompakten Antriebsmodul zusammengefasst. Das an der Hinterachse verbaute Zweigang-Getriebe ist eine von Porsche entwickelte Innovation. Der erste Gang verschafft dem Taycan eine noch stärkere Beschleunigung vom Start weg, während der lang übersetzte zweite Gang eine hohe Effizienz und ebensolche Leistungsreserven sicherstellt. Dies gilt auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten.
Porsche verwendet für das Fahrwerk des Taycan ein zentral vernetztes Steuersystem. Die integrierte Fahrwerkregelung Porsche 4D-Chassis Control analysiert und synchronisiert alle Fahrwerksysteme in Echtzeit. Zu den innovativen Fahrwerksystemen gehören eine adaptive Luftfederung mit Dreikammer-Technologie inklusive elektronischer Dämpferregelung PASM (Porsche Active Suspension Management) und die elektromechanische Wankstabilisierung Porsche Dynamic Chassis Control Sport (PDCC Sport) inklusive Porsche Torque Vectoring Plus (PTV Plus). Einzigartig sind die Allradregelung mit zwei Elektromotoren sowie das Rekuperationssystem. Die mögliche Rekuperationsleistung ist mit bis zu 265 kW deutlich höher als beim Wettbewerb. Im Fahrversuch hat sich gezeigt, dass circa 90 Prozent der Bremsvorgänge im Alltag allein über die E-Maschinen erfolgen – ohne zusätzliche Aktivierung der hydraulischen Radbremsen.
...braucht nun wirklich niemand. Entweder ein richtiger Porsche oder keiner.