Der Mercedes EQE basiert technisch auf dem EQS und teilt sich mit ihm die Plattform, ist aber 27 cm kürzer als der 5,22 m lange EQS. Dafür ist der EQE leicht breiter als sein großer E-Cousin, hat aber anstelle dessen großer Heckklappe nur einen klassischen Kofferraumdeckel aufzuweisen. Kein Nachteil, nur eines der wenigen äußeren Details, die den Unterschied zwischen beiden Modellen machen. Im Innenraum findet man bewährte Mercedes-Qualität und hochwertige Verarbeitung in einem luxuriösen Interieur, in dem vorne und hinten großzügige Platzverhältnisse für entspanntes Fahren auf kurzer oder langer Distanz herrschen.
Unser Testwagen war der EQE 350+, ausgestattet mit einem E-Motor von 215 kW/292 PS Leistung und einem Drehmoment von 565 Nm auf die Hinterräder, gespeist von einer Batterie mit 90,6 kWh Nettogehalt, was laut Werksangaben und WLTP-Messwerten einen Verbrauch von 16 bis 19 kWh pro 100 km Fahrt und damit eine theoretische Reichweite von bis zu 660 km ergeben soll. Soll. Die leider je nach Fahrstil und je nach gewähltem Fahrmodus kaum zu vollziehen sind. Es sei denn, man fährt im ECO-Programm, wobei der ECO-Assistent die Rekuperation entsprechend den Verkehrsverhältnissen unterschiedlich bedient, mal stärker beim überraschenden Abbremsen des vorausfahrenden Wagens oder beim Annähern an eine scharfe Kurve oder schwächer, wenn man sich gemütlich einer Ampel auf Rot nähert. Kamera und Radar liefern die Daten an den Assistenten wie auch das Navi, das mit diesem System in permanentem Daten-Austausch steht. Dann könnte es mit den mehr als 600 km Reichweite hinhauen.
Wie die feinen Planken auf einem Luxus-Boot
Wir taten das nicht, hatten aber das Pech, den EQE in einem Zeitraum dramatischen Wetterumschwungs zu fahren, als morgens 6 Grad angezeigt wurden und es öfters regnete als einem lieb sein konnte. Heizung, Beleuchtung, Gebläse und Wischer forderten ihren Tribut – dagegen ist kein E-Auto gefeit, auch nicht der ansonsten höchst komfortable und überragend handliche EQE, nicht zuletzt auch dank seiner Hinterrad-Lenkung, die ihn höchst schwungvoll durch enge Kurven brachte. Das beste Ergebnis, das wir auf einer 250-Kilometer-Strecke bei zügigem Tempo, auch auf der Autobahn, im „Comfort“-Modus erzielten, war ein Mittel von 19,9 kWh/100 km, was auch nicht schlecht ist für ein fast 2,4 Tonnen schweres Luxus-Gefährt, das immerhin 210 km/h Spitze fährt und für den Sprint von null auf hundert nur 6,4 Sekunden braucht.
Mit seinem großzügigen Komfort- und Platzangebot, seinen beeindruckenden Fahrleistungen und seinem Handling ist der Mercedes EQE 350+ eine herausragende Limousine der Premium-Klasse, die sehr wohl auch eingefleischte S-Klasse-Fans begeistern kann. Die digitale Dreifaltigkeit in Form des Hyperscreens mit drei über die ganze Breite laufenden Displays hatte unser Testwagen nicht, was uns viel Eingewöhnungszeit ersparte, dafür aber Platz für ein Armaturenbrett in einer Ausführung bot, die an die feinen Planken auf einem Luxus-Boot erinnerte. Dazu passte das ausgezeichnete und sanfte Federungsverhalten des EQE, dessen Fahrwerk sich jedoch bei strammer Fahrweise als sehr bodenständig und spurtreu erweist. Was bei einem E-Fahrzeug mit diesem Drehmoment und diesem Antrittsvermögen enorm wichtig ist.
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