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KinderwissenDie kleine Wörterkiste (7)

Kinderwissen / Die kleine Wörterkiste (7)
Dieses Grab mit einer Abbildung eines Hundes in der Burg Winterstein ist der Namensgeber für das Sprichwort „Da liegt der Hund begraben“ Foto: Wikipedia

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Sprichwörter sind zusammengefasste Volksweisheit. In einem knappen Satz werden langjährige Lebenserfahrungen ausgedrückt. Für besonders treffende und ulkige Formen interessierte sich Elke Bunge.

Da liegt der Hund begraben

Michelle erzählt ihren Klassenkameradinnen, dass ihre Eltern vorhaben, mit ihr und ihrem jüngeren Bruder raus aus der Stadt aufs Land zu ziehen. Die Eltern sind begeistert von diesem Plan, denn dort, so ihre Idee, gibt es viel frische Luft und jede Menge Platz zum Spielen. Doch die Schulfreundinnen von Michelle sind skeptisch, ihre engste Freundin Marie sagt nur knapp: „Oje, da liegt ja der Hund begraben.“ Natürlich weiß Michelle, was Marie damit sagen will, nämlich, dass dort auf dem Land nichts los ist! Aber woher kommt dieser Ausdruck?

Um das herauszufinden, müssen wir ein bisschen in der Geschichte kramen. Unsere Suche führt uns nach Thüringen. Dort gibt es einen kleinen Ort namens Winterstein. In Winterstein selbst findet man einen Gedenkstein oder Grabstein mit einem eingemeißelten Hund. Dieser soll an einen Hund namens „Stutzel“ erinnern, der dort beerdigt wurde. Die Menschen aus der Umgebung fanden das allerdings recht merkwürdig und sie machten sich fortan über diesen Ort lustig. Und da außer dem seltsamen Grabstein in diesem kleinen, verschlafenen Ort nichts los war, entstand das Sprichwort „Da liegt ja der Hund begraben“.

Doch es gibt noch eine weitere Bedeutung dieser Redewendung. Mit einer etwas anderen Betonung, nämlich auf dem ersten Wort „da“, bekommt das Sprichwort plötzlich eine ganz andere Bedeutung: Michelles Eltern suchen schon seit einer geraumen Zeit nach einem Häuschen im Grünen, aber immer ist irgendetwas nicht passend und Michelles Mutter hat irgendwelche Einwände. Mal ist die Küche zu klein, mal der Garten zu schattig oder das Bad hat keine Badewanne. Irgendwann kommentiert Michelles Vater: „Ich glaube, du willst gar nicht wirklich aufs Land ziehen, da ist der Hund begraben.“ Und damit meint er nicht, dass es seiner Frau zu langweilig werden könnte, sondern er meint, die Ursache eines Problems gefunden zu haben. Hier hat dieselbe Redewendung einen anderen Ursprung. Früher vergrub man oft Schatztruhen und zur Abschreckung war dort häufig ein zähnefletschender Hund abgebildet. Wenn man wusste, wo sich diese Schatztruhe befand, hatte man das Geheimnis gelüftet. Und so geht es dann auch Michelles Vater, der den geheimen Wunsch seiner Frau erkannt hat, nämlich dass sie lieber in der Stadt bleiben möchte.

Einen Frosch im Hals haben

Das ist doch seltsam, wenn ich morgens ans Telefon gehe, weil es in der Frühe schon klingelt, dann klingt meine Stimme oft ganz merkwürdig, irgendwie heiser. Ich muss mich dann erst räuspern und auch dann wird es manchmal nicht besser. Der Person am anderen Ende der Leitung sage ich dann: „Entschuldigung, meine Stimme will gerade nicht so richtig, ich glaube, ich habe gerade einen Frosch im Hals.“ Aber das ist nicht nur morgens in der Früh so, auch wenn ich vorher noch mit niemandem gesprochen habe, geht es mir genauso. Aber einen Frosch im Hals kann man auch haben, wenn man gerade ganz aufgeregt ist, zum Beispiel, wenn man vor der gesamten Klasse ein Referat halten soll. Auch dann kann man einen Frosch im Hals haben. Nun kann man sich zwar vorstellen, dass die Stimme versagt, weil da wirklich etwas „Kleines“ im Hals sitzt, vielleicht auch ein quakendes Fröschlein. Durch der Ursprung dieser Wortwendung kommt aus dem Medizinischen. Eine Geschwulst im Mund- oder Rachenraum nennen die Ärzte „ranula“. Daraus lässt sich das lateinische und auch italienische „rana“ ableiten. Und „rana“ heißt übersetzt ins Deutsche „Frosch“. Übrigens, auch die Engländer können Frösche im Hals haben, sie sagen dann: „I have a frog in the throat.“ Bei den Franzosen ist es übrigens eine (ganze) Katze: „J’ai un chat dans la gorge.“

Rabeneltern

Raben haben für uns Menschen bereits seit dem Mittelalter eine negative Assoziation, so wurden sie mit ihrer heiser krächzenden Stimme von den Menschen als Vorboten von Unheil und Tod in Verbindung gebracht und galten als Begleiter von Hexen.

Vielleicht kennt ja der eine oder andere Otfried Preusslers Kinderbuch „Die kleine Hexe“. In der Geschichte von Preussler wird auch sie von einem Raben begleitet, es ist der Rabe „Abraxas“. Doch in dem Kinderbuch sind die kleine Hexe und ihr schwarzer Begleiter keinesfalls böse, vielmehr helfen sie den Armen und Hilfsbedürftigen in ihrer Umgebung.

Und genauso verhält es sich auch mit dem Raben als Elternteil. Als „Rabeneltern“ oder auch „Rabenmutter“ bezeichnet man Eltern oder eben Mütter, die sich wenig um ihre Kinder kümmern. Auch hier bekommt der Rabe wieder eine negative Assoziation und wieder stammt diese Bezeichnung aus dem Mittelalter. Doch wieso glaubte man, dass diese Tiere sich schlecht um ihren Nachwuchs kümmern? Rabenküken schlüpfen blind und hilflos, sie sind echte Nesthocker und gänzlich auf ihre Eltern und Versorger angewiesen. Wachsen die Kleinen, wird es langsam eng im Nest und sie verlassen es bereits, bevor sie flügge werden. Dabei wirken sie auf uns Menschen recht unbeholfen und es macht den Anschein, als würde sich niemand mehr um sie kümmern. Übrigens, das Gegenteil von „Rabeneltern“ ist die „Gluckemutter“ oder kurz „Glucke“. Sie, so erscheint es uns Menschen, breitet auch nach dem Schlüpfen ihre Flügel aus und die lebendigen Kleinen sind von ihr gut beschützt.